VII

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Die Stimmen verfolgen mich, reden wild durcheinander, schreien mich an.
,, Warum hast du mir nicht geholfen, Jiminie? Bin ich keine gute Mutter? "

,, Du bist eine Schande für die Familie Park" 
,, Ich hasse dich! Du bist nie für mich da, Egoist."
,, Schlimmer als Akira Takaoka, du Arschloch."

Es werden immer mehr Stimmen, immer mehr Vorwürfe, die mich zu zerreißen drohen. 
Ich presse mir verzweifelt die Hände an die Ohren. Ich will es nicht hören, bitte, lasst mich in Ruhe. 

Jeder Satz verletzt mich, klammert sich an mich. Bis sie mich zu Fall bringen wie ein Kartenhaus. Meine Knie können die Last nicht mehr tragen. Ich falle zu Boden. 

Die Stimmen werden lauter, bringen mich zur Verzweiflung, fressen mich innerlich auf. 
Lasst mich in Frieden.

Ich mache mich klein, schließe die Augen, die Hände noch immer fest an die Ohren gedrückt. 
Dennoch dringen die Geräusche weiterhin zu mir durch. 
Der Schmerz wird immer größer, greifbarer... beängstigender. 

,, Es tut mir so unfassbar leid", flüstere ich mit Tränen in den Augen, ,, Ich wollte das alles nicht." 

Die Stimmen hören mich nicht oder , was wahrscheinlicher ist, sie ignorieren meine Worte absichtlich.
,, Arschloch "
,, Versager. "
Ich kann sie nicht zum Schweigen bringen. Sie werden niemals verstummen. 

,, Warum bist du nicht gestorben?"
Langsam, Stück für Stück, brechen sie mich. ,, Lieber du als sie. " Bis nichts als eine leere Hülle zurückbleibt:  Hören die Stimmen auf, wenn ich sterbe? Komme ich dann in den Himmel, finde Erlösung?  Werde ich zu einem Engel, sowie Mama? 

,, Du hast es nicht verdient."

Ein lautes Klingeln holt mich aus diesem grausamen Traum. Schweißgebadet und mit einem rasendem Herzschlag schlage ich meine Lider auf. 

Es war nur ein Traum... nur ein viel zu realistischer Traum. Ich greife nach dem lärmenden Gerät.  Die jetzige Uhrzeit genauso wie das heutige Datum zeigt mir das Display an. Ich stelle das grässliche Piepen ab, seinen Zweck hat es erfüllt. Ich bin hellwach.
Heute ist  ein Samstag, an dem ich ausnahmsweise mal keine Schule habe. 

Trotzdem heißt das noch lange nicht, dass ich mich auf die faule Haut legen kann. Ich muss weiterhin mich Ddosun raus und die freie Zeit nutzen, um zu lernen. Außerdem muss ich noch am Nachmittag zu dem kleinen Cafe, in dem ich als Kellner Gäste bedienen darf. 

,, Auf in den Kampf", beinahe schon enthusiastisch mache ich mich auf den Weg ins Bad... Betonung auf beinahe.

Der Morgen verläuft ohne Komplikationen oder nicht geplanten Zwischenfällen...leider. 
Dieses Mal ist Jungkook nicht da, um ehrlich zu sein habe ich gehofft auf ihn zu treffen.

Durch seine einzigartige Art hat er es geschafft mich glücklich zu machen. Ich habe mich so unbeschwert wie schon lange nicht mehr gefühlt. So selbstsüchtig wie ich bin, würde ich gerne wieder auf ihn treffen, mit ihm seltsame Gespräche führen und einfach lachen können.

Natürlich kommt der Junge nicht, er hat an einem Samstag Morgen bestimmt besseres zu tun, als mit seinem Terrier- Mix Gureum spazieren zu gehen und sich mit mir rumzuschlagen. 

Seufzend nehme ich einen Bissen von meinem belegten Brötchen, was mache ich mir eigentlich für Hoffnungen?  Über meine Torheit kann ich nur den Kopf schütteln. Absurd. Wahrscheinlich tue ich ihm leid.

Der arme große Bruder von Jihyun. Ich könnte kotzen.
Ich brauche sein scheiß Mitleid nicht. Ich habe die vergangenen acht Wochen auch alleine durchgestanden, selbst wenn ich Narben davongetragen habe. Ich habe überlebt, ist das nicht das wichtigste?

ᴡᴇɴɴ ᴡɪʀ sᴘɪᴇʟᴇɴ - ᴋᴏᴏᴋᴍɪɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt