12. Wiedersehen mit der Familie

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Keine Ahnung wie viel Zeit vergeht während ich warte, aber es fühlen sich an wie Stunden.
Meine Eltern und Gramps kommen rein und fragen mich aus. Natürlich nicht alle auf einmal.
Wie erwartet wirken Mom und Dad anders. Bei Mom merke ich zum 1. Mal, dass sie keine Geheimnisse vor mir hat. Sie ist locker und schuldbewusst. Ihre Anwesenheit erfreut mich, während Dads Anwesenheit mich leicht bedrückt. Es kommt mir so vor, als wäre er enttäuscht von mir oder genervt.

Warum ist er noch so? Hallo? Ich lag im Koma.
Ich hatte gehofft mehr Liebe und Verständnis von ihm zu bekommen...

Gramps ist eigentlich wie immer, nur grade noch etwas freundlicher.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich und Sarah mal länger draußen gespielt haben, als er uns erlaubt hatte. Da war er vielleicht sauer. Okay, er hat uns in unserem riesigen Garten nicht gefunden, weil wir uns versteckt hatten, und dachte uns ist sonst was passiert, aber trotzdem. Mom hat das Strengsein sichtbar von ihm gelernt.

"Hast du dich denn genug ausgeruht?", fragt Dad.

Er... sorgt sich um mich?

"J-ja, ich denk schon", sage ich überrascht.
"Gut, dann können wir ja gleich alle wieder nach Hause gehen", sagt er.

Achso, natürlich. Er wollte es nur deswegen wissen.

Und wie er gesagt hat, darf ich wirklich nach Hause. Schwester Joy meinte, dass ich es darf, wenn ich mich genug ausgeruht habe. Sie haben mir schon vor längerer Zeit frische Sachen hingelegt, die ich anziehe, bevor wir das Gebäude verlassen.

Ich geh ganz bestimmt nicht in 'nem Kleidchen durch die Stadt.

Gehen wäre sowieso nicht der Fall, meine Eltern haben vor dem Krankenhaus in Vertania City (nicht Viridian City) nämlich ihr Auto geparkt.

Während der Fahrt denke ich über meinen Vater nach.
Er kann doch nicht wirklich so sein... es muss doch eine weiche Seite in ihm geben.

Leaf und Sarah umarmen mich freudig, als ich wieder Zuhause bin.

Achja, Leaf hatte ja sein Wiedersehen mit allen. Hoffentlich wurde er herzlicher willkommen geheißen als ich.

Leaf und ich teilen uns jetzt ein Zimmer.

Mein Zimmer ist ja groß genug.

Er sagt mir, dass ich Red und den anderen, möglichst schnell sagen sollte, dass ich "wieder am start" bin. Was ich auch bald mache.

Drüben klingel ich und warte. Scarlet macht mir auf und fragt: "Ja? Was gibt's?"

Hallo? Hat sie mich nicht vermisst?

"Ähm, ich wollte fragen, ob Red da ist. Ich sollte vorbei schauen, sobald es mir wieder gut geht", sage ich neutral.
"Oh Green! Dir geht's wieder gut! Ich dachte du wärst Leaf!", sagt sie kichernd.
"Komm doch rein, Red ist oben."
"Danke."

Oben kommt ein gedrückt klingendes "Wer ist da?", nachdem ich an Reds Zimmer geklopft habe.
Ich kriege Lust ihn zu verarschen und antworte: "Leaf, ich komm rein, ja?"
"NEIN!", protestiert Red schnell.

Huch? Was macht er denn?
...Oohhh, doch nicht etwa...

"Warum nicht?", frage ich verwundert.
"Weil ich eben noch nackt war, ich bin grad dabei mich umzuziehen", erklärt Red.

Achso, schade...

"Das heißt, jetzt darf ich? Du meintest 'nackt war'...", frage ich interessiert
"Ja."
Ich öffne die Tür und trete ein. Red steht in Boxershorts an seinem Kleiderschrank und sucht sich Sachen heraus.
"Was gibt's?", fragt er dabei.
"Green ist wieder wach."
Plötzlich sieht er mich extrem freudig an und hört mit allem anderen auf.
"Echt?!", fragt er aufgeregt. Auf dem Weg zu seinem Bett lüge ich: "Ja, er ist grade in unserem Zimmer und ruht sich noch etwas aus."
Erleichtert atmet Red aus und sagt: "Thank god, ich hatte so Angst um ihn. Hast du ihm gesagt, dass er sich blicken lassen soll, sobald es ihm wieder gut geht?"
"Klar, sowas vergesse ich doch nicht", sage ich, ihm zu zwinkernd. Kurz bevor ich mich auf sein Bett setze, zuckt Red kurz zusammen und sieht schnell weg.

Die Kette - Eine Reise in eine vergessene WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt