07 Leah ist anders...

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Ein paar Tage waren vergangen, seit dem Tag mit dem Vorfall im Keller, doch der Schock steckte noch tief in den Gliedern. Ich war nicht mehr hinunter gegangen. Ich würde keinen Fuß mehr in den Keller setzen und Tate hatte ich seitdem auch nicht mehr gesehen. Er ging noch zu meinem Vater zu den Behandlungen, aber ich mied es ihn zu treffen und er war auch nicht mehr einfach so bei mir aufgetaucht.
Leah war die Tage seit dem Vorfall nicht mehr zur Schule gekommen. Wie schrecklich die sich fühlen musste... Irgendwie tat sie mir jetzt leid. Was da unten passiert war, war einfach mal richtig scheiße gewesen, richtig SCHEIßE! Selbst ich hatte totale Panik...

Heute kam Leah endlich wieder zur Schule. Ich hatte schon befürchtet, dass ihr was zugestoßen sei, nach der Aktion... Doch ihr Auftreten verwunderte mich. Sie trug einen großen violetten Hut. Dazu eine Sonnenbrille und auf ihrer Wange, klebte ein großes Wundpflaster. Auch ihr Verhalten wunderte mich... Sie war nicht auf Streit aus, wie sonst immer, sondern verhielt sich merkwürdig ruhig. Sie sagte keinen Ton. Weder im Unterricht, noch in den Pausen, wenn ihre Freundinnen sie umschwärmten.
Hatte die Keller-Nummer etwa funktioniert? Lies sie mich jetzt endlich in Ruhe? Ich wollte gerade innerlich meinen Sieg feiern, da wandte sich Leah von ihrer Clique ab und kam direkt auf mich zu.
Mist! Hatte wohl doch nicht gereicht...
Doch anstatt mir die Kippe aus der Hand zu schlagen stand sie völlig eingesunken und mit gesenktem Blick vor mir und fragte mit dünner Stimme:"Können wir uns nachher vielleicht treffen?" Ich sah sie verwundert an. Oha, der ging's aber gar nicht gut! Es kam mir vor, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. "18 Uhr am Skatepark?" Sie sah mich flehend an und ich nickte nur. Dann ging sie zurück, zu den anderen Mädchen, doch anstatt sich mit ihnen das Maul über mich zu zerreißen setzte sie sich stumm an den Rand und starrte leer in die Gegend. Sie wollte mit mir reden, das war klar!

Wie verabredet traf ich Leah um 18 Uhr am Skatepark. Sie saß schon am Rand einer Skatebahn und sah zu, wie ein paar Kerle auf einem Brett mit Rollen herumfuhren. Sie schien schon länger hier zu sitzen, als hätte sie gehofft, ich würde früher kommen... Sachte ging ich zu ihr. Wer weiß, wie sie es aufnehmen würde, würde ich plötzlich von hinten kommen...
"Hey!", sagte ich freundlich und setzte mich zu ihr. Sie erwiderte nicht. Allgemein kam es mir vor, als würde ihr das sprechen schwer fallen. Egal, was sie jetzt von mir wollte, ich musste ihr diese Gedanken an diesen Abend nehmen!
Eine Weile saßen wir nur so da und sahen den Skatern zu.
Auf einmal zückte Leah ein Feuerzeug und zündete sich eine Zigarette an. Leah rauchte?
"Ich dachte, du hast was gegen's Rauchen.", sagte ich.
"Hab damit angefangen.", meinte sie und starrte einfach geradeaus. Allgemein sah sie mich gar nicht mehr an.
"Ich kann nicht schlafen.", sagte sie dann, mit einer gebrechlichen Stimme. "Ich hab fürchterliche Angst vor...vor allem!", redete sie weiter. Endlich schweifte ihr Blick zu mir. "Was mich angegriffen hat war kein Mensch!", fiepte sie. Obwohl sie noch immer die Sonnenbrille trug, konnte ich sehen, wie verstört sie war. Ich rollte mit den Augen. "Das war Tate!", entgegnete ich und tat, als wär die Welt in Ordnung.
"Du hast das andere Ding auch gesehen!", fuhr sie mich an, wurde aber gleich wieder still.
"Er wollte uns beide doch bloß erschrecken!", sagte ich, obwohl ich selber wusste, dass das im Keller nicht normal gewesen ist.
Leah nahm wieder einen Zug von der Zigarette und sah wieder zu den Skatern. Wieder herrschte Stille zwischen uns.
"Deine Eltern, was wissen die?", fragte ich und rechnete mit dem Schlimmsten.
"Keine Sorge!", meinte Leah. "Ich hab ihnen irgendwas erzählt, konnte ihnen ja schlecht sagen, dass ich wegen Koks bei dir war.", meinte sie und sah wieder zu mir.
Mein Blick fiel auf das große Pflaster auf ihrer Wange. "Wie tief sind die Schnitte?", fragte ich. "Tief!" Ihre Stimme hörte sich schon fast wie ein Wimmern an.
"Und ich kann überhaupt nicht aufhören an diesen Hund zu denken!" Ihre Stimme wird immer unruhiger. "Das war eine Maske!", versuche ich sie zu beruhigen. "Er hat absichtlich versucht dich total zu erschrecken!" Ic wusste selbst, dass das mehr, als nur erschrecken gewesen war.
Wieder herrschte Stille zwischen uns und mein Blick fiel auf ihren großen violetten Hut. "Der Hut steht dir eigentlich nicht.", versuchte ich die Stimmung aufzulockern.
"Er hat aber einen Zweck.", meinte Leah und sah wieder zu mir. Sie hob den Hut ein Stück und zeigte auf ihre Haare. "Sieh's dir an! Meine Haare werden weiß von der Angst. Im Internet stand, dass das möglich wäre." Tatsächlich! Ihre Haare waren Richtung Ansatz leicht weiß verfärbt. Ich erstarrte. Was war nur mit ihr passiert? Wie konnte sie das so ernst nehmen? Sie nahm ihre Sonnenbrille ab. Sie zögerte. Dann fragte sie: "Galubst du an den Teufel?" Sie jagte mir immer mehr Angst ein. Mehr, als Tate es ohnehin schon getan hatte. Ich rang nach Luft. "Nein!" Leah biss sich auf die Unterlippe, ehe sie mich mit wehleidigem Blick ansah. "Ich schon. Ich hab in seine Augen gesehen." Ich hatte das Gefühl zu versteinern. Es war meine Schuld! Meinetwegen war Leah so verstört. Es war meine Schuld, dass ihre Haare ihre Farbe änderten und sie kaum noch ein Wort redete. Ich musste das wieder gut machen! Ich wollte, dass sie mich in Ruhe ließ und nicht mehr angriff, aber nicht, dass sie völlig entstellt wurde und an den Teufel glaubte...

PAUSIERT American Horror Story -Murder House-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt