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Kennst du das auch? Wenn es im Schwimmbad so laut wird, dass man einfach untertaucht. 
Auf einmal hört selbst das lauteste Geschrei der rumtobenden Kinder auf. 

Es ist wie eine komplett andere Welt Unterwasser. Dieses Gefühl der Balance, der Ausgeglichenheit fühlt sich gut an. Es ist ein atemberaubendes Gefühl. Wortwörtlich. 

Denn diese Welt schenkt einem nur für begrenzte Zeit Zutritt. Es ist nur temporär. Die Harmonie, die Ruhe, ich muss das hinter mir lassen. Mein Körper zwingt mich zurück nach oben. 

Ich muss auftauchen. Das Geschrei ist wieder direkt vor mir, noch immer halten sich die Jungen nicht an die Baderegeln. Die Mutter interessiert es nicht, sie flirtet lieber mit dem Bademeister. 

Mein erster Gedanke:
Ich will wieder zurück.
Leider muss ich mich gedulden. Meine Lungen sind Spielverderber. Sie brauchen leider Luft, andernfalls verweigern sie ihren Dienst. 
Ich rolle mit den Augen. Blöde Lunge. Tief sin- und Ausatmen. Noch einmal und Noch einmal. 

Mit jedem Atemzug schwindet der Schmerz, bis er komplett aufhört. Alles wieder gut.
Ich kann wieder gehen. Aber nur kurz. Ich muss wieder auftauchen. Luft holen und wieder nach unten. Ich merke, wie es mir von Mal zu Mal schwerer fällt zurückzugehen. 

Ich merke, wie ich es von alleine nicht mehr schaffe. Will ich das überhaupt noch? Ich schaue mich um. Meine Lungenflügel beginnen zu brennen. Überall um mich rum herrscht Bewegung. 

Keiner achtet auf mich. Das Brennen wird immer schlimmer. Mein Körper will an die Oberfläche. 
Meine Lungen schreien nach Luft. Jedoch verweigere ich ihn den Wunsch. Ich habe die Kontrolle über mich und meinen Körper, oder? 
Meine Arme und Beine handeln instinktiv, zerren mich nach oben. Ich schnaufe. Luft, Luft, ein Wunder, es gibt Luft, ächzt meine Lunge. Meine Brust hebt und senkt sich rasend schnell, mein Herz hämmert gegen meine Brust. 

Die alte Frau neben mir schaut mich verwirrt an.  Was machst du da , Junge, schienen ihre von Falten umgebenen Augen mich zu fragen. Ich zucke mit den Schultern. Ich weiß es nicht.
Allerdings lüge ich der Dame mitten ins Gesicht. Ich wusste ganz genau, was ich hier tue. 

Mit einem Kopfschütteln verlässt sie mich wieder, schwimmt weiter ihre Bahnen...

Ich rannte. Ich rannte so schnell wie meine Beine mich trugen. Die wenigen Leute kümmerten sich nicht um mich, zu sehr waren sie mit sich selbst beschäftigt. Aber wer konnte es ihnen verübeln?

Ich hatte gerade die Zukunft meines Vater zerstört. Ein Schluchzen. 
Ich bin so ein Versager. Es tut mir leid, Appa. Es tut mir so unendlich leid. 
Wenn ich könnte würde ich die Zeit zurückstellen und alles anders machen. Ich kann nur nicht. Leider. 

Schweiß floss aus jeder meiner Poren. Mir war warm, beinahe schon kochend heiß. Ich rannte weiter. Keine Zeit um zu ruhen. Ohne nachzudenken schlug ich einen Weg ein. Ich würde mich verlaufen, was mir nur Recht ist. Ich konnte meinem Vater nach dieser Aktion nicht mehr ohne Schuldgefühle in die Augen sehen. Er gab alles für unsere Familie und ich konnte ihm nicht mal ordentlich dafür danken. 
,, Es tut mir leid", krächzte ich während die salzige Flüssigkeit sich wieder ihren Weg bahnte. 

Der Vollmond schien heute besonders hell als würde er mich verspotten wollen. Da lang, Versager. Ich schüttelte mit dem Kopf. Der Mond redete garantiert nicht mit mehr, geschweige denn verspottete er mich. Er ist einfach nur ein Mond. 

Meine Seite begann zu stechen. Ich verlangsamte meine Schritte, versuchte meine Atmung gleichmäßig zu halten. Nur Wenige Meter vor mir erkannte ich eine leere Bank. Allmählich spürte ich die Kälte, die zu mir durchdringt.

ᴡᴇɴɴ ᴡɪʀ sᴘɪᴇʟᴇɴ - ᴋᴏᴏᴋᴍɪɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt