Feuer

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Der Hengst beschleunigte seinen Galopp.

"Ich werde dich begleiten, bis zur Grenze unseres Reiches. Von da an bist du auf dich allein gestellt." Ich schaute mich um. Hauser ritt auf Pancho hinter mir her. Pancho war zweifelsohne ein Bulle. Aber man durfte ihn nicht unterschätzen. Er war besser  als so manches Streitross. Hauser hatte ihn von klein auf erzogen, trainiert und aufgezogen.

Ich bemerkte, dass sogar Pancho eine Rüstung trug. Nicht einmal seine Hörner wurden ausgelassen. Sie waren umschlossen von kaltem Metall.

"Hauser, sage mir endlich was passiert ist.", drängte ich. "Das alles ist doch nicht mehr normal. Alle sind gehetzt, nervös und panisch. Und wenn sogar Pancho eine Rüstung trägt..."

"Ihr braucht euch nicht zu sorgen.", unterbrach mich Hauser rasch. "Wir werden uns um alles kümmern. Ihr werdet nur kurz aus Alpoko verschwinden müssen, damit wir alle Unannehmlichkeiten beseitigen können." Ich schwieg. Für eine Weile blieb es still. Nur das Hufgetrappel der beiden Reittiere war zu hören.

"Kann ich euch nicht helfen?"

"Nein,nein, das wird nicht..." Ein ohrenbetäubender Schrei zerbarst die Stille der Nacht. Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Ein lautes Krachen folgte, dass die Erde beben lies.

"DAS KOMMT AUS DEM TAL!", schrie ich und trieb mein Pferd auf einen hohen Hügel zu.

"HERR PRINZ!", rief Hauser entsetzt und jagte mir nach. Oben angekommen schlug mir eine Hitzewelle ins Gesicht. Ich kniff meine Augen zusammen und mein Atem setzte kurz aus. Mein Hengst scheute derart, dass er mich fast abwarf. Ich klammerte mich an den Hals des Pferdes und atmete vor Schreck tief ein. Ein Brennen machte sich in meiner Kehle breit. Ich hustete und sah mich benommen um. Und in diesem Moment wünschte ich mir einfach, ich wäre blind und taub. Als hätte ich nichts gesehen, nichts gefühlt, nichts gehört. Diesen Augenblick werde ich nie wieder vergessen. Trotz des dichten Rauchs, konnte ich all das Leid im Tal sehen.  Die Flammen verschlangen Menschen, Tiere, Häuser. Einfach alles. Kampfgeräusche klangen dumpf zu mir hinauf. Schemenhaft konnte ich Wesen erkennen, die Feuer spien und mit ihren Dornschwänzen alles zerfetzten. Die Kreaturen sahen aber eher aus wie lange, große Echsen, statt Drachen. Was waren das nur für Wesen? 

Auf einmal sah ich, das eins dieser Tiere auf einen Mann zugesprintet kam. Dieser kämpfte aber verbissen gegen ein weiteres Echsenvieh.

"VORSICHT!", brüllte ich, doch es war zu spät. Die scharfen Zähne der Kreatur drangen tief in das Fleisch des Mannes. Dieser schrie auf vor Schmerz. Das andere Vieh nutzte diese Ablenkung und spie eine riesige Flammensäule. Ich sah, wie die Haut des Mannes bis auf die Knochen verschmorte. Sah noch den entsetzten Gesichtsausdruck. Dann sank er leblos zu Boden.

Ich schrie so laut, wie ich noch nie in meinem ganzen Leben geschrien hatte. Schrie, das es alle auf der Welt hören mussten. Ich hatte diesen Mann nicht retten können. Ich schlaffte auf dem Pferd zusammen. Ich konnte die Bilder nicht aus meinen Gedanken verbannen. Diese verbrannte Haut...fleischig rot...Blasen werfend... Ich spürte einen Brechreiz hochkommen.

"Schnell mein Prinz! Wir müssen weiter." Hauser schaute kurz auf die Flammeninferno, dann ritt er wortlos weiter. Ich spürte Zorn in mir auflammen. "Wir müssen ihnen helfen!", schrie ich. Hauser drehte sich nicht um.

 "Wir können ihnen nicht mehr helfen. Und es ist auch zu gefährlich für dich. Dein Leben hat höchste Priorität.  kommt jetzt weiter,mein Prinz.", sagte er schließlich bestimmt.

"Aber..." Hauser ritt einfach weiter. Seine Haltung war stark und ungerührt seine Miene jedoch zeigte  Hoffnungslosigkeit und Trauer. Schließlich folgte ich ihm schweigend. Ich erkannte, dass er Recht hatte. Ich hatte nie richtig gelernt zu kämpfen. Ich hatte es bis jetzt nie nötig gehabt und es hatte mich bislang auch nicht interessierte . Jetzt hätte ich es gut gebrauchen können. Wir ritten über die weiten Wiesen. Ich versuchte die Schreie und Kampfgeräusche, die noch immer zu uns drangen auszublenden, doch es gelang mir nicht.

"Du musst dich daran gewöhnen.", sagte Hauser tonlos. "Das wirst du noch oft hören, wenn du König bist.

"Wenn das so ist, dann will ich kein König werden." Diesmal war es Hauser der schwieg. Irgendwann wurden die Schreie leiser. Lag es daran, dass wir weiter weg waren? Oder waren schon so viele gefallen? Plötzlich gab Hauser Pancho den Befehl ,stehen zu bleiben. "Fortan musst du alleine weitereisen. Viel Glück, mein Prinz." Ich nickte schweigend.

Plötzlich stand Hauser hart an meiner Seite, packte mich am Arm und zerrte mich fast zu ihm herunter. "Hör mir zu Aprico", zischte er "Du musst vorsichtig sein. Es gibt einen Verräter innerhalb des Königshauses."

"E...Einen Verräter?!"

"Ja.",sagte Hauser knapp. Er senkte seine Stimme und fuhr dann fort :" Es kann sein, dass der Verräter von deiner Flucht weis. Wenn dem so ist, wird er versuchen auch dich zu töten. Deswegen sei vorsichtig und traue niemanden. Hast du mich verstanden!?"

"J...j..Ja...Aber warum will er mich töten?"

"Das kann ich dir noch nicht sagen.", antwortete Hauser unsicher. Er wurde noch leiser, sodass ich ihn kaum noch verstehen konnte. "Früher oder Später wirst du es verstehen." Er schupste mich auf mein Pferd zurück und gab Pancho ein Zeichen. Dieser gab ein Muhen von sich und drehte sich in Richtung Heimat.

"Hauser?"

Er drehte sich um.

"Pass auf meine Eltern auf, ja?"

Hauser lächelte leicht. "Zu Befehl, eure Hoheit." Mit diesen Worten, stieß er Pancho leicht an und dieser fiel in einen Galopp. Ich sah den beiden nach, bis sie am Horizont verschwanden.

Ich war wieder allein. Einsamer als je zuvor.

 Einsamer als je zuvor

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 13, 2017 ⏰

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Die Rückkehr des Prinzen #Lichteraward2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt