4. Wieso ist es nicht einfacher?

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Nachdem ich mich wieder in mein Zimmer zurückgebeamt habe, gehe ich zum Mittagessen runter. Zu dumm, dass es schon 16:46 Uhr ist. Dad und Sarah sind in der Küche. Sarah wäscht grade irgendwas und Dad kommt auf mich zu. Besonders begeistert sieht er nicht aus.

Mein Herz bleibt stehen.

Hat er es herausgefunden? War ich zu lange weg? Darf ich da jetzt nie wieder hin, obwohl ich da doch endlich grade Freunde gefunden habe?

Ich kann nicht mehr atmen, mir wird heiß und leicht schwindelig.

So nervös war ich schon ewig nicht mehr.

"Wo warst du, junger Mann?", fragt er mich ernst.

Okay beruhig dich, Green. Du darfst dir nichts anmerken lassen. Denk erst mal wieder klar. Er hat gefragt, wo ich war? Dann hat er in meinem Zimmer nach mir geguckt, also kann ich das schon mal nicht sagen. Freunde auch nicht und die Wahrheit erst recht nicht.

"Ich war noch in der Schule", sage ich glücklicherweise relativ flüssig und nicht nervös klingend.
"Und wieso kommst du dann aus deinem Zimmer?", fragt er misstrauisch. Sarah sagt, als wäre es wirklich so gewesen: "Ich war doch eben kurz weg, da hab ich ihn durch die Hintertür reingelassen, er hatte seinen Schlüssel vergessen." Dad guckt sie an. Sie hat dabei keinen Blick zu uns gewendet, ist stur bei der Arbeit geblieben, was es noch echter aussehen lässt.
"Ah ja, okay. Ich hab mich schon gewundert." Er geht zurück zum Tisch und holt irgendwelche Sachen von seiner Arbeit.
"Gut, wenn ihr mich sucht, ich bin dann oben", teilt er uns beim Treppensteigen mit.

Als er oben ist, hole ich wieder Luft. Ich gehe zu Sarah, lasse mich verkehrt herum auf einen Stuhl fallen, so dass ich meine Arme auf die Lehne legen kann, und bedanke mich.
"Du musst das echt kürzer machen. Du kannst froh sein, dass ich im Moment frei habe, ohne mich bist du aufgeschmissen", sagt die ernst. Ich weiß ja, sie meint es gut und macht sich nur Sorgen.
"Haha, du hast ja keine Ahnung was passiert ist."
"Na dann, schieß los."
"Vergiss es! Ich erzähl das höchstens hinter verschlossener Tür und mit lauter Musik an", lache ich.
Sie räumt das letzte Glas weg und sagt: "Gut, dann gehen wir in mein Zimmer, ich bin eh grad fertig."
Wir befolgen meine Bedingungen und ich erzähle es ihr wirklich.

"Green... you're a dead man...", sagt sie verzweifelt.
"Pff, du übertreibst."
"Na wenigstens hast du Red wiedergetroffen. Ihr habt euch damals schon super verstanden. Naja, ihr habt euch eigentlich oft gezofft, aber ihr wolltet trotzdem immer wieder zueinander. Voll süß eigentlich." Ihr Blick sieht ungefähr so aus: ^-^

In dem Moment fällt mir Sarahs Kette auf.
"Tragen Mom und Dad ihre Ketten eigentlich?"
"Das hab ich mich auch schon mal gefragt. Ich bin mir aber nicht sicher, es könnte sein...", überlegt sie.
"Hast du denn nie drauf geachtet?", frag ich verwundert.
"Doch, es sah nur nie eindeutig aus."
Kurze Stille. Dann grinsen wir uns an.

Das schreit nach geheimer Mission.

"Ich glaub's nicht", sagt sie begeistert, "Du denkst das Gleiche wie ich!"

Jetzt bin ich verwirrt.

"Was? So erstaunlich? Oder was denkst du?"
"Geheime Mission?", fragt sie hoffnungsvoll.
"Äh ja? Was ist daran erstaunlich?", frage ich leicht empört.
"Du bist mitten in der Pubertät! Dir wäre so was normalerweise voll peinlich und zu kindisch." Sie lächelt mich warm an.
"Red hat mir meinen Bruder wiedergebracht."

Also jetzt wird's echt zu gay. Die shippt uns am Ende noch.

"Don't be rediculous, Sarah. I -"
"It's ture. You can say whatever you want. I know I'm right", unterbricht sie mich.
Ich sehe sie genervt an.

Die Kette - Eine Reise in eine vergessene WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt