Prolog

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Ihre Finger glitten mit so einer Geschmeidigkeit über die schwarz- weiße Tastatur, wie ich es noch nie erlebt hatte. Sie spielte nicht nur das Piano, sie lebte es.
Ihre ganzen Emotionen, ihre Leidenschaft, ihren Schmerz steckte sie in dieses Instrument.
Es klang so schön, so wunderschön.

,, Mamie, wie machst du das? ", fragte ich, nachdem sie mit dem Stück fertig war.
,, Wie mache ich was, Jiminie?"
,, Wie kannst du sowas schönes machen. Ich will das auch können. "
               Sie lächelte mich an, dabei wurden ihre braunen Augen immer zu kleinen Schlitzen.
,, Wenn du willst, dann zeige ich dir wie man das Piano spielt, mein Schatz und ich verspreche dir, irgendwann wirst du viel besser sein als ich."

Ungläubig riss ich meine Augen auf und schüttelte den Kopf. Niemals würde ich so gut sein wie sie, geschweige denn besser. Niemals.
Keiner konnte ihr das Wasser reichen.
Niemand.

Gedankenverloren strich sie mir durch mein dunkles Haar und küsste meine Stirn.
,, Du musst nur an dich glauben, Jiminie. Sei stark und kämpfe für die Dinge, die du liebst. Lass Niemanden zwischen dir und deinen Träumen stehen."

Ich bin froh, dass sie es mir gezeigt hatte. Verdammt froh, dass immer wenn ich spiele, ich an sie denken muss. An ihr Lächeln. An ihre Art.
Es ist eine der wenigen Sachen, die mich mit meiner Mutter verbinden und die mir keiner weg nehmen kann. Nicht der Krebs und auch nicht der Tod.

Sie war ein guter Mensch und als sie starb, brach eine Welt für mich zusammen.

Die Menschen haben Recht, wenn sie sagen, dass es die traff, die es am wenigsten verdient haben.
Doch genauso wie sie damit richtig haben, liegen sie falsch in der Annahme, dass Zeit alle Wunden heilt. Zeit ist kein Freund und wer das Gegenteil glaubt, ist ein Idiot. Ein verdammter Idiot. 

ᴡᴇɴɴ ᴡɪʀ sᴘɪᴇʟᴇɴ - ᴋᴏᴏᴋᴍɪɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt