PAUSIERT American Horror Story -Murder House-

16 Charles & Nora Montgomery

"Na, mach schon!", meinte er grinsend, als ich ihn immer noch irritiert ansah. Also lief ich in einen angrenzenden Raum, wo meine Eltern so einiges an Gerümpel stehen hatten, was sie unbedingt mal haben mussten, aber es noch nie genutzt oder keinen Platz haben. Darunter auch einen kleinen Kaffetisch.
Ich nahm diesen und brachte ihn zurück zum Kellereingang. Tate war verschwunden. Trotzdem stellte ich den Tisch neben die Treppe und lief nach oben, um ein paar Kerzen und Streichhölzer zu holen. Ich war gespannt, was Tate wohl vorhatte. Mich kann man nicht so leicht erschrecken. Da muss man echt schon etwas heftiges machen, so wie Tates Aktion im Keller, als er Leah erschrecken wollte.
Als ich mit den Kerzen bewaffnet zurück in den Keller ging, hockte er bereits vor dem Kaffetisch und kramte ein altes Brettspiel hervor, außerdem trug er nicht mehr den Latex Anzug, sondern hatte sich ein Tshirt angezogen.

Ich stellte die Kerzen neben das Brett und setzte mich auf die Treppe.
Ein Hexenbrett! Na toll! Wollte er mir Angst einjagen, indem er behauptete, dass hier Geister umherspuken,oder was? Ich glaubte nicht an Geister und Angst könnte er mir damit gewiss nicht einjagen.
"Du musst deine Finger auf die andere Seite legen.", meinte er, während er die Kerzen anzündete. Ich schnaubte herablassend. "Ich glaub nicht an diesen Scheiß!"
"Charles wird dir all deine Fragen beantworten.", erwiderte er, als er das Hexenbrett zuende aufbaute. "Er hat hier mal gewohnt."
Wer war jetzt schon wieder Charles? Noch ein Killer? Hat der auch Leute in diesem Haus umgebracht? Langsam stieg ich nicht mehr durch, wer diesem Haus was angetan hatte.
"Kann Charles mir vielleicht sagen, was aus den Arschlöchern geworden ist, die uns umbringen wollten?", fragte ich herablassend, während ich mich von der Treppe erhob und auf den Tisch zuging. Wahrscheinlich erzählte Tate wieder nur Blödsinn um zu versuchen, mir Angst einzujagen, was er so bestimmt nicht schaffen würde. Ich stand vor dem kleinen Tisch, Tate gegenüber.

"Was hast du mit ihnen gemacht?", fragte ich und setzte mich ebenfalls hin. Ich wollte auf die Killer aus, die Mom und mich umbringen wollten.
"Hab ich doch gesagt, gar nichts.", meinte Tate und sah mich unschuldig an. "Ich hatte Hilfe...", ergänzte er und streckte seine Hand nach mir aus. Er deutete mir ihm meine Hand zu geben, was ich dann auch nach kurzem zögern tat. Er legte meine Fingerspitzen auf den Zeiger von dem Ouija Brett und legte seine auf die andere Seite. Ich starrte einen Moment auf das Brett. War das sein Ernst? Er wollte das jetzt echt machen? Für wen oder was hält der mich? Für einen Angsthasen, der vor allem Schiss hat und sich auf nichts einlässt? Also gut, wenn er das betzt mit dem Hexenbrett ernst meint, dann fange ich aber auch an.

"Ich will die Wahrheit wissen.", sagte ich und sah Tate direkt an. "Was ist hier unten?" Er senkte den Blick und starrte orientierungslos in die Gegend. Er mied es mir in die Augen zu sehen, was irgendwie gruselig rüberkam.
"Was ich dir jetzt erzähle, wird dich vielleicht erschrecken.", meinte er und sah entschuldigend auf seine Hände. Sofort riss ich meine Finger von dem Brett weg und starrte ihn erwartungsvoll an, während ich nervös meine Finger faltete. Als er meine Reaktion bemerkte, grinste er.
"Vielleicht zu Tode erschrecken.", meinte er grinsend.
"Das halte ich aus.", grinste ich zurück und hoffte, dass ich es wirklich aushalten würde. Als er Leah erschrecken wollte, hatte es auch nicht so heftig geklungen, was er vor hatte und dann hab ich selbst einen totalen Schock erlitten. Also begann er mich aufzuklären.
"Doktor Charles Montgomery war der Erbauer dieses Hauses. Und hier" Tate deutete mit dem Finger auf die Tür direkt neben mir. "in diesem Keller hat er gearbeitet. Er war der Arzt der Stars, aber er war auch Drogenabhängig. Seine Frau Nora wollte nicht, dass sich das auf ihren Lebensstil auswirkt, also gründete sie ein kleines geheimes Nebengeschäft. Ihr Mann sollte sich um junge Frauen kümmern, die ein ...Problem loswerden wollen." Tate wollte wohl darauf hinaus, dass Charles Montgomery die Frauen beim Abtreiben von ihren Kindern unterstützte. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Warum Frauen ihre Kinder abtreiben verstehe ich bis heute nicht. Das ist purer Mord, egal, wie klein der Embryo auch ist!
"Das ging so lange gut, bis eines der Mädchen ihr Geheimnis nicht mehr für sich behalten konnte und ihrem Freund alles erzählte.", erzählte Tate weiter. "Der Freund wollte unbedingt Rache, also entführte er Charles' und Noras Baby. Voller Angst warteten der Arzt und seine Frau auf die Lösegeld Forderung, doch es kam keine. Nur eines Tages stand die Polizei mit einem Karton, voller Einmachgläser vor ihrer Tür. Du kannst dir denken, was darin aufbewahrt wurde." Tate hielt kurz inne und sah mich prüfend an, da ich bestimmt schon blass war. Welcher Perversling tut so etwas? Wie kann man nur zu so etwas fähig sein? Ein kleines Baby...
"Vom Kummer in den Wahnsinn getrieben versuchte der Doktor den Tod mit all seiner Erfahrung und seinen chirurgischen Fähigkeiten zu überlisten. Er hatte dasselbe mit seinem Kind gemacht, wie Frankenstein mit seinem Monster. Der Arm seines Sohnes, die Pfote eines Schweines... Er hatte etwas unmenschliches erschaffen und selbst nachdem Charles und Nora tragisch verendeten ist dieses Ding immernoch hier unten."
Tate sah mich erst geheimnisvoll, dann amüsiert an. "Heute noch.", vollendete er seinen Vortrag grinsend und ich sah ihn wie versteinert an.

"Oh mein Gott!", brachte ich geschockt hervor und sah, wie sich auf Tates Gesicht ein triumphierendes Lächeln bereit machte. Ich starrte ihn noch eine Weile geschockt an, dann löste ich mich aus meiner Starre.
"Du redest vielleicht eine Scheiße!", stellte ich fest und sah, wie ihm das Grinsen aus dem Gesicht sprang. Er sah mich verwirrt und ein wenig enttäuscht an und das fand ich einfach nur lustig.
"Ich glaub kein Wort von dem, was du sagst, vergiss es! Ich hab dich nie gefragt.", sagte ich schnell, stand auf und ließ den sprachlosen und enttäuschten Tate alleine auf dem Boden hocken. Ich ging Richtung Treppe, doch bevor ich verschwand blieb ich stehen und drehte mich zu Tate um, der immer noch auf dem Boden saß.

"Ich hab es satt mich immer mit dir an diesem dunklen Ort hier zutreffen. Können wir nicht mal irgendwo hingehen, wie bei einem richtigen Date?" Ich stand hinter ihm, sah auf ihn runter und wartete auf eine Reaktion. Er saß einen Augenblick lang stumm da, dann hellte sich seine Miene auf.
"Okay!", sagte er und stand auf. Er kam auf mich zu und nahm meine Hände in seine.
"Morgen Abend!", sagte er, während er mir tief in die Augen sah. "Da gehen wir aus!" Ich lächelte. Das ging aber schnell! Warum war er da nicht früher drauf gekommen? Er hätte es einfach sagen müssen. Immerhin würde ich morgen endlich mal ein richtiges Date mit ihm haben.

Plötzlich knarrten über unseren Köpfen die Holzdielen. Erschrocken sahen wir beide hoch. Meine Mutter, oder mein Vater mussten gerade über uns sein... Fuck! Ich durfte mich doch gar nicht mehr mit Tate treffen.

"Dein Vater behandelt mich weiter, auch wenn er es nicht so cool fand, dass ich bei dem Einbruch hier war.", sagte Tate auf einmal. "Aber ich darf nicht hier im Haus sein." Ich nickte verständnisvoll.
Alles klar, da hatte mein Vater ja mal wieder ganze Arbeit geleistet. Die einzige Person, mit der ich mich verstehe, darf nicht mal mehr unser Haus betreten. Diese Familie bringt mich noch ins Grab!

"Komm!", sagte ich zu Tate. "Ich sehe mal, ob die Luft rein ist." Ich lief die alte Treppe hoch und zog Tate hinter mir her. Oben angekommen öffnete ich so leise wie möglich die Kellertür und lugte hindurch. Meine Eltern waren nirgends zu sehen, aber man hörte sie in der Küche reden. Das war seine Chance, also schlüpfte er schnell durch die Kellertür und nachdem er sich verabschiedet hatte, lief er schnell zur Haustür und verschwand, ehe meine Eltern auch nur etwas mitbekommen konnten.