Krieger der Lüfte 3

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Driingg!
Laut Ravis Uhr war es 4.30 uhr, ein Ausbilder kamm in ihr Zimmer und befahl ihnen in voller Marschmontur anzutretten.
Die letzten drei Tage der Fallschirmwoche waren angebrochen. Als sie vor ihrer Tür standen war sonst niemand da, „denke wir springen wieder alleine." bemerkte Ravi trocken.
Ohne Frühstück, mit nur zehn Minuten für Toilette und etwas trinken, ging es wieder den Sprungturm rauf.
Zu fünft standen sie an der Kante mit ihren 40 kilo Ausrüstung, samt Waffen und Munition, alle sprangen wieder, einer nach dem anderen, Sprung für Sprung. So lange bis sich um 7 Uhr langsam die Sonne am Horizont zeigte und sie von Gruppe zwei abgelöst wurden. Nun endlich war Zeit zum frühstücken, alle waren durchgeschwitzt weil sie die vielen Stufen des Turms gefühlte hundert mal erklommen hatten. „Folgen sie mir" ein Soldat war an ihren Tisch getreten und bedeutet ihnen energisch ihm zu folgen, sie durchquerten das Lager bis zum Kommandohaus in dem der Lagerkommandant sein Büro hatte, „wenn es etwas zu besprechen gibt lasst mich reden ok?" sagte Claudius und übernahm die Führung.
Thor bildete das Schlusslicht.
Sie gingen durch einen kahlen Flur mit wenigen Fenstern, nirgendwo hing etwas um die Wände zu verschönern welche weiß geputzt waren. Auf dem Boden, der um das Putzen zu erleichtern mit einer laminat Schicht überzogen war, verliefen gerade Streifen die sich an Kreuzungen in verschiedenen Farben teilten. An den Wänden hingen Legenden für die Zuordnung der einzelnen Farben, die Gruppe folgte der Farbe Grün, Oberkommando.
An einer einfachen doppelten Holztür blieben sie stehen, zwei Wachsoldaten öffneten, alle mussten durch einen Skanner gehen, der sie auf eventuelle Waffen überprüfte, danach gelangten sie durch eine weitere, kleiner, Tür in einen Raum.
Dieser Raum war gemütlich eingerichtet, auf dem Boden lag ein Teppich, an den Wänden hingen Bilder, Orden und Fotos, hinter einem breiten Schreibtisch aus dunkler schwerer Eiche sahs der Kommandant.
„Meine Herren" begann dieser nachdem der Soldat, der sie hereingebracht hatte gegangen war.
„Sie erhalten die Ausbildung bei Nacht aus folgendem Grund, die Vereinten Nationen haben erstaunlich viel Bewegung an der nordkoreanischen Grenze festgestellt. Im Falle eines Krieges, der hoffentlich nie kommt, wird ihre Truppe als Nachtlande-Gruppe fungieren und spezielle Missionen bewältigen müssen.
Deshalb wird sowohl ihr Fallschirm- als auch ihr Überlebensprogramm hauptsächlich Nachts stattfinden."
„Jawohl, wie sie befehlen sir." antwortet Claudius für alle, „gut dann können sie jetzt gehen." beendete der Kommandant das Gespräch und wandte sich den Unterlagen auf seinem Schreibtisch zu.
Die zwei wachen öffneten die Tür und ihre Gruppe folgte dem Soldat, der sie hergebracht hatte, zurück in den Speisesaal.
„Das waren die schlechtmöglichsten Neuigkeiten die wir bekommen könnten, was meint ihr? Ist der irre im Norden verrückt genug einen Krieg anzuzetteln?
Vereinigtes Grummeln kamm als Antwort auf Claudius seine Frage, niemand wollte sich über dieses Thema wirklich Gedanken machen, denn alle wussten, dass es gut möglich war. Die Militärs für ihren Teil rechneten immer mit einem Angriff, was der Grund für den Wehrdients und andere Unangenehmlichkeiten war.
Im Speisesaal war es unterdessen still geworden, alle anderen Gruppen waren bei ihrer Ausbildung.
Nach einer halben Stunde kamm ein Soldat und nahm sie mit zum Schießstand, seit ihrer Zeit in der ersten hatten sie nicht mehr geschossen. Ein Ausbilder stand daneben doch er kümmerte sich wenig um sie und rauchte, wie so viele, genüsslich eine Zigarette. Im ihrem stummen Einverständnis fingen sie, wie auch bei dem Training in der Ersten, mit den kleineren kalibern an, Handfeuerwaffen. Sie übten über eine Stunde bis alle zur nächsten Stufe übergingen, mit diesem Muster wurden alle Waffengattungen behandelt. Von Handfeuerwaffen über Maschinenpistolen und Sturmgewehre bis zu Maschinengewehren, der Ausbilder ließ sie gewähren, da ihre Fallschirmzeit erst wieder bei völliger Dunkelheit begann, außerdem war es ein exzellentes Ausdauertraining für langanhaltende Feuergefechte.
Nach vier einhalb Stunden gönnten sie sich eine halbe Stunde Pause, tranken etwas und aßen die Kraftriegel, welche sie vom Frühstück mitgenommen hatten. Mit Erlaubnis des Ausbilders und unter seiner Aufsicht sperrten sie das Flugfeld, auf welchem das kleine Transportflugzeug des Camps stand, an den Seiten ab und stellten menschengroße Ziele auf.
Unter den wachsamen Augen des Diensthabenden liehen sie sich aus der Waffenkammer Scharfschützengewehre und begannen aus immer größeren Entfernungen auf die Ziele zu schießen. Als die Dämmerung anbrach und alle zum Abendessen in den Speisesaal gerufen worden, waren Leo und Ravi als bestes Duo gerade bei 850m Entfernungen angekommen, was das Maximum auf dem Flugfeld war, allerdings war sich Leo, der Schütze, sicher noch bis 1000 Meter zu treffen.
Beim Abendessen wo alle Gruppen und alle anderen Soldaten des Camps zusammen saßen erklärte der Hauptmann ihnen allen, dass was er Gruppe eins schon am Vormittag erzählt hatte, die Reaktionen waren überall die selben, betrettenes schweigen, Angst.
Nach der kurzen Ansprache wurde es ruhig im Saal, nach und nach verließ eine Gruppe nach der anderen den Raum um ins Bett zu gehen, die ersten waren Ravi und Leo, gefolgt von dem Rest von Gruppe eins, kurz bevor sie die Tür passierten rief einer der Offiziere Claudius zurück und geleitet ihn zum Tisch des Kommandanten an der Stirnseite des Raumes.
Als der Rest im folgen wollte wurden sie weggeschickt und aufgefordert sich auszuruhen.

Die Flure waren verlassen als er sich auf den Weg in sein Bett machte, Licht brauchte er keines, denn mittlerweile kannten seine Füße den Weg durch den Wohnkomplex des Camps auswendig. Der Hauptmann hatte ihn noch bis zum Ausgang des Kommandogebäudes gebracht und einige letzte Dinge mit ihm besprochen.
Auf dem Hof war genug Licht aus den vereinzelten Scheinwerfern am Zaun um gerade so den Weg zu erkennen. Niemand brauchte hier viel Licht, das Camp war so abgelegen und unbedeutend das ein Angriff sehr unwahrscheinlich war, weshalb niemand sich um nächtliche Wachen gekümmert hatte. Ein Radar überwachte rund um die Uhr den Luftraum um Raketen und eventuelle Flugzeuge früh genug erkennen zu können.
Hinter dem Zaun erkannte Claudius nichts, der Wald um ihn herum war finster und verschluckte jedes Licht, ihm wurde leicht mulmig da er keinerlei Waffe dabei hatte. Schon so lange waren sie jetzt ausgebildet worden, dass es ihm trotz seiner Abneigung gegen Krieg und Gewalt ein sicheres Gefühl gab eine Waffe am Körper zu tragen, ohne fühlte er sich einfach schutzlos, diese Bemerkung an sich selbst beunruhigt ihn.
Wie groß waren die Veränderungen der letzten Monate wirklich?
Was würde passieren wenn?
Konnte er in sein Leben vor dem Militär zurück?
Niemand war noch wach, außer ihm und dieser Moment der Stille, der absoluten Ruhe faszinierte ihn, sollte eintreten was der Hauptmann befürchtete, würde es keine Stille, keine Ruhe und keine Sicherheit mehr geben für eine wahrscheinlich zu lange Zeit.
Langsam und leise, fast schleichend glitt er auf dem Flur entlang und ging zu ihrem Zimmer, das Knarzen der Tür das normalerweise im Lärm des Alltags unterging, kamm ihm jetzt erschreckend laut vor.
Im Zimmer angekommen zog er sich aus und legte sich leise in sein Bett, alle seine Kameraden schliefen schon längst tief und fest, nichts anderes hatte er erwartet denn in knapp fünf Stunden würde sie jemand wecken und zum Springen abholen.
Tot müde und mit einem letzten Blick auf die friedlichen Gesichter der Jungs mit denen er so fest zusammen gewachsen war als kannten sie sich schon ein ganzes Leben schlief Claudius mit den dunklen, schweren Gedanken die ihm die Unterredung gebracht hatte endlich ein.
Es sollten für viele die letzten wirklich friedlichen Nächte werden.

Vixx LR - Brothers​ In ArmsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt