Kapitel 13

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Celeste

Seit dem Vorfall in der Küche ist bereits eine Woche vergangen. Viel verändert hat sich in dieser Zeit nicht. Die ganze Zeit verbrachte ich in 'meinem' Zimmer und nur zum Essen verließ ich es.
Mit Yarrow habe ich seit dem nur das nötigste beredet und ich Halte es auch nicht für nötig eine Konversation mit ihm zu führen. Seine Drohung sitzt mir immer noch tief in den Knochen und steigert meine Angst aber auch mein Hass ihm gegenüber ins unermessliche. Ich bin mir sicher das es nicht nur eine leere Drohung gewesen war sondern nächste mal wirklich ich für meine angeblichen Fehler gerade stehen muss.

Er sagt zwar er will mir nicht weh tun aber ich denke das hat eine andere Bedeutung für ihn. Er sieht es nicht als verletzen an, wenn er mich bestraft. Es scheint eine einfache Erziehungsmassnahme für ihn sein, anders kann ich es mir nicht erklären.

Seufzend stehe ich von dem Bett auf und laufe zum gefühlten Hundertsten mal zu dem großen Fenster. Eine leichte Gänsehaut bildet sich auf meinen nackten Beinen. Sehnsüchtig schaue ich auf den dichten Wald der sich vor mir erstreckt. Leicht wiegen die Äste durch den Wind hin und her und erzeugen so wahrscheinlich eine angenehme Brise. Wie gerne würde ich jetzt einfach hinausgehen können um mich selber davon überzeugen zu können.
Stattdessen Hocke ich hier in diesem stickigen Raum und schaue sehnsüchtig nach draußen.
Alles was früher so selbstverständlich für mich war kann ich mir jetzt nur noch erträumen. Bevor mich dieser verrückte Typ entführt hat war alles so normal.
Und Immernoch weiß ich nichtmals genau wozu er mich genau braucht oder wofür ich ihm überhaupt nützlich bin. Außer natürlich als etwas woran er seine Wut und seine Gelüste auslassen kann beziehungsweise könnte.
Ich muss herausfinden wofür er mich braucht, vielleicht habe ich dann eine Chance auf freiheit.
Doch im Moment liegt dies immernoch in weiter Ferne.

Rausgehen, sich mit Freunden treffen und sogar essen war so selbstverständlich für mich das ich nie darüber nachgedacht habe das es irgendwann etwas sein wird worauf ich hoffen muss.
Eine einzelne Träne löst sich aus meinem Augenwinkel und kullert meine Wange hinab. Schnell wische ich sie mir mit dem Handrücken weg und schließe seufzend meine Augen. Vielleicht sollte ich mich einfach hingeben und das machen was Yarrow von mir verlangt. Nein, an so etwas darf ich nichtmal im Traum denken. Ich werde nicht aufgeben. Ich hab es Luke versprochen, ich habe ihm versprochen das ich kämpfen werde und wenn es das letzte ist was ich tue. Yarrow wird mich nicht klein kriegen. Niemals werde ich mich ihm vollständig hingeben und seinen freiwillig Befehlen nachgehen.
Ich werde hier raus kommen und dafür sorgen das dieser kranke Typ sein restliches, erbärmliches Leben im Knast verbringen wird.
Es ist einfach ein unglaublicher Zwiespalt, was ich tun muss um hier rauszukommen. Einerseits will ich ihn anschreien und mich ihm widersetzen und wie ein würdiger Mensch gegen ihn ankämpfen. Doch im inneren weiss ich, dass dies nicht die Lösung ist, ich muss wenigstens so tun als würde ich mich ihm unterwerfen, nur so gibt es eine Möglichkeit hier lebendig zu entkommen.

Schwere Schritte die dem Zimmer näher kommen reißen mich aus meinen Gedanken.  Erschrocken drehe ich mich um und Schaue gespannt auf die Tür welche aufgeschlossen wird. Herein kommt ein gut gelaunter Yarrow welcher eine braune Papier Tüte in der Hand hält. Kurz lässt er seinen Blick über meinen Körper gleiten doch schaut mir nur kurz darauf wieder ins Gesicht. Dieses Mal jedoch mit einem Grinsen auf den Lippen.
Allein wenn ich sein schmieriges grinsen sehe überkommt mich ein ekeliges Gefühl und am liebsten würde ich mich in der nächsten Ecke übergeben. Das sagen werde ich ihm natürlich nicht. Stattdessen schaue ich ihn nur mit einem abwartenden Blick an, gespannt auf das was sich in der Tüte befindet.
"Was tust du da am Fenster? Ich hoffe dir ist bewusst das wir uns im zweiten Stock befinden und noch dazu die Fenster verschlossen sind." fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
" ich habe nur ein wenig die Aussicht genossen. Oder willst du mir das jetzt auch verbieten ?" Gifte ich ihn an worauf sich sein Kiefer leicht anspannt.
"Rede nicht in so einem Ton mit mir." Spricht er hinter zusammen gebissenen Zähnen. Ich antworte nichts darauf sondern wende meinem Blick nur von ihm ab und betrachte die Wand neben mir, welche plötzlich so interessant zu sein scheint.

Er schnaubt einmal und kommt dann auf mich zu. Ängstlich kneife ich meine Augen zusammen. Er will mich doch nicht schlagen oder ? Innerlich mache ich mich auf das schlimmste bereit doch als nichts weiteres passiert öffne ich vorsichtig meine Augen und erblicke einen verwirrten Yarrow der mir die braune Tüte hinhält.
" dachtest du etwa ich würde dich schlagen"? Fragte er Verständnislos und ein Hauch Enttäuschung war in seiner Stimme zu hören.
Was erwartet er denn bitte? Das ich ihm mit offenen Armen entgegen komme? Darauf kann er lange hoffen.
" Natürlich traue ich dir zu das du mich schlägst. Ich meine du hast dich auch nicht davor geschert Luke umzubringen. Also warum sollte ich denken das du es bei mir nicht anders machen wirst ?
Du hast mein Leben zerstört! Mir alles genommen was ich hatte. Du hast mich verdammt nochmal entführt! Ist dir überhaupt klar was das bedeutet ? Bestimmt nicht.
Das wahrscheinlich einzige was in deinem kranken Kopf herum schwirrt sind neue, verrückte Methoden weitere unschuldige Menschen zu foltern und umzubringen. Nur um deine widerlichen Bedürfnisse zu stillen. Du bist krank! Du bist ein kranker Psychopath.
Also sag mir warum ich nicht denken sollte das du mich schlagen willst ?"
Die Worte sprudeln nur so aus mir heraus und bevor ich sie aufhalten kann verließen sie schon meinen Mund. Geschockt halte ich mir die Hand vor den Mund um noch mehr unangebrachte Worte zu verhindern. Scheiße! Dieses Mal bin ich definitiv zu weit gegangen was sich auch an Yarrow's Gesicht bemerkbar macht.
Verdammt wieso kann ich mich nicht einfach zurückhalten? Wieso überkommt mich immer dieses unglaubliche Gefühl von Hass, was einfach nur zu dummen, unüberlegten Handlungen meinerseits führt?

Seine grünen Augen verdunkelten sich und sein gesamtes Gesicht spannte sich an. Mit einer schnellen Bewegung griff er grob nach meinem Handgelenk, ließ dabei die braune Tüte fallen und zerrte mich aus dem Raum.
Ich drehte mein Hand Gelenk hin und her, versuchte es so aus seinem Griff zu lösen doch er war zu stark. Daran das ich ausschließlich Unterwäsche und ein übergroßes Shirt trage ist in dem Moment nicht zu denken. Zurzeit habe ich durchaus größere Sorgen als das er mich so sehen kann.
"Dieses mal bist du zu weit gegangen " knurrte er und Schliff mich die Treppen runter. Vor einer braunen Holztür hielt er inne, warf mir einen kurzen Blick zu und öffnete sie anschließend. Eine graue Treppe welche hinunter führte erstreckte sich vor mir und sofort überkam mich eine Welle von Angst.  Diese Treppe führte geradewegs in den Keller. Der Keller in dem Luke umgebracht wurde.
Erneut windete ich mich aus deinem viel zu festen Griff.
" nein, bitte, nicht in den Keller. Ich flehe dich an." Wimmerte ich und einzelne Tränen verließen meine Augen. Doch er zeigte kein Erbarmen, ignorierte mein Flehen und zog mich nur weiter, die Treppe hinunter bis hin zu einer alten Tür welche ihre beste Jahre schon hinter sich hatte.
Er schloss sie auf und mit einem knarzen öffnete sich die morsche Tür. Ein modriger Geruch kam mir entgegen und angewidert verzog ich das Gesicht.
Bevor ich reagieren konnte schubste mich Yarrow in den Raum und mit einem schrillen Aufschrei landete ich auf den feuchten Boden. Geschockt schaute ich ihn am und wollte mich aufrappeln um zur Tür zu gelangen doch noch bevor ich mich aufrappeln konnte schloss er die Tür hinter sich und schloss sie ab. Nur noch seine schweren Schritte waren zu hören bevor mich eine angsteinflößende stille umgab.

Zitternd schaute ich mich in dem dunklen Raum um. Viel erkennen konnte ich nicht da der Raum nur durch eine schwache Lampe beleuchtet wird. Außer einer Decke und einem Waschbecken befindet sich nichts weiteres in dem kahlen Raum. Zumindest ermöglicht mir das schwache Licht nichts weiteres zu erkennen.

Hoffnung macht sich in mir breit als ich mir wenig später Schritte höre und die Tür geöffnet wird. Yarrow erscheint im Türrahmen und sieht mich herablassend an. Bevor ich etwas sagen oder etwas tun kann wirft er mir die braune Tüte hin und verlässt den Raum so schnell wieder wie er gekommen ist. Hinter sich schließt er die Tür ab und seine Schritte entfernen sich langsam von der Tür.
Hastig stehe ich auf und renne zur Tür hin. Mit geballten Fäusten schlage ich immer wieder auf die Tür ein Rufe verzweifelt seinem Namen.
" Yarrow! Komm zurück! Bitte ! Du kannst mich doch nicht hier unten einsperren!" Schrie ich verzweifelt. Nach gefühlt einer Stunde gebe ich jedoch auf und lass mich erschöpft die Tür hinunter gleiten.

Nur noch meine leisen Schluchzer waren zu hören welche von Minute zu Minute lauter wurden, bis ich schließlich meine ganze Wut, meine ganze Trauer und meine ganze Verzweiflung heraus ließ sodass ich am Ende nichts weiter konnte als auf meine aufgeschürften Knie zu schauen während weiterhin ununterbrochen Tränen meine Wangen hinunter flossen.

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