Kapitel 11

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Ich bin verwirrt.
Meine Gedanken kreisen seit gestern nur noch um das Mädchen.
Wobei eigentlich ist sie doch auch ein Tier. Oder mehrere Tiere? Ich weiß einfach nicht mehr was ich denken soll... Was genau ist sie? Eine Gestaltenwandlerin, wie der alte Mann mir gesagt hatte? Aber sowas geht doch eigentlich gar nicht?! Doch ein normaler Mensch war sie mit Sicherheit auch nicht. Allein schon ihr Auftreten... Diese unglaubliche Stärke und Anmut...

Ich fühle mich so, als hätte man mich zuerst ins eiskalte Wasser geschubst und anschließend vor einen heißen Ofen gestellt. Mein Kopf ist wie taub und meine Gedanken sind wirr. Ich versuche seit gestern vergeblich sie zu ordnen doch ich komme immer wieder nur auf diesen einen Namen zurück: Oriana.

Sie meinte, dass wir uns bald wiedersehen. Doch wann ist dieses bald?! Heute? Morgen? Oder doch erst in einer Woche?

Fakt ist, dass ich sie wieder sehen möchte. Unbedingt! Sie hat mich auf eine gewisse Art und Weise irgendwie fasziniert...

"Hey! Du da!", reißt mich eine herrische Stimme aus meinen Tagträumen. Ich schüttele kurz den Kopf um die Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben und mich wieder auf das hier und jetzt konzentrieren zu können.

Mein Blick fällt auf den Stapel Holz vor mir und die Axt die daneben liegt. Ich schaue mich um und sehe die anderen Jungs aus meiner Kaserne, wie sie fleißig die Holzklötze mit ihren Äxten in Scheite spalten.

Mein Stapel Holz ist noch nahezu unberührt.

"Hey du dämlicher Nichtsnutz?!", donnert jetzt wieder diese Stimme und ich sehe, wie der Narbige auf mich zugestapft kommt. "Du meinst also dich vor deiner Arbeit drücken zu können?!", brüllt er mich an und verpasst mir einen Schlag ins Gesicht, sodass mein Kopf zur Seite fliegt. Ich spüre einen pochenden Schmerz an meinem linken Wangenknochen als ich langsam wieder den Kopf drehe und in das Gesicht des Narbigen sehe.
Ich presse die Lippen aufeinander, um nichts freches zu erwidern was ich später vielleicht bereuen würde. Stattdessen hebe ich meine Axt auf. Und mache mich verbissen daran das Holz vor mir zu bearbeiten. "So ist's gut und mach bloß weiter! Sonst zeige ich dir, wie man hier mit Arbeitsverweigerung umgeht...", grollt er noch einmal, bevor er sich umdreht und sich wieder zu seinem Posten begibt.

Wütend hacke ich auf das Holz ein. Ich bin so sauer! Diese Wachen... sie dürfen uns behandeln wie den letzten Dreck. Es fällt mir immer schwerer den Mund zu halten und so langsam halte ich das nicht mehr aus. Es muss etwas passieren.
Mir ist bewusst, dass ich eigentlich etwas unternehmen sollte. Denn schließlich bin ich der Tronerbe. Doch ich habe unglaublich viel Angst,  davor etwas zu unternehmen. Was ist, wenn ich scheitern würde?! Geschweige denn ich hätte irgendwann mal einen Plan und würde etwas tun...

Wie immer, wenn ich wieder anfange genauer darüber nachzudenken, zwinge ich mich, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. In diesem Fall, auf meine Arbeit hier...

Nachdem alles Holz fertig zusammengestapelt, auf mehrere Kutsche verladen wurde, haben wir wie jeden Tag, noch eine Trainingseinheit.
Wir üben uns in Schwertkampf, Nahkampf und anderem Zeug was man als 'guter Soldat' so können muss. Mino und ich, wir schlagen uns eigentlich ganz gut.

Als wir dann endlich entlassen und zurück in unsere Kaserne gesteckt werden lege ich mich gleich auf meine Pritsche und stütze meinen Kopf auf meine Arme. In den letzten Tagen sind die lauten Gespräche der anderen in der Kaserne nahezu verstummt. Jeder kümmert sich nun mehr oder weniger um sich selbst. Doch Mino und ich sind nach wie vor ein eingespieltes Team. Apropos Mino... Dieser kommt gerade auf mich zu. "Na Damian", sagt er, als er bei mir angekommen ist, "was war denn heute los mit dir?" Ich setze mich auf und klopfe neben mich auf meine Pritsche, woraufhin Mino sich neben mir niederlässt.

"Ach ich denke in letzter Zeit einfach zu viel...", sage ich an ihn gewandt und seufze.
"Geht es um Oriana?", fragt Mino weiter und ich nicke nur. "Ja das auch." Ich habe ihm noch am selben Tag alles von unserer Begegnung erzählt. Mino weiß selbst nicht ganz genau, was er davon halten soll, doch er hat mir geraten, erst nochmal eine Weile abzuwarten und zu schauen, was sich ergibt...

"Weißt du Mino", fange ich an zu reden, "ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll... Das wird mir alles irgendwie zu viel hier." Ich senke meine Stimme. "Dass ich der rechtmäßige Tronfolger bin, dass meine Familie nicht meine richtige Familie ist und jetzt das mit Oriana. Ich bin einfach so unglaublich verwirrt..." Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Mino legt mir einen Arm um die Schulter. "Das wird schon alles wieder.", sagt er beruhigend, "Ich würde einfach mal abwarten wann du Oriana wieder begegnest." Ich stieß genervt die Luft aus. "Aber genau das ist es ja!" Ich hob meinen Kopf und sah in Minos fragendes Gesicht. "Ich weiß ja eben nicht, wann oder ob ich sie überhaupt wiedersehen werde...?!" "Dann musst du darauf vertrauen..." Mino klopft mir auf die Schulter, "was anderes bleibt dir doch eh nicht übrig... oder?", seufzt er.

Ja, da hat er leider recht. Ich bin eben auch nur ein Mensch... Ich kann mich über gewisse Dinge einfach nicht hinwegsetzen. Dinge, wie die Zeit oder das Wetter... Wie oft habe ich mir schon gewünscht, ich könnte die Zeit zurück drehen. Oder andererseits auch vorspulen, um unangenehme oder gar grauenhafte Zeiten zu überspringen...

In dieser Nacht lag ich noch lange wach und rätselte, was ich unternehmen könnte, doch ich kam, wie erwartet, zu keinem Ergebnis. Bis ich mich schließlich zwang einzuschlafen, um am nächsten Tag nicht vollkommen unbrauchbar zu sein...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 27, 2017 ⏰

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