Ich wusste nicht, wo ich war, als ich aufwachte. Ebenso wusste ich nicht, wie lang ich ohnmächtig gewesen war. Meine Sicht war verschwommen, doch wenigstens hatte ich keine Kopfschmerzen, was mich sehr verwunderte nach meinem minder sanften Aufprall auf der Wand. Ich hörte das Piepsen vieler Geräte und spürte eine Nadel in meinem linken Arm. Allein der Gedanke daran ließ mich erzittern, denn allein der Gedanke, dass dieses kalte Stück Metall in mir steckte, machte mir Angst. So wie alles, seit ich erfahren hatte, dass ich nicht Valentines Tochter war.
Ich zwang mich, aufzusitzen und mich umzuschauen. Ich musste im Institut sein, das Krankenzimmer glich dem, in dem ich war, als ich das erste Mal in das Institut gekommen war. Neben mir Geräte, von denen das nervtötende Piepsen ausging. Ich hatte eine Sauerstoffbrille auf, die schief über mein Gesicht hing. Und über der Tür hing eine Kamera, die mich wohl unter Verschluss halten sollte. Dieses Krankenzimmer war meine Zelle, und sobald ich wieder auf den Beinen war, würde ich vor Gericht gestellt werden.
Die Tür schwang auf und Alec trat herein, gefolgt von seiner Schwester und Jace. Letzterer musterte mich mit kritischem Blick und schaute dann auf den Boden.
„Wir dachten, du wachst gar nicht mehr auf." fing Alec an, seine Miene blieb gewohnt finster. Ich erwiderte nichts und wartete auf weitere Informationen.
„Du warst 6 Tage bewusstlos. Hattest eine starke Gehirnerschütterung, nachdem dir Valentine direkt ins Gesicht geschlagen hat und du mit dem Kopf direkt auf die Wand geflogen bist."
„6 Tage?"
Alec nickte und schaute zu Isabelle, die dann anfing zu sprechen.
„Wir konnten die Stillen Brüder davon abhalten, dich nicht direkt in die Stadt der Gebeine mitzunehmen, du wirst dich jedoch vor dem Gericht verantworten müssen. Deine Verhandlung ist spätestens morgen früh."
Ich nickte und schaute auf die Decke.
„Du darfst dir einen Anwalt nehmen, wenn du einen möchtest. Das ist dein Recht." fing Alec an, doch ich winkte ab.
„Es gibt keinen Anlass für mich, einen Anwalt zu nehmen. Ich bin mir meiner Schuld bewusst und habe die Strafe verdient." erwiderte ich, doch ich spürte, wie die Tränen in mir hochstiegen, während Alec nickte und zur Seite trat.
„Es möchte noch jemand mit dir sprechen."
Alec und Izzy verließen das Zimmer und Jace betrat es. Auch dem blonde Shadowhunter sah man an, was vor sechs Tagen geschehen ist, nicht an Verletzungen oder ähnlichem, die man durch Runen hätte heilen können. Nein, man sah die Sorge, den Hass, all diese Emotionen auf seinem Gesicht, die Kiefer aufeinander gepresst.
„Niemand hatte mehr damit gerechnet, dass du aufwachst." fing er an.
„Es wäre kein Verlust gewesen."
Ich sah ihm zu, wie er sich auf den Stuhl setzte und nach den richtigen Worten suchte.
„Unsere Verhandlung ist morgen, das hat dir Alec doch sicher schon mitgeteilt, oder?"
Ich schaute verwirrt.
„Warum unsere? Du hast doch nichts getan?"
„Der Rat ist der Meinung, dass ich den Vampirverschlag nicht hätte ausrotten dürfen. Es hätte gegen das Abkommen verstoßen."
Stimmt. Da war etwas. Als ich auf Mission war, um mehrere junge Hexenkinder zur Strecke zu bringen, war Jace das erste Mal auf Valentines Schiff gewesen. Ich hatte auf meiner Mission viel von diesem Ausrotten gehört gehabt, und ebenfalls, dass Camille nicht erfreut gewesen war.
„Außerdem hasst mich Aldertree und versucht alles, um mich aus dem Weg zu räumen. Es ist also nicht verwunderlich, dass er mich vor Gericht gebracht hat."
„Du hast Chancen, um rauszukommen. Mich werden sie für immer dort unten schmoren lassen."
Ich zog mir die Nadel aus dem Arm, denn ich spürte sie bei jeder einzelnen Bewegung und es ekelte mich an, das zu spüren.
„Du solltest die eigentlich drin lassen. Ich glaube, unsere Ärzte wollten dir noch Blut nehmen."
Ich schüttelte den Kopf.
„Mir kommt keine Nadel mehr zu nahe. Allein der Gedanke, wieder eine in mir drin stecken zu haben bringt mich zum Wegrennen."
Jace lachte auf und schüttelte den Kopf.
„Sag mir nicht, du hast Angst vor Nadeln. Ich dachte, Valentine hätte dich dazu erzogen, keine Angst zu haben?"
Ich seufzte und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
„Seit ich weiß, dass er nicht mein Vater ist, ist alles über mich zusammen gebrochen. Ich fühle Gefühle, lasse alles, was ich verdrängt habe, über mich rein brechen. Es ist, als hätte ich all die Jahre ein Haus anstatt auf dem Boden auf einem einzelnen Holzpfeiler gebaut, und jetzt, wo der Wind auffrischt, bricht alles zusammen."
Jace nickte verständnisvoll, doch ich kam mir auf einmal so unglaublich verletzbar vor. Jace rückte näher zu mir.
„Ich verstehe, wie du dich fühlst. Ich habe nur nicht so lang bei Valentine verbracht wie du." sanft griff er nach meiner Hand. „Als ich zu den Lightwoods gekommen bin, haben Alec und Izzy mich aufgefangen und mir geholfen, alles wieder auf die Reihe zu kriegen. Alec und ich wurden Parabatei und das gab mir extrem viel Halt." er holte Luft und suchte erneut nach den richtigen Worten. „Jetzt versuche ich für dich der richtige zu sein, der dich auffängt und der dir Halt gibt."
Erneut verwirrt und jetzt auch verunsichert schaute ich ihm in die überwiegend blauen Augen und schüttelte den Kopf.
„Das ergibt keinen Sinn. Ich habe dich geschlagen, dich erniedrigt. Warum solltest du das tun wollen?"
„Weil ich weiß, wie es ist, allein zu sein."
Die Tür schwang auf und Clary Fray betrat das Zimmer. Jace zog in Windeseile seine Hand von meiner und presste die Kiefer erneut zusammen.
„Jace, wir müssen reden."
Er stand wortlos auf und wandte sich zum gehen, doch bevor er aus dem Raum gehen konnte, fing ich nochmals an zu reden.
„Heute kannst du noch für mich da sein, doch spätestens morgen wird einer von uns seine Freiheit genießen, der andere in der Stadt der Gebeine auf seine finale Hinrichtung warten. Und wir beide wissen, dass letzteres nicht du sein wirst."
Sein Blick ging zu Boden und er nickte, denn auch er wusste, dass der morgige Tag nichts gutes bringen würde. Er warf mir einen letzten Blick zu, bevor er sich aus der Tür schob und sie so geräuschlos wie möglich schloss.
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Broken Wings [Jace Wayland ff] (ON HOLD/ABGEBROCHEN)
FanfictionDISCLAIMER/PSA ZU DIESER GESCHICHTE WEITER UNTEN IM TEXT Tessa Morgenstern ist die Tochter des wohl bösesten Shadowhunters und Kreisgründers Valentine Morgenstern. Sie wusste nicht, was Gefühle waren, denn seit sie klein war, hatte Valentine sie dar...