Eine tragische Geschichte, durchzuckte es sie, auch wenn sie genau wusste, dass drei Worte die Erzählungen Amélie Rions nicht einmal annähernd gerecht werden konnten.
Man brauch kaum darüber nachzudenken um zu realisieren, dass diese Geschichte filmreif ist. Möchtest du es nicht noch einmal versuchen, Clark? Ich weiß, du könntest mit dieser Erzählung Geschichte schreiben!, mischte sich der Geschäftsmann ein und hörte schon wieder das liebliche Klimpern des Geldes.
Nein, keine weiteren Toten, ließ sich der Bruder vernehmen und schaute sehnsüchtig zu seiner Schwester hinüber. Denn wenn eines klar war, dann, dass es Tote gäbe, wenn Susan Clark anfing zu schreiben, die gab es immer, egal wie gut es dem Protagonisten auch ging.
Allein der Gedanke an den Gewinn durch Vermarktung einer solch tragischen Geschichte ist ein Frevel, setzte der Pastor schon den Schlussstrich bevor es ausarten konnte. Er genoss Respekt gegenüber den anderen, sie hielten sich an seinen Befehl und in Susan Clarks Kopf wurde es wieder ein wenig ruhiger.
Sie bleibt nichtsdestotrotz ein armes Mädchen. Wir sollten ihr helfen!, mischte sich der Bad Boy nicht ganz ohne Hintergedanken ein. Also mach' was, Clark und starre nicht nur in die Leere.
»K-kann ich dir ... nein, kann ich nicht – brauchst du ...? Geht es dir ... nein, natürlich nicht ...«, startete die Autorin einen kläglichen Versuch etwas auf die Geschichte der weinenden Violinistin zu erwidern. Sie wusste, dass ihr Gestotter niemanden in irgendeiner Weise helfen würde. Resigniert hielt sie inne, ließ ihren Blick über die verheulten Augen der jungen Frau schweifen und verlor sich dann hinter ihr in der nach draußen drängenden Masse. Über eintausend Menschen zogen allesamt an ihnen vorbei ohne den beiden noch einen zweiten Blick zu schenken. Niemand gab dem ungleichen Paar eine weitere Sekunde ihrer Aufmerksamkeit und keiner erwartete die Künstlerin hier draußen zu sehen zu bekommen. Sie schienen wie zwei Unsichtbare die untergingen in der großen Menge.
Komm' schon, frage sie, wie es ihr geht?, drängte sie die Frau vom Fischmarkt, immer auf gute Etikette bedacht. Sie mochte es morgens in der Frühe mit ihren Kunden zu quatschen, hatte immer ein unverfängliches Thema parat.
Wollen wir denn wirklich wissen, wie es ihr geht? Ich meine, schaut sie euch doch mal an. Der Sportler hatte es nur bedingt mit Mitgefühl.
»Es, es tut mir ... obwohl, tut es das? Wieso – ach nein, falsch ... ich, ich glaube nicht, dass es mir leid tut, weil ich dich kaum kenne. Aber, aber, das könnte man vielleicht ... ändern. Also wenn du – möchtest du? Wahrscheinlich eher nicht. Oder?«
Genau, mach weiter so, man versteht kein Wort von deinem dummen Gelaber, so wird das nie etwas, lass' mich mal machen, ich weiß, wie man mit Frauen umgeht, aber du? Du kommst ja nicht mal mit dir selbst klar. Der Bad Boy lachte auf, schüttelte sich lässig die Haare aus dem Gesicht und reckte die Brust nach vorne.
Brüste dich nicht mit Taten, die du nie begangen hast und mit Muskeln, die ebenso wenig existieren, warf Heath Johnson lachend ein, schlug dem Jungen mit einem durchtrainierten Arm auf die Schulter und setzte sich dann breit grinsend neben ihn. Aber, Clark, das Gestotter muss aufhören. Nicht auszuhalten ist das. Dann ließ er die Autorin links liegen und wendete sich wieder seinem Sitznachbarn zu. Sag' mal, Morgensen. Wie läuft es eigentlich mit deiner kleinen Freundin? Wenn du schon die ganze Zeit so prahlst, wie gut du doch das weibliche Geschlecht verstehst.
Ja, wir waren vor kurzem Eis essen, ihr geht es wieder besser, aber diese ganzen Probleme in der Familie bereiten ihr immer noch Magenschmerzen und ...
Den Rest der Antwort bekam Susan Clark nicht mehr verständlich mit, die Stimmen waren zu einem leisen Hintergrundrauschen verkommen, so sehr versuchte sie mit all ihrer Kraft das Gespräch der beiden auszublenden, aber es war kaum möglich, sich in irgendeiner Form zu konzentrieren. Immer wieder drangen einzelne Wortfetzen zu ihr hindurch.
Hast du jemals darüber nachgedacht mal zum Psychologen zu gehen?, fragte sie nun auch der Sportler und erschreckte die Autorin gewisser Massen mit seiner seltenen Fürsorglichkeit. Ich meine, ich kenne da jemanden, der mir auch schon geholfen hat. Du kannst ja kaum noch sprechen so sehr lenkt dich dieser Heath Johnson ab. Er schüttelte traurig den Kopf.
Ich habe das gehört, warf besagter ein und brach in schallendes Gelächter aus. Versuche es gar nicht, Clark, du weißt doch, meine Liebe, wir beide sind unzertrennlich miteinander verbunden. Er schenkte ihr breit grinsend einen Luftkuss und widmete sich dann wieder der Erzählung des Bad Boys.
»Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte Amélie Rion zwischen zwei Schluchzern und beförderte die hagere Frau mit einem Schlag zurück in die Realität, in das Hier und Jetzt. Das Wunderkind war neugierig geworden, wen sie dort angerempelt hatte. Eine hagere Gestalt mit schwarzen Korkenzieherlocken die wild zu allen Seiten abstanden und bestimmt schon bessere Tage der Pflege gesehen hatten.
»Tobias Morgensen«, antwortete diese verschlagen und konnte nicht verhindern, dass der Bad Boy für einen Moment sein Gespräch mit dem Verräter fallen ließ und schelmisch grinsend mit offen dargelegten Hintergedanken die Kontrolle übernahm.
Unzüchtige Gedanken werden hier gedacht, meldete sich der Pastor tadelnd doch bekam er keine Antwort.
»Das kann nicht sein«, sagte die Violinistin und ein kleines Lächeln bildete sich auf ihrem verheulten Gesicht. Aus dunklen, glasigen Augen schaute sie zu der Autorin hinauf, die sie um einiges überragte.
Diese schüttelte abwehrend den Kopf. Man konnte förmlich sehen, wie die einzelnen Zahnräder in ihrem Gehirn anfingen zu drehen und das Getriebe begann zu rattern. »T-tut mir leid. Ich heiße Susan Clark!« Ihr Stimme war wieder in das alte, trainiert höfliche und professionelle Muster verfallen, dass hier half ihre Gedanken sortiert zu behalten.
»Ein englischer Name? Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Sie haben keinerlei Akzent in Ihrer Stimme.«
»Nur ein Pseudonym ...«, kam spontan die Antwort und ein schmales Lächeln bildete sich auf den fahlen Lippen.
Nur ein Pseudonym, nur ein Pseudonym, echote der Geschäftsmann und versuchte sich an einer entstellenden Grimasse. Warum duzt sich hier eigentlich jedes Schwein. Ich haben Ihnen nicht so einen Umgangston beigebracht, Miss Clark. Wo ist denn Ihre Etikette geblieben.
Die hat sie in Johnsons Bett verloren. Dumm grinsend fing sich Tobias Morgensen knallend eine Ohrfeige ein.
Man kann mit Wahnvorstellungen schlafen? Wieder der Geschäftsmann.
Kommt ganz drauf an. Schlafen kann die Clark wohl immer noch, sonst wäre sie schon an Übermüdung gestorben. Wenn deine Frage jedoch war, ob sie mit Heath Johnson im Einzelnen schlafen kann, dann bezweifle ich das. Er ist nur eine Vorstellung. Der Bad Boy lehnte sich zufrieden lächelnd zurück.
»Ihr seid nicht real, ihr seid alle nur in meinem Kopf«, fing die Autorin an zu flüstern und presste verzweifelt ihre Hände gegen ihre Schläfen.
»Wie war das?«, hakte Amélie Rion verwundert nach und verlagerte ihr Gewicht nervös von einem Bein auf das andere.
»Ich bin real, mein Engel, ich bin real!«, Heath Johnson hielt ihr auffordernd die Hand hin. Tanze mit mir, tanze mit mir in Richtung der Höllentore. Sie stehen offen, sie warten, sie warten auf uns. Der heiße, kochende Schlund möchte uns begrüßen, uns willkommen heißen. Es ist schön zu wissen, dass zu Hause jemand auf einen wartet, Clark. Ist es nicht?
Ich bin so verdammt badass, oder? Haha, ein Spaß. Würde mich freuen, wenn ihr einmal eure Meinung bis jetzt dalassen könnt. Dass Gespräch oben ist mit einer Lieblingsstellen bis jetzt :D
Wenn euch als der Mist hier gefällt, wäre es cool, wenn ihr den ein wenig weiter hinaus in die Welt tragen könnt.
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Seelenblut *on hold*
Mystery / ThrillerWohin geht man, wenn man sich selbst nicht mehr ertragen kann? Susan Clarks eigener Held verriet sie und mit ihm kamen all jene Personen zurück, die unter ihrer goldenen Feder starben. Die einst so groß gefeierte Autorin verlor den Halt, erlag dem...