11 Ausgefragt

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Als wir uns ein wenig beruhigt hatten waren Mom und ich die Straße wieder hinaufgegangen. Constance hatte unsere Hilfeschreie gehört und gleich die Polizei gerufen, die nun mit meinen Eltern im Wohnzimmer saß und sie über die letzte Nacht ausfragten. Dad war sofort aus Boston zurück gekommen. Mom hatte ihn mehrfach angerufen und er war nicht erreichbar gewesen, doch sobald er die abwesenden Anrufe sah hatte er alles stehen und liegen gelassen und war zu uns gekommen.
Ich lag auf meinem Bett und starrte Löcher in die Luft. Der Schock der letzten Nacht steckte mir noch in den Gliedern und an Schlaf war gar nicht zu denken gewesen.
Angeblich waren die drei Einbrecher besessen gewesen von berühmten Morden und hatten viele solcher nachgestellt und wollten dies ebenfalls bei uns machen.
Vor Jahren hatte ein so genannter R. Franklin zwei Krankenschwestern in diesem Haus ermordet und zwar hatte er die eine in der Badewanne ertränkt und die Andere erstochen. Mir lief ein Schauer über den Rücken, doch so gruselig es auch war, ich fand es spannend. Ich wäre gestorben, wäre Tate nicht gewesen, doch trotzdem fand ich es total krass, denn bei wem wird denn bitte schön eingebrochen und ein Mordritual vollführt?
Die Leiche von Bianca wurde ein paar Straßen weiter zerstückelt in einem Graben gefunden worden. Von den anderen Beiden hab es jedoch keine Spur. Die Polizisten glaubten, dass Bianca schließlich doch Panik bekommen hatte und bei der Aktion nicht mehr mitmachen wollte. Anscheinend hatten Fiona und der Typ sie daraufhin getötet. Die Polizei suchte nun nach den beiden Vermissten, doch eine Frage schwirrte durch meinen Kopf, auf die ich einfach nicht beantwortet bekam, so sehr ich auch drüber nachdachte.

Warum war Tate genau zu diesem Zeitpunkt hier gewesen?

Schon den ganzen Tag grübelte ich darüber nach. Er war ja schon öfter einfach so in meinem Zimmer aufgetaucht, aber war es wirklich reiner Zufall gewesen, dass er genau zu dem Zeitpunkt hier gewesen war?

Ich lag schon zu lange hier auf dem Bett! Die mussten müssten doch langsam mal fertig sein da unten, oder? Also schwang ich die Beine vom Bett und ging die Treppe runter zu meinen Eltern. Ich hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer, also ging ich dorthin, da kamen mir die beiden Männer entgegen, die meine Eltern die ganze Zeit befragt hatten. Als sie an mir vorbei waren, ging ich auf meine Eltern zu und mein Vater stand gleich auf und kam auf mich zu. Er sah aufgebracht aus. "Violet", begann er. "Deine Mom sagt, dass Tate dir bei der Flucht geholfen hat?" Ich schluckte. "Ja!", antwortete ich. "Danke, dass du ihn da nicht mit reingezogen hast!" Ich war wirklich erleichtert, denn ich wusste ja selbst nicht, wo er aufeinmal hergekommen war, und das meinen Eltern oder der Polizei zu erzählen wäre mühsam gewesen.
Meine Eltern wechselten einen kurzen Blick.
"Was hatte er hier zu suchen?", fragte mein Vater ungeduldiger als vorher. Ich zuckte die Schultern. Jetzt würde ich es also doch gefragt...
"Woher soll ich das wissen?", verteidigte ich mich.
"Violet!" Mein Vater klang, als wäre er total enttäuscht von mir, dass ich ihm nicht die Wahrheit erzählte. Aber ich wusste doch gar nichts anderes, verdammt! Was sollte ich denn sagen?
"Denkst du, ich hab ihn rein gelassen?", fragte ich aufgebrachter. Mein Vater sah mich mit aufeinander gepressten Lippen an. Er machte den Eindruck, als würde er gleich explodieren vor Wut und das machte mich automatisch auch wütend. Verdammt, ich sagte doch nichts als die Wahrheit! Was wollte er denn hören? Dass ich mir ihm wieder auf meinem Zimmer war und wir geredet haben und als dann plötzlich die Einbrecher kamen hat er sich versteckt und gesagt, was zu tun war?
"Ich hab keine Ahnung, warum Tate hier war. Aber ich bin froh darüber!" Ic machte eine kleine Pause, da kam es mir schon über die Lippen.
"Du warst nämlich nicht hier!" Sofort senkte er den Blick. Da hab ich wohl einen schwachen Punkt getroffen, was? Er hatte es nicht anders verdient! Er musste ja unbedingt weg fahren...
Ich ging an ihm vorbei und wollte wieder auf mein Zimmer. Dieses Ausgefrage war mir echt zu anstrengend und zu blöd. Kurz bevor ich aus der Tür verschwand blieb ich kurz stehen und sah mich zu Mom um.
"Du warst echt mutig, Mom!", sagte ich. Nach allem, Was sie durchmachen musste konnten ein paar nette Worte nicht schaden, und sie war wirklich mutig gewesen. Sie war ruhig geblieben und hatte versucht zu retten, was ging. Dad war nicht mal in der Stadt gewesen...
Die zwinkerte mir dankend zu und ich warf meinem Vater noch einen tötenden Blick zu. Das hatte gesessen! Er hatte uns alleine gelassen, um wer weiß wohin zu fahren und erwartete jetzt, dass man ihn den Fall aufklären ließ. Das konnte er glatt vergessen! Allein, dass er mir nicht vertraute bewies, dass er es nicht Wert war. Mom hatte mich beschützt, als er in Boston gewesen war und sie war es gewesen, die versucht hatte mich zu retten.
Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und ging. Ich spürte den Blick meines Vaters im Nacken, doch ich hatte nichts als die Wahrheit gesagt. Wenn wir jetzt schon so weit waren, dass er mir nicht mal mehr vertraute, dann hätte es eh keinen Sinn weiter darüber zu streiten...

PAUSIERT American Horror Story -Murder House-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt