Kapitel 9

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Langsam nähere ich mich dem großen Tier. Es macht keine Anstalten, wegzurennen oder sich überhaupt zu bewege. Vielleicht ist es ja dieser Gestaltenwandler.

Der feste, majestätische Blick des Tieres lässt mich stutzen. Sollte ich mich anders verhalten? Ich habe noch nie mit so einem Wesen auf irgendeine Weise zu tun gehabt, ganz zu schweigen davon, dass ich bis vor ein paar Tagen noch nicht einmal mehr von ihrer Existenz gewusst habe...

Demnach habe ich keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll. Ich schaue über meine Schulter und prüfe, ob mich jemand beobachtet. Doch ich sehe niemanden. Also widme ich mich wieder dem Hirsch vor mir der eine Ruhe ausstrahlt, die mich irgendwie ergreift und berührt. So ein Gefühl habe ich nur noch selten oder gar nicht gehabt seit ich hier bin.

Ich halte den Blick des Hirsches stand, der wie eine Statue am Waldrand steht. Nur das Beben seiner Nüstern und das Heben und denken seiner Brust sind Anzeichen dafür, dass er atmet.

Es ist warm geworden und die Sonne scheint vom Himmel auf uns herab. Der Frühling ist nun schob endgültig in unsrem Land angekommen. Die Bäume haben ein dichtes Blätterdach wodurch man das Rauschen des Windes hören kann.

Als ich nur noch etwa fünf Meter von dem Hirsch entfernt bin macht er eine Bewegung mit seinem Kopf, die inetwa einem Nicken gleicht. Fragend runzele ich die Stirn. Doch plötzlich dreht der Hirsch sich um geht mit großen Schritten in den Wald hinein.

Schnell folge ich ihm zum Waldrand und sehe ihn auf einem kleinen Waldweg stehen. Er dreht seinen Kopf zu mir als würde er gucken, ob ich auch wirklich hinterher komme. Als er mich erblickt, schreitet er weiter den Pfad entlang. Mit einem letzten Blick über die Schulter, gehe auch ich in den Wald hinein.

Eine kühle Frische empfängt mich. Das Blätterdach der Bäume hält die Luft hier unten kühl und frisch. Ich bewundere das satte Grün der Blätter und folge dem Hirsch auf dem Pfad. Was er wohl vorhat?

Gefühlte 5 Minuten laufe ich jetzt schon hinter diesem weißen Hirsch her. Ich habe schon mehrmals mit dem Gedanken gespielt umzukehren und wieder zurück zulaufen, doch jedes mal wenn meine Schritte sich auch nur verlangsamen, stampft der Hirsch mit seinen Hufen auf und sieht mich wieder an.

Also laufe ich weiter bis der Hirsch plötzlich wieder stehenbleibt und mich mit seinem starken Blick fixiert. Auch ich halte abrupt an. Ein paar meter vor uns macht der Pfad eine Biegung. Ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch. Da zuckt der Hirsch auf einmal und von einem auf den anderen Moment rennt er dem Pfad weiter und verschwindet hinter der Biegung.

Vor Schreck stolpere ich einen Schritt nach hinten. Was war das denn?! Ich gehe die Paar Meter zu der Stelle wo der Hirsch gerade eben noch gestanden hat. Ratlos schaue ich um die Kurve, doch der weitere Weg ist von den tiefhängenden Ästen einer alten Eiche versperrt. Ich trete darauf zu und biege die Äste zur Seite.

Der Anblick der sich mir hier bietet, verschlägt mir geradezu den Atem. Es ist eine wunderschöne Lichtung. Die Sonne strahlt auf die Bäume hinab, die teils mit gelben, teils mit roten Blüten besetzt sind. Das Gras hier steht relativ hoch. Doch noch höher ragen die vielen verschiedenen Blumen und Pflanzenarten aus dem Boden heraus. In allen möglichen Farben und Formen. So etwas schönes habe ich noch nie gesehen. Die Sonne strahlt warm und freundlich auf die Lichtung herab, als wolle sie dieser unglaublichen Vielfalt an Blumen ganz besonders viel Pflege durch ihre warmen Sonnenstrahlen geben.

Ich blicke mich weiter um.  Der Wind der über die Lichtung sehr, schüttelt Blätter und Blüten von den Bäumen, sodass eine Art Blumenregen auf dem Boden niedergeht. Ich kann viele Vögel sehen, die es sich auf dieser Lichtung gemütlich gemacht haben. Doch von dem Hirsch ist keine Spur zu sehen. Leicht verärgert bin ich schon doch wenn ich ihm nicht gefolgt wäre, hätte ich diese Lichtung niemals gefunden. Also hat es doch sein Gutes.

Gerade als ich mich wieder zum Gehen umdrehen möchte, um den Rückweg zum Lager anzutreten, werde ich von einer zarten, engelsgleichen Stimme aufgehalten.
"Bleib." Ist ist das einzige was sie sagt. Doch es reicht um mich zum Stehen zu bringen. Ein leichter Schauer läuft mir über den Rücken als ich mich langsam umdrehe um zu sehen von wem diese wundervolle Stimme gekommen ist.

Ein weiteres Mal an diesem Tag setzt mein Herz für einen Moment aus.

Kampf der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt