11. Wo bin ich?

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Ich bin in einem Raum ohne Licht. Die Dunkelheit scheint mich zu verschlingen und ich fühle mich ungeschützt und ausgeliefert. Doch dann kommt der Mond zum Vorschein und wirft sein schützendes Licht auf mich. Es kommt mir so vor, als würde es mich anheben, wie in diesen Science-Fiction Filmen, wenn ein Ufo jemanden entführt, nur fühlt es sich keineswegs wie eine Entführung an. Es bringt mich in den Mond. Hier sieht es aus, wie in einem prachtvollen, weißen Schloss. Vor mir sind nun Red und Leaf, die gemeinsam auf mich warten. Ich renne zu ihnen und durchstoße dabei eine magische, durchsichtige Wand. Auf einmal ist es für mich selbstverständlich, dass sie da war, obwohl ich davor noch nicht die leiseste Ahnung von ihr hatte. Ich umarme Red und Leaf und danke ihnen, dass sie da sind. Leaf sagt mir, dass ich es geschafft habe, eine Eins im Deutschtest zu schreiben. Red gratuliert mir, als wäre es mein Lebenswerk und gibt mir den Test. In der Hand halte ich einen Mathetest, doch es ist für mich grade selbstverständlich, dass es ein Deutschtest ist. Ich umarme den Test und freue mich.
Im nächsten Moment bin ich in meinem Zimmer und lege ihn auf meinen Schreibtisch. Ich sehe aus dem Fenster. Davor ist nun ein Balkon auf dem Blue und ich tanzen. Jetzt erkenne ich auch den wunderschönen Nachthimmel mit all seinen Sternen und vor allem dem Vollmond. Blue trägt ein prachtvolles blaues Ballkleid geschmückt mit Perlen. Ihre Haare sind hochgesteckt und bezaubernd gelockt, nur ein paar Strähnen hängen herunter und teilweise vor ihr Gesicht.
Ich versuche den Tanz zu identifizieren. Es ist ein Walzer, wenn ich mich nicht irre.
Sie streichelt meine Hand und sieht mich verliebt an. Plötzlich spüre ich das Verlangen nach Nähe und Liebe. Ich will sie umarmen und küssen. Mit einem Ruck ziehe ich sie an ihrer Hüfte an mich und drücke sanft meine Lippen an ihre. Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Mir läuft sogar eine Träne die Wange herunter.
Ich verspüre extrem starke Sehnsucht. Ich will unbedingt zu ihr, obwohl ich sie doch bei mir habe.
Auf einmal dröhnt mein Kopf. Ein lauter Knall hat es verursacht. Doch jetzt spüre ich höllische Schmerzen an meinem Rücken und ich realisiere, dass das kein Traum sein kann. Ein Rocket Rüpel taucht vor mir auf und schlägt mich zusammen. Ich schreie um Hilfe, doch es ist keiner da, um zu helfen. Er hört einfach nicht auf, bis ich mich endlich durchsetzte.
"RED", schreie ich hochschreckend. Schweiß gebadet sehe ich mich um.
Es dauert etwas bis meinen Puls wieder normal schlägt.

Ich bin in einem Krankenzimmer. Ich bin in einem Bett. Ich hab das doch nur geträumt. Aber warum habe ich Reds Namen geschrien?

Ich wollte Hilfe.

Dann brauch ich doch nicht Red!

Er hat mir bislang immer geholfen, mich immer gerettet, plus ich vermisse ihn.

Ich senke nachdenkend meinen Kopf. Zack ist der nächste Gedanke da.

Evoli! Wo ist Evoli?!
Pansich sehe ich mich um.

Lebt er?! Oh nein, wo ist er?!

Ich beschließe aufzustehen und nach ihm zu suchen. Mein Rücken schmerzt, sobald ich meine Schultern bewege. Ein kurzes Stöhnen kann ich mir nicht verkneifen.

Egal, du musst Evoli finden.

Mühsam stehe ich auf. Die Sonne, die durch das Fenster auf mich scheint, bländet mich. Ich muss richtig meine Hände als Schutz vor meine Augen halten.

So stark hat sie mich doch noch nie gebländet. Aber darum kann ich nich jetzt nicht kümmern.

Ich trage nicht mehr Leafs Hose, sondern dieses komische Kleidchen, das Pazienten immer tragen. Mein Gleichgewicht ist auch im Eimer, ich knalle sofort auf die Knie. Doch zu meinem Erstaunen habe ich keine Schmerzen mehr im Knie.

Angestrengt stehe ich wieder auf und suche erst mal Halt. Sobald ich den habe, geht's weiter.
Zunächst geht es wackelig voran, doch nach und nach gewöhne ich mich wieder ans Laufen. Der Verband um meine Brust ist auch ungewohnt und zuerst echt nervig. Ich gerate andauernd in Versuchung ihn abzumachen, doch ich werde von meinem Verstand aufgehalten. Hinter der Tür ist ein längerer Gang, den ich auch entlangstreife. Ich traue mich nicht in die ganzen Zimmer hineinzusehen und entscheide mich dazu, einfach an der Rezeption zu fragen.

Die Kette - Eine Reise in eine vergessene WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt