9. Ann

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Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte. Wie es dazu kommen konnte, dass ich mich und Zack in meinem Bett wiederfinde. -halbnackt. 
Ich sollte es nicht tuen, doch es gefällt mir. Es wird so oder so nichts ernstes sein.
Seine blauen Augen fixieren mich. Pure Neugier.
"Was musst du mir sagen?" Seine Stimme ist unfreundlich. Ich atme tief ein und wieder aus, bevor ich die Gedanken in meinem Kopf zusammenfassen kann.
"Das hier.." Ich zeige mit dem Zeigefinger abwechselnd zu ihm und zu mir.
"Das funktioniert einfach nicht. Egal in welche Hinsicht es auch hinführen würde" Ich kann ihn nicht ansehen. Es ist mir viel zu unangenehmen.
"Wie meinst du das?" Seine Mimik verändert sich. Er sieht wütend und zugleich enttäuscht aus, denn es ist scheinbar das erste Mal, dass er seinen Willen nicht bekommt.
"Ich meine, dass wir das nicht tuen sollten" Ich gehe von ihm herunter und lege mich neben ihn.
"Ich denke schon" Er wendet sich von mir ab und setzt sich aufrecht an die Bettkante.
"Du bist Jungfrau, deshalb denkst du, dass das erste Mal etwas besonderes sein muss. Oder, dass Sex generell etwas besonderes ist" Er zuckt mit den Schultern.
"Im Grunde ist Sex nichts anderes, als sich selber etwas zu gönnen. Druck ablassen. Runterkommen, entspannen. Es ist einfach für die eigene Lust, die man empfindet. Und du hast diese Lust. Ganz eindeutig" Er sieht mich nicht einmal an, während er diese Worte von sich gibt. Er ist so erbärmlich.
"So ist das also" Sage ich leise. Meine Stimme ist gefüllt mit purer Wut. Meine Lippe bebt und meine Augen füllen sich mit Tränen.
"Ich will, dass du gehst. Sofort!", schreie ich, in der Hoffnung, dass er merkt, wie sehr er mich mit seinen Worten verletzt hat.
"Dachtest du im Ernst, ich wollte dich ficken, weil ich auf dich stehe? Weil ich Gefühle für dich habe? Du siehst zwar geil aus, aber sonst" Er zuckt mit den Schultern,steht auf und geht Richtung Tür. Das einzige, was ich nur noch hören kann, ist, was er zum Abschied sagt:
"Du bist so naiv, wenn du dachtest, ich hätte innerhalb von 24 Stunden Gefühle für dich aufgebaut" Er lacht spöttisch und schließt die Tür hinter sich.
Ich rapple mich auf und Stürme zu der Holztür. Ich bin voller Frust und unglaublich wütend, dass ich Zack im wahrsten Sinne des Wortes zerfleischen möchte. Ich reiße die Tür auf und sehe mich im Flur um.
"Fick dich Zack! Fick dich einfach!" Platzt es aus mir heraus, als ich ihn am Ende des Ganges herlaufen sehe. Ein belustigendes Lachen hallt durch den langen Flur.
Er dreht sich um und verschränkt die Arme vor der Brust.
"Wieso gehst du so mit mir um?" Meine Wangen brennen und mein Herz rast. Es tut weh, wenn man weiß, dass man ausgenutzt wird. Mir kommen die Tränen.
"Warum?!", brülle ich ihn an.
"Warum holst du mich aus dem scheiss Zimmer des Verbindungshauses? Wieso wolltest du mich vor einer Vergewaltigung bewahren, wenn du mich selber körperlich ausnutzen möchtest? Wieso bist du erst nett und dann wieder ganz plötzlich so abgrundtief gemein zu mir?" Ich lasse mich zu Boden fallen, denn ich kann mich emotional nicht mehr halten. Mir ist schwindelig und mein Kopf dröhnt. Ich sollte mich ausruhen, denn in wenigen Stunden fängt mein erstes Seminar an. Doch stattdessen sitze ich hier herum und versuche einem Arschloch zu erklären, dass es nicht gut ist, ein Arschloch zu sein.
Ich höre Schritte auf mich zukommen. Wie auch die letzten Male wird er mir jetzt schöne Worte ins Ohr flüstern. Er wird mir das sagen, was ich hören will, damit ich ihn bei mir schlafen lasse.
"Es tut mir leid" er legt seinen Arm um mich und drückt mich an sich. Ich will es, obwohl ich es nicht will. Ich weiß, dass es ihm nicht leid tut. Natürlich weiß ich das. Aber ich brauche diese Berührung.
"Ich sage solche Dinge, weil..", setzt er an.
"weil ich nicht nachdenke, wie es anderen geht, nachdem ich es gesagt habe. Ich bin halt so" er hebt mein Kinn mit seinen rauen Fingern an.
"Ich meine das gar nicht so" Seine Stimme wirkt vertraut, doch irgendetwas sagt mir, dass es nur eine Täuschung ist. Man sollte nicht immer den schönen Worte trauen, die ein Mann einem verspricht. Denn sie wissen, was du hören willst, um dein Vertrauen zu Ihnen wieder aufzubauen.
"Bitte", wispert er
"Lass es mich wieder gutmachen" Sein Blick ruht auf mir. Spätestens jetzt sollte ich ihm eine Abfuhr erteilen. Doch mich hält etwas davon ab. Ich möchte ihn bei mir haben. Ich möchte ihn berühren. Gleichzeitig will ich ihn von mir wegschubsen, aufstehen und wegrennen.
"Okay", gebe ich schließlich von mir, ohne, dass es mich überrascht. Mein Verlangen nach ihm war erneut zu stark.
Ein Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab. Er löst sich von mir und steht auf. Ohne weiter darüber nachzudenken, stehe ich ebenfalls von dem kalten Steinboden auf und greife nach Zacks Hand. Mein Verlangen überrumpelt mich. Als sei ich Sexbesäßen. In meinem Kopf herrscht das reinste Chaos. Ich bin von dem Gedanken, Zack bis ins kleinste Detail zu spüren, so überwältigt, dass ich vergesse, wer ich eigentlich bin und was Zacks Absichten sind. Er will mich nur für eine Nacht, das weiß ich. Doch das ist mir egal. Ich will ihn spüren. Ich will wissen, wie es sich anfühlt, Jemanden so unglaublich nahe zu sein. Ich möchte meine alten Erinnerungen vergessen. Ich will mir selber beweisen, wie schön es sein kann, mit jemanden zu schlafen, wenn man es auch wirklich will. Ohne Zwang, sondern mit reiner Hingabe und Verlangen.
Wir steuern auf mein Zimmer zu. Das Blut strömt mir durch meine Adern. Ich fühle mich lebendiger denn je.
Zack schließt die Tür hinter uns.

It's time to forget youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt