Kapitel 1- Gazelofant

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Biep-Biep-Biep....>>Bin wach!!!<<
Murmel ich und schrecke schlagartig hoch.   So als ob mit einer einen eiskalten Waschlappen ins Gesicht gepfeffert hat.
Glaubt mir sowas ist echt nicht angenehm!!!
Reflexartig schaue ich auf den Wecker
>>MIST !! WAS SCHON 4 UHR? Ich muss mich beeilen um halb 5 soll ich doch schon vor der Tür stehen<< schreie ich durch das Haus und wecke dabei meine Mutter auf

(ja ich wohne noch bei meiner Mutter, aber das auch nur weil ich nur kleinere Aufträge im Theater hatte und noch nie wie jetzt in der Filmszene).

Meine Mutter kommt in mein vollgestopftes Zimmer rein
(Ich lebe halt meinen Job)
und schaut mir in aller Seelenruhe zu wie ich von der einen Ecke des Zimmers in die andere hüpfe und dabei versuche mich gleichzeitig anzuziehen und meine Sachen einzupacken.
Gut, dass ich gestern schon meine Sachen rausgelegt habe, sonst würde ich jetzt noch meinen halben Kleiderschrank entrümpeln.
Danach sieht es dann auch immer dementsprechend bei mir aus.
Aber heute nicht, heute habe ich es geschafft mein Zimmer nicht wie eine Müllhalde oder wie einen Wühltisch bei Primark aussehen zu lassen.
Was mich mächtig stolz macht!

Endlich kommen die rettenden Worte von ihr »Warte Loony«
Ich hasse diesen Spitznamen...aber egal jetzt bleibt eh keine Zeit mich darüber aufzuregen, und da unterbricht sie erneut meine Gedankengänge:
»Zieh du dich in Ruhe an und mach dich fertig. Ich packe deine Sachen! Es ist ja nicht das erste mal, dass du wieder total daneben bist«
lacht sie und ich verschwinde aus dem Zimmer und gehe ins Bad.

Zum Glück ist meine Mutter die einzige neben meinem Zwillingsbruder Bruder Andy, die ich hätte aufwecken können.

***

Mein Vater ist vor 4 Jahren bei der Arbeit tötlich umgekommen. Damals war ich 19 und hatte gerade mein Abschluss.
Er war leider zur falschen Zeit am falschen Ort als einer der Kessel mit Chemikalien im Chemiepark hochging.
Die ersten Wochen danach waren für mich und den Rest der Familie am schlimmsten, vor allem dann als die Vermieter uns die Wohnung gekündigt haben und wir umziehen mussten.

Wir sind direkt nach der Kündigung ausgewandert, weil uns Deutschland zu viel an unseren Vater erinnert hat.
Außerdem wollten wir eh schon auswandern, auch als unser Vater und der Mann meiner Mutter noch lebte.    Nun leben wir schon seit über drei Jahren hier in London.
Es ist zwar eine sehr ruhige Ecke, die aber dennoch kaum 1500 m bis zur Innenstadt wo sich das Leben abspielt.
Aber so wirklich Bekanntschaft habe ich hier noch nicht gemacht, was aber auch daran liegen könnte, dass ich mich eher darum gekümmert habe einen vernünftigen Job als eine Bar zu finden.

***

Angekommen im Bad kämpfe ich immer noch mit der Jeans und streife diese dann letzen Endes dennoch über meine sportlichen Beine, ich habe generell eine athletische Figur.

Wer hat diese Hosen erfunden?
Oder besser gesagt, warum ziehe ich solche Hosen überhaupt an???
Wahrscheinlich, weil ich kein Bock auf eine Hose mit Schlag habe?!
Ich meine hat sich jemand überhaupt Mal dieses Grauen angeschaut??
Und ich dachte Sandalen mit Socken wäre schon eine Schande...

Trotz das ich viel Sport mache, bin ich sehr tollpatschig, wie meine Freundinnen mich bezeichnen.

Oft bekomme ich auch den Spitznamen Gazelofant...sehr liebreizend ich weiß, aber ich bin nun mal immer dabei, sehr geschickt, offen für alles...habe aber die Kunst mich wie ein Elefant im Glas Laden zu verhalten...tolle Eigenschaften.
Naja gut was soll's...

Nachdem ich dann innerhalb von
5 Minuten die Zähne geputzt habe, mich gewaschen und angezogen habe schaffe ich es gerade noch zum Esstisch.
Hektisch schaue ich auf die Uhr, schon 4:10 Uhr und ich fahr nochmal eine Viertelstunde.

Mein Toastbrot beschmiere ich noch schnell mit Nutella und schlinge mir das trotzdem noch trockene Stück Brot runter, während ich meine Superstars und meine dünne Jeansjacke anziehe.

Auf dem Weg zum Auto, ein gepflegter weißer VW up, nehme ich auch noch den Türrahmen mit meinem kleinen Zeh mit... jetzt mal im Ernst, wofür gibt es den kleinen Zeh überhaupt?? Man stößt sich den doch eh immer.... zumindestens ich!

***

Am Filmset angekommen brauche ich gefühlt eine Halbe Stunde um den richtigen Eingang zu finden, und dabei bin ich schon ziemlich spät dran.
Aber was soll's? Dann mache ich meinen Namen mal wieder alle Ehre.

Ich bin schon drei mal um das Gebäude gerannt, welches auch nicht gerade das kleinste ist, wenn man bedenkt das hier Filmsets aufgebaut sind, bis ich dann endlich auf eine Menschenseele treffe.
Jetzt mal im Ernst: das ist ein Filmset an einem Drehtag und dementsprechend arbeiten hier auch sehr viele Leute und ich treffe auf einen einzigen Menschen??

Die Menschenseele entpuppt sich als sehr freundlich und hilfsbereit.
Dylan, so stellt er sich vor, ist ein junger Mann von circa 23 Jahren mit einem sehr kantigen Aussehen, vor allem im Gesicht Bereich.
Er hat kurze dunkelbraune Haare, die auf dem Kopf etwas länger werden.
Seine Muskulatur zeichnet sich an seinem hellblauen T-Shirt ab und lässt ihn noch sportlicher wirken.

Langsam schlendern wir Richtung Eingang, was uns einiges an Zeit kostet, aber was soll's ich bin doch eh schon zu spät.
»Und was machst du hier?« fragt er mich neugierig nach einiger Zeit der Stille und mustert meine Mimik, die prompt zu einem Lächeln wird.
Warum weiß ich auch nicht, ich mag diesen Typen irgendwie.
»Äh, ich wurde als Kostümbildnerin eingestellt, und du?«

Von seiner Statur her denke ich Mal er ist für den Backstage Bereich zuständig, aber wie ich mich und meine Menschenkenntnis kenne weiß ich, dass ich wieder total daneben liege.

Und wie es nicht anders hätte kommen können ist es auch so...

»Rate!« Grinst er zurück
Na super das was ich am besten kann; man bemerke diesen Sarkasmus...
»Ähm Backstage für die Requisiten? «
Mein Gesicht formt sich zu einem leichten unsicheren Grinsen.
»So ähnlich!«
Und ehe ich was antworten konnte war er hinter einer Tür verschwunden.
Es war eine große rote Stahltür mit der grell gelben Aufschrift "Backstage" in der ich dann auch schließlich verschwinde.
Hinter der Tür war das reinste Chaos ausgebrochen und Dylan's Gestalt sehe ich nur noch in einer anderen  Tür verschwinden.
Gerade als ich hinterher eiern möchte lenkt mich ein großes weißes Schild mit meinem Namen ab.
Wie ich auf dem Schild meinen Namen so auf die schnelle Entdeckt habe weiß ich auch nicht, da das Schild bestimmt 1,20m x 50 cm groß ist und die sich darauf befindende Schrift umso kleiner, aber da steht er klar und deutlich:

Lucina Lewis
Kostümbildnerin
Raum 250

Dementsprechend muss ich wohl zum Raum 250, also setze ich mein Gesäß in Bewegung und Klapper die Zahlen an den Türen ab:
240, ne
241
.
.
.
250, ah da ist er ja
Ich stehe vor einer großen Tür mit der Aufschrift:

Backstage
Kostüm

Der Raum hinter der Tür kommt mir bekannt vor, wahrscheinlich weil ich mir die Gestaltung des Raumes selber aussuchen durfte.

Zu meinem Erstaunen gibt es hier zwei große Fenster, die den Raum natürlich erhellen.
Meine Sachen lege ich auf den Tisch ab und stelle eines der Fenster auf Kipp.

_________

So das ist jetzt das erste Kapitel
(Was für eine Überraschung hätte jetzt keiner gedacht... )

»Bis zum zweiten Kapitel(^^)«

TWISTED-zwischen zwei Seiten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt