Kapitel 2

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Nun standen wir vor den Toren der Festung. Ein Soldat blickte oben von der Mauer auf uns herab. "Robb Stark ist zurückgekehrt! Öffnet das Tor!" rief er den anderen zu und schon wurden die schweren Türen bewegt. Langsam ritten wir hinein. Ich sah einen kleinen Jungen, der aufgeregt auf uns zu stolperte. "Und wie ist es gelaufen, Robb?" fragte er mit einem hoffnungsvollen Glänzen in den großen, braunen Augen. Dieser grinste nur und hob mich von seinem Pferd. "Wie sieht es denn aus?" Nach diesen Worten stieg auch er selbst ab. Der Kleine sprang ihm sofort in den Arm und drückte sich fest an ihn. "Ich bin froh, dass du wieder da bist, großer Bruder!" Robb lächelte. "Ich bin auch froh wieder zuhause zu sein." Dann ließ er ihn herunter und der Junge rannte zu ein paar anderen Kindern. Der Anblick amüsiert mich, wie sie umhersprangen und unbeschwert mit ihren Holzschwertern kämpften.
Ein Mann trat nun an uns heran. Er hatte schulterlanges, blondes Haar und eine selbstbewusste, edle Haltung.
"Vater." tönte Robb's Stimme und er umarmte ihn kurz. "Wie ich sehe, wart ihr erfolgreich." stellte der Mann fest, während er mich von oben bis unten musterte. Jetzt verstand ich. Robb war der Sohn von Ned Stark. Ich hatte schon viel über ihn gehört, das meiste davon positiv. "Ja." meinte der junge Stark nur. "Sie ist eine von Oberyn's Töchtern. Was soll mit ihr geschehen?" Ned überlegte eine Weile. "Sag den Kammerzofen, sie sollen ihr ein Gemach herrichten. Sie wird zusammen mit Sansa und Arya von Septa Mordane unterrichtet. Ich werde sie als mein Mündel bei mir aufnehmen." Theon wollte lautstark protestieren, doch Robb kam ihm zuvor. "Vater, sie ist eine Sand..."
"Und Jon ist ein Schnee. Dein Bruder ist er trotzdem. Also was bedeutet schon ein Name?"
"Ein Bastardname." warf Theon bissig ein.
Lord Stark schüttelte den Kopf. "Tut, was ich euch befohlen habe. Ohne Wiederworte."
Robb nickte gehorsam und Theon schnaubte verächtlich.
Ich wurde nach drinnen geführt. Noch immer trug ich Robb's Pelzmantel über meinen Schultern. Nachdem wir die Treppe hinaufgingen, hielt er an. "Hier rechts ist dein Gemach. Mach dich fertig, ich hole dich gleich zum Abendmahl ab. Im Schrank hängen ein paar Kleider von meiner Schwester, sie müssten dir eigentlich passen." Ich nickte knapp und gab ihm seinen Pelzumhang wieder. "Danke." Dann trat ich ein und schloss die Tür hinter mir. Es war sehr groß und gemütlich eingerichtet. Ein riesiges Bett mit einem dunkelgrünen Stofflacken, welches mit geblümten Kissen geziert war. Ein schwarzes Bärenfell, das vor dem Bett auf dem Boden lag. An der Wand das Bild eines Wolfes. Es war eine graue Stickerei auf weißem Grund. Trotz der liebevollen Einrichtung fühlte ich mich unwohl. Es war kalt und die Umgebung war eine ganz andere, als die in Dorne. Bei uns gab es nichts als Wüste und Sand. Hier? Einen Wald, bitterkalte Winde und leichten Schneefall. Ob ich mich je daran gewöhnen würde? Ich wusste es nicht, aber was blieb mir schon anderes übrig.
Ich ging zum dem Schrank. Öffnete ihn. Drei Kleider hingen darin. Ein Rotes, ein Eisblaues und ein Gelbes." Sofort griff ich nach dem Gelben. Die Farbe erinnerte mich an meine Heimat. Nachdem ich es angezogen hatte, betrachtete ich mich im Spiegel. Das Kleid passte perfekt und es war dazu noch wunderschön. Silberne Verzierungen glänzten an den Ärmeln und am Ausschnitt. Die Naht war sehr fein, eine talentierte Frau muss das Kleid angefertigt haben. Meine Haare kämmte ich glatt und sorgfältig. Dann ging ich zu dem Bett und ließ mich darauf sinken. Alles in mir schrie verzweifelt nach meiner Heimat und nach meinem Vater. Sogar meine Schwestern Tyenne, Obara und Nymeria vermisste ich, obwohl wir stets unsere Differenzen hatten. Sie waren Kämpferinnen, ganz im Gegensatz zu mir. Und natürlich fehlte mir auch meine Mutter Ellaria. Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich atmete kurz durch und schluckte den Schmerz einfach hinunter. *Bleib stark, Tyara.* dachte ich mir nur und erhob mich.

*Kopf hoch, Schultern zurück und ein zurückhaltendes Lächeln aufsetzen.*

Das hatte meine Mutter uns immer gesagt.
Es klopfte an der Tür. "Ja?" Robb trat ein.
"Bist du fertig?" fragte er mit einem freundlichen Ausdruck in den Augen.
Ich nickte knapp und ging zu ihm. Der junge Stark musterte mich und er schien dabei ein wenig verträumt. "Das Kleid steht dir gut." brachte er nach einer Weile hervor. Mit einem Lächeln nahm ich das Kompliment an und nickte nach draußen. "Wollen wir gehen?"
"Natürlich." Robb hielt mir seinen Arm hin und ich hackte mich bei ihm ein. Zusammen schritten wir die Treppe herunter und betraten den großen Saal. Dort war bereits die ganze Familie versammelt. Theon gaffte mich und Robb auffällig an. Eine Frau trat hervor und begrüßte mich freundlich. "Hallo. Du musst Obara sein."
"Tyara. Ihr verwechselt mich mit meiner älteren Schwester." Verbesserte ich sie lächelnd und neigte den Kopf.
"Oh, tut mir sehr Leid. Ich bin Cathlyn Stark."
Dann zeigte sie auf einen kleinen Jungen, der vermutlich gerade erst laufen gelernt hatte. "Das ist Rickon, unser jüngster Sohn."
Mit einem Fingerschnipsen kam der Junge zu mir gelaufen, den ich im Hof bereits gesehen hatte. "Das ist Brandon, aber wir nennen ihn bloß Bran. Und dort hinten..." Sie zeigte auf ein kleines Mädchen, welches am Tisch saß und Theon mit einem Stück Apfel bewarf. "Das ist Arya." Ich musste schmunzeln, als ich Theon's wütendes Gesicht sah. "Und mein Name ist Sansa. Freut mich sehr euch kennenzulernen." Ein Mädchen stand vor mir, etwa so alt wie ich selbst. Sie hatte langes rotes Haar und stechend blaue Augen. Eine ausgesprochene Schönheit. "Freut mich auch." Lächelte ich höflich, während Cathlyn fort fuhr. "Das dort drüben ist Jon." meinte sie mit einem plötzlich sehr kalten Ton und ohne ein weiteres Wort über ihn zu verlieren. "Und Ned, Theon und Robb kennst du ja schon." Ich nickte und lächelte wieder "Es ist mir eine Ehre eure Bekanntschaft zu machen." sagte ich ehrlich verneigte mich knapp.

Und wie gefällt euch die Geschichte bis jetzt? Wäre lieb wenn ihr das ein oder  andere Kommentar da lassen würdet.💘

The heir of WinterfellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt