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Müde rieb ich mir über die Augen, als ich am nächsten Morgen aufstand. Ich hatte die letzte Nacht nicht gut geschlafen, wie jede Nacht, ständig verarbeitete mein Hirn meine nicht vorhandene Kindheit. Ich trauerte nichts nach, doch meinem Gehirn war es scheinbar zu viel gewesen, dass ich statt Liebe und Zuneigung Schläge und Groll bekommen hatte, wenn ich etwas falsch gemacht hatte. Es hatte mich zu dem gemacht, was ich war und Valentine war stolz darauf, was ich geworden war. Ich war die Killermaschine, die er weder aus Jace, noch aus Jonathan machen konnte.

Schnell streifte ich mir ein schwarzes Oberteil sowie eine schwarze Hose über und zog passend schwarze Stiefel dazu an. Ich kam mir bunten Farben überhaupt nicht klar, deswegen hatte ich wohl immer schwarz an. Dann machte ich mich auf den Weg durch die verschiedenen Gänge des Schlaftraktes, bis ich schließlich im Hauptgebäude ankam. Ich sah direkt die großen Kontrollanlagen und die Shadowhunter, die sie bedienten, unter ihnen auch Alexander, Isabelle und Magnus, die beieinander standen. Alec erblickte mich als erstes und kam schnellen Schrittes auf mich zu, als ich die Treppe nach unten lief.

"Tessa, gut, dass du wach bist. Wir müssen dich zum genauen Tathergang befragen, das ist dir sicher klar."

"Natürlich, nur weiß ich nicht mehr all zu viel. Ich habe gelernt, solche Situationen so schnell wie möglich zu verdrängen und zu vergessen, sodass mein Kopf frei für die Hauptaufgabe ist."

Er nickte verständnisvoll, bat mich jedoch trotzdem zu einem der großen Tische, an denen ein Laptop stand, mit dem er meine Aussagen aufnehmen würde.

"Also, erzähl mir von vorn, wie ist es passiert?"

"Ich war in Brooklyn unterwegs, kam gerade von einer Wohnungsbesichtigung. Dann biege ich in eine Seitenstraße ein und sehe einen Mann dort an der Wand lehnen. Ich spürte sofort, dass es kein normaler Shadowhunter war, dafür hatte er eine viel zu aggressive Ausstrahlung. Hinter ihm trat eine weibliche Person, eine Hexenmeisterin hervor, die mich ebenfalls anstarrte. Ich bekam es mit der Angst zu tun und wollte mich umdrehen, doch da spürte ich schon den ersten Messerstich. Ich versuchte, mich zu wehren, doch nachdem ich noch mehr Kratzer abbekommen hatte und ich endlich mein Seraphschwert ziehen konnte, hatte die Hexenmeisterin schon ein Portal geöffnet und meinen Angreifer mit hindurch gezogen. Ich bin einfach blind drauf los gerannt, versuchte, mich daran zu erinnern, was mir eine gute Freundin aus Iowa beschrieben hatte: den Weg zum Institut von Brooklyn. Und ich hatte es tatsächlich gefunden."

Er schrieb schnell mit und schaute mich dann mit durchdringendem Blick an.

"Vor dem Institut wurden Portalspuren gefunden. Weißt du, ob das auch von Valentine war? Haben sie dich nochmal verfolgt, bevor du hier angekommen warst?"

Ich schüttelte den Kopf, doch schaute ihn weiter an, um keinen Grund für Alec zu geben, anzunehmen, dass ich Lügen würde.

"Ich war allein, als ich hier angekommen war. Von einem Portal habe ich nichts mitbekommen, jedoch kann es sein, dass ich es gar nicht mehr mitbekommen habe. Ich hatte extreme Schmerzen und schon eine Menge Blut verloren."

Wieder schrieb Alec meine gesprochenen Worte schnell mit und nickte mir zu.

"Wir können dir anbieten, bei der Suche von Valentine und von Jace zu helfen, aber es ist kein Muss für dich. Wenn du sagst, dass du lieber weiter nach Wohnungen für dich suchen, oder du zurück nach Iowa möchtest, verstehen uns respektieren wir das und lassen dich natürlich gehen."

Ich schüttelte den Kopf.

"Ich will wissen, warum Valentines Mann mir aufgelauert hat. Ich bin für niemanden von Bedeutung und hatte mit diesem Konflikt auch eigentlich vorher nichts zu tun, deswegen möchte ich wissen, warum gerade ich Opfer seiner Anschläge wurde."

Isabelle mischte sich ein und legte ihrem Bruder die Hand auf den Arm.

"Wie wissen wir, dass wir dir vertrauen können?"

Geschockt von dieser Frage und mit aufkommender Angst, sie hätte mich durchschaut, starrte ich sie an.

"Izzy, meinst du das gerade ernst?"

"In solchen Zeiten kann unser Feind überall sein und wir kennen sie nicht."

"Du bist doch sonst nicht so, Isabelle. Wir können ihr Vertrauen, sie wird sich diese Wunden wohl kaum selbst hinzugefügt haben."

"Ich sitze direkt vor euch, das ist euch klar, oder?"

Alec tauschte einen weiteren Blick mit seiner Schwester aus, der sie zum schweigen brachte und schaute dann erneut zu mir.

"Ich möchte dich gegen Izzy im Training sehen, bevor wir dich in den Dienst einsetzen."

"Okay. Ich werde gleich meinem Institut Bescheid geben, dass ich noch ein paar Tage länger in New York bleiben und meine Heimreise später antreten werde. Ich kann leider noch für keine Zeitspanne der Verlängerung garantieren, denn unser Institut hält sich streng an die Regeln und das Abkommen sowie das Gesetz. Nichts läuft ohne Zustimmung vom Rat. Aber ich werde trotzdem versuchen, eine Hilfe zu sein im Fall Valentine Morgenstern."

Alec nickte.

"Das ist verständlich. Wir verstehen und respektieren das. Danke, dass du uns hilfst."

Selbstbewusst stand ich auf und nickte mit dem Kopf.

"Ich würde mich gern noch schnell umziehen, bevor wir mit dem Training beginnen."

Alec schaute zu seiner Schwester und nickte ihr mit dem Kopf zu.

"Sagen wir einfach um 12 in der Trainingshalle?"

Ich nickte und fing an diabolisch zu grinsen, ebenso wie Isabelle.

"Ich werde pünktlich sein."

Broken Wings [Jace Wayland ff] (ON HOLD/ABGEBROCHEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt