Kapitel 3

2.4K 71 1
                                    

Nach dem Abendmahl, ging ich zu meinem Gemach. Meine Hand umfasste den Türknauf und ich schloss für einen Moment die Augen. Vielleicht war das alles hier gar nicht real. Vielleicht träumte ich bloß. Ich öffnete die Tür und gleichzeitig auch wieder meine Augen. Deprimiert stellte ich fest, dass es doch kein Traum war. Das Bärenfell lag immer noch da, wo es vorher gelegen hatte, die Stickerei zierte noch immer die Wand und auch die Blumenkissen waren noch da. Trauer erfüllte meinen ganzen Körper und wieder stiegen Tränen in mir auf. Ich hatte heute gesehen wie mein Vater umgebracht wurde und nun musste ich mit dem Mann zu Abend essen, der das Schwert geführt hatte. Die Bilder hatten sich in mein Gehirn eingebrannt. Der Körper meines blutüberströmten Vaters und Theon's dreckiges Grinsen... Schluchzend saß ich nun auf meinem Bett, den Kopf in den Händen vergraben. Plötzlich hörte ich die Tür quietschen. Ich hatte ganz vergessen sie wieder zu schließen, nachdem ich hereingegangen war. Ich hob meinen Kopf und sah Sansa im Türrahmen stehen, während ich mir die Tränen wegwischte. Sie sah mich fragend und gleichzeitig voller Mitleid an. "Komm ruhig herein." flüsterte ich und wies ihr mit der Hand sich neben mich zu setzen. Nachdem sie neben mir Platz genommen hatte senkte sie ihren Blick. "Es tut mir so Leid was dir passiert ist, aber ich kann nichts an deinem Schicksal ändern. Das einzige was in meiner Macht steht und was ich auch versuchen werde, ist es dir eine gute Freundin zu sein und dir dein Leben auf Winterfell so angenehm wie möglich zu machen." Ihre sanften Worte kamen aus tiefstem Herzen, das spürte ich. Dann nahm ich sie dankbar in den Arm und wieder rollte mir eine Träne die Wange herunter. "Dankeschön, Sansa. Das ist mir viel wert."
Sie löste sich und lächelte. "Mein Gemach ist direkt neben deinem, du kannst immer zu mir kommen, wenn du etwas brauchst. Aber ich werde dir auch noch deine eigene Kammerzofe schicken lassen." Dann musste sie Grinsen. "Mein Kleid steht dir übrigens wundervoll. Du kannst es gerne behalten, wenn du möchtest, denn gelb war noch nie meine Farbe." Auch ich musste nun unter Tränen lachen. "Sehr nett von dir."
"Ich werde jetzt gehen, sonst bin ich morgen wieder furchtbar müde. Schlaf gut, ich hoffe du überstehst die erste Nacht ohne Albträume."
Sansa stand auf und verließ mein Gemach.
"Gute Nacht, wir sehen uns morgen." sagte ich noch, bevor sie die Tür schloss und ich mich ein mein Bett fallen ließ.

Am nächsten Morgen wachte ich schon früh auf. Die Sonne begann gerade in den Himmel hinauf zu steigen und einzelne Strahlen erhellten meinen Raum. Ich stand auf und machte mich frisch. Danach beschloss ich einen kleinen Spaziergang zu machen, immerhin musste ich mich früher oder später sowieso mit der Festung vertraut machen.
Draußen war es sehr kalt, doch das war mir in diesem Moment egal. Ich brauchte einfach ein wenig frische Luft, um nachdenken zu können. Mir wäre es zwar lieber mir würden jetzt die warmen, dornischen Winde die Haare zerzausen, statt die kühlen Brisen aus Winterfell, doch ich konnte nichts daran ändern. Schritt für Schritt trugen mich meine Füße in Richtung Stall. Ich liebte Pferde schon von klein auf und sah mich daher ein wenig um. Plötzlich erblickte ich einen dunkelbraunen Hengst. Er war wirklich prachtvoll, seine Muskeln und die klaren, aufmerksamen Rehaugen, denen nichts zu entgehen schien. Hatte ich das Tier nicht schon einmal gesehen? Aber wie sollte das möglich sein... Eine gedämpfte Stimme riss mich aus meinen Gedanken. "Gefällt er dir?" Es war Robb, der gelassen auf mich zu kam. Daher kannte ich den Hengst, es war das Pferd von Robb. Ich nickte. "Er ist wunderschön." flüsterte ich und legte meine Hand an den Hals des Pferdes.
"Wie du." sagte er weich und ein charmantes Lächeln umspielte seine Lippen. Die Worte des jungen Stark überraschten mich und ich sah verlegen zu Boden. Ich wusste nicht, ob es ernst gemeint war, oder er nur versuchte das zu bekommen was jeder Junge in seinem Alter wollte.
Plötzlich ertönte eine andere Stimme von hinten. "Komm schon, Robb. Küss sie, bevor ich es tue." Es war Theon und er kam mit dem selben dreckigen Grinsen wie immer auf mich zu. Ohne zu zögern, stieß er Robb zur Seite, riss grob meine Kopf nach oben und presste seine Lippen auf meine. Sofort schubste ich ihn von mir weg und holte zum Schlag aus. Allerdings reagierte er schneller als ich und bevor ich seine Wange traf, packte er mein Handgelenk. "Versuch das noch einmal und ich werde noch ganz andere Dinge mit dir anstellen, du dornisches Miststück!" Robb, der alles schockiert mit angesehen hatte, ging nun auf Theon los. Er schlug ihn ohne zu Zögern mit der Faust ins Gesicht. "Was fällt dir ein, sie ist Vaters Mündel und keine Hure!" Theon funkelte ihn bloß böse an und wischte sich das Blut weg, welches mittlerweile aus seiner Nase tropfte. Dann wandte er sich an mich. "Warte ab, meine Liebe, Robb wird nicht immer da sein, um dich zu beschützen!" zischte er gehässig und verließ danach die Stallungen. Ängstlich sah ich ihm hinterher und wischte mit der Hand über meine Lippen. Bevor ich etwas sagen konnte, nahm Robb mich in den Arm. "Er hat Recht, ich werde nicht immer da sein. Geh ihm einfach aus dem Weg, aber bitte, leg dich nicht mit ihm an. Ich kenne ihn und das würde kein gutes Ende für dich nehmen."

The heir of WinterfellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt