Ich hatte mich in mein Gemach zurück gezogen. Meeria war gerade dabei etwas aufzuräumen. Eigentlich wollte ich Zeit für mich haben, doch ich ließ sie einfach machen.
Nach einer Weile unterbrach sie ihre Arbeit und wandte sich an mich.
„Wollt ihr nicht hinunter gehen? Das Fest hat doch bestimmt schon begonnen."
Ich sah sie an und schüttelte nur den Kopf.
„Ich bin nicht in der Stimmung."
„Aber Mylady, Theon wird wütend werden, wenn ihr nicht auftaucht."
Augenverdrehend raffte ich mich auf, da ich wusste, sie hatte recht. Dann machte ich mich auf den Weg zu dem Schrank, in dem meine Kleider hingen. Ein hellblaues Kleid fiel mir ins Auge und ich betrachtete es eine Weile. Schließlich bat ich Meeria mir zu helfen, es anzuziehen.„Ihr seht umwerfend aus, Mylady." lächelte sie. „Die hellen Farben stehen euch besser, als dieses dunkelblau."
Mit einem leichten Nicken setzte ich mich auf einen Stuhl.
„Ich möchte meine Haare heute offen tragen." sagte ich knapp und sofort entflocht die Zofe mir meine kunstvolle Frisur, die ich bis jetzt getragen hatte. Nachdem sie mein langes, braunes Haar einmal durchgekämmt hatte, erhob ich mich.„Wirklich wunderschön." wiederholte sie noch einmal und ich lächelte dankbar.
Meeria öffnete mir die Tür. Ich schritt die Treppe herunter und stoppte kurz vor dem großen Festsaal. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte, trat ich ein. Musik schallte mir entgegen und die gute, ausgelassene Stimmung der Gäste übertrug sich auf mich.
Sowohl Theon's, als auch Robb's Blicke wanderten auf der Stelle zu mir.
Ich schritt zu meinem Verlobten und nahm den leeren Platz neben ihm ein.„Wie schön, dass du uns auch noch mit deiner Anwesenheit beglückst." knurrte Theon mich von der Seite an.
Ich senkte entschuldigend den Kopf.
„Es tut mir Leid, Mylord. Ich wollte mich nur noch einmal frisch machen."Ohne weitere Worte über mein spätes Eintreffen zu verlieren, trank er einen Schluck Wein. Dann stand er auf und hielt mir seine Hand hin.
„Tyara, jetzt wo du da bist, darf ich um diesen Tanz bitten?"
Verwundert über die plötzliche Änderung seiner Tonlage sah ich ihn einen Moment lang verwirrt an. Dann nickte ich jedoch und legte meine zierliche Hand in seine. Zusammen gingen wir in die Mitte des Saals und auch Robb und Hayla folgten uns.Zuerst tanzten wir auf ein ruhiges Lied, doch je schneller die Musik würde, desto schneller wirbelten wir durch den Saal. Theon grinste mich charmant an. Ich hatte diese Art Grinsen noch nie bei im gesehen, doch irgendwie gefiel es mir. Verführerisch grinste ich zurück und wir tanzten immer weiter, bis mir irgendwann die Füße weh taten.
Ich nahm meinen Platz am Tisch wieder ein, während Theon Robb ablöste und mit Hayla weiter tanzte.
Das war gerade das erste mal in meinem Leben, dass ich und Theon Spaß miteinander hatten. Ich kannte bisher nur seine bösartige, aggressive Seite, doch je mehr ich seine humorvolle, charmante Seite kennenlernte, desto mehr mochte ich ihn.
„Mylady, darf ich bitten?" Die Stimme von Robb, der mich zu einem Tanz auffordern wollte, riss mich aus meinen Gedanken.
Ich sah ihn einen Moment lang an und lehnte dann mit einer eleganten Handbewegung ab.
„Lord Stark, es tut mir Leid, aber ich muss dich enttäuschen. Ich würde gern ein wenig frische Luft schnappen. Bitte entschuldige mich."Langsam stand ich auf und machte mich auf in Richtung Hof. Ich musste so tun, als wäre er mir egal. Niemand, und vor allem nicht Theon, durfte mitbekommen, dass er mir noch etwas bedeutete. Ich öffnete die Tür nach draußen und spazierte ein wenig umher. Der eisige Abendwind zerzauste meine langen Haare, doch ich genoss die Kälte.
Plötzlich hörte ich das Klappern von Rüstungen. Bewaffnete Männer marschierten durch das Haupttor und bevor ich begreifen konnte, was hier vor sich ging, presste sich von hinten eine Hand auf meinen Mund und eine raue Stimme zischte mir ins Ohr.
„So meine Liebe, du darfst jetzt zu sehen, wie deine geliebte Familie untergeht. Einen Stark nach dem anderen werden meine Soldaten niedermetzeln und du kannst rein gar nichts dagegen tun."
Ich schlug wild um mich und als mein Angreifer endlich von mir abließ, schrie ich laut auf.
Die Männer rannten inzwischen in die Burg hinein und ich wusste, es war zu spät um die anderen zu warnen.
Als ich mich noch einmal umdrehte, sah ich den Mann, der mich festgehalten hatte. Schockiert musste ich feststellen, dass das Wappen der Graufreuds seinen Brustpanzer zierte.
Theon hatte all das eingefädelt, dies war ein Hinterhalt auf die Starks...
„Nein..." wisperte ich ungläubig und rannte den Männern hinterher in Richtung Festsaal. Bereits draußen hörte ich laute Kampf- und Hilfeschreie aus dem inneren der Burg.
„Theon!" rief ich verzweifelt und rannte in den Festsaal.
Wo gerade noch alle miteinander gelacht hatten, herrschte nun wildes Kampfgetümmel.
Zu meiner Überraschung hatten sich auch Soldaten der Starks eingefunden, und sie waren deutlich in der Überzahl. Damit hatte Theon nicht gerechnet. Ich machte seine Gestalt auf einer Anhöhe aus und sah wie er fassungslos das Geschehen betrachtete. Ich eilte zu ihm und gab ihm eine kräftige Ohrfeige. „Wie konntest du nur?! Sie waren unsere Familie und du hast geplant sie einfach abzuschlachten, wie Vieh?"
Bevor er antworten konnte, bohrte sich von hinten ein Schwert durch seinen Bauch. Es war das von Jon.
Theon sank in die Knie und Blut quoll aus dem Loch in seinem Körper, wo bis vor kurzem noch die scharfe Klinge steckte. Erschrocken sah ich Jon an, welcher sich jedoch direkt wieder in den Kampf stürzte. Ich kniete mich zu Theon hinunter. Hass stieg in mir auf... Ich hätte ihn am liebsten eigenhändig umgebracht. Als ich noch einmal aufsah, stand Lady Stark neben mir. Sie riss mich an meinen Haaren hinauf und brüllte mich wütend an. „Verräterin!"
„Nein, Catelyn, es ist nicht so wie du denkst. Ich habe nichts mit all dem zu tun." verteidigte ich mich und stieß sie von mir weg.
„Ich wusste nicht, dass Theon einen Hinterhalt geplant hatte..."
Cat schüttelte den Kopf. „Schwachsinn, natürlich wusstest du davon."
Bevor ich noch etwas sagen konnte, sah ich einen der Graufreud Männer, der mit einem Dolch bewaffnet auf sie zu eilte.
Catelyn, pass auf!" schrie ich, doch es war zu spät. Der Soldat hatte sie gepackt und hielt ihr von hinten die Klinge an den Hals.
„Catelyn, nein!" Ich wollte ihr zur Hilfe eilen, aber ich wurde von einem anderen Kämpfer zurückgehalten.
„Catelyn!" schrie ich noch einmal, doch meine Stimme erstickte in Tränen, als ich sah, wie ihr mit einem glatten Schnitt die Kehle durchtrennt wurde. Blut strömte ihren Hals herunter und ich schrie mir verzweifelt die Seele aus dem Leib. „Neeein! Ihr verdammten Mistkerle, ich werde euch alle umbringen!"
Je lauter ich schrie, desto dunkler wurde es vor meinen Augen, bis ich letztendlich das Bewusstsein verlor.
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The heir of Winterfell
Romantiek"Würde jeder Mann für die Taten seiner entfernten Verwandten zur Rechenschaft gezogen, würden wir alle hängen." ~Robb Stark Just a Game of Thrones Fanfiction An alle Game of Thrones Fans: Ich halte mich nicht wirklich an die Originalgeschichte der...