Kapitel 5

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Kurze Zeit später, erneut ein Knall. Mein Blick haftete auf dem hölzernen Tor. Plötzlich ein dritter Knall und das Holz splitterte. Ein Rammbock wurde hindurch gestoßen. Nun wusste ich was los war... Panik brach im Hof aus und von weitem hörte ich, wie das Horn geblasen wurde. Angsterfüllt ließ ich das Pferd los und rannte in Richtung des Burgeingangs. Es war zu spät, fremde Soldaten stürmten nun in den Hof und einer von ihnen preschte auf mich zu. Er zog sein Schwert, doch bevor er mich angreifen konnte, hielt ihn einer unserer Kämpfer davon ab. Während die beiden damit beschäftigt waren sich gegenseitig umzubringen, rannte ich weiter. Ich hatte die Tür erreicht und atmete kurz erleichtert auf, da ich dachte ich wäre in Sicherheit. Ich riss die Tür auf und blickte in die Augen von Theon. "Was machst du hier draußen?!" fuhr er mich an und zog mich in die Festung. Ohne auf seine Frage einzugehen sah ich ihn panisch an. "Was passiert hier, Theon?" Er hetzte mit mir die Treppe hinauf und öffnete die Tür von meinem Gemach. "Geh darein, verschließ die Tür und komm nicht heraus bevor dich einer von uns holt, verstanden?" Ich nickte nur und bevor er sich nach unten ins Kampfgetümmel stürzen wollte, hielt ich ihn am Arm fest. "Wieso hilfst du mir?"
Er sah mich mit einem kalten Blick an und riss sich los. "Du bist eine von uns, wenn ich dich einfach sterben lassen würde, würde Lord Stark mich köpfen." Dann verschwand er auch schon. Ich blickte ihm nur hinterher und tat dann, was er mir befohlen hatte. Nachdem die Tür fest verschlossen war, ging ich zum Fenster. Mit einem Blick nach unten in den Hof erschrak ich. Vor einem Wimpernschlag war es dort noch friedlich gewesen und nun erkannte man nur wildes Chaos von Soldaten. Bei genauerem Hinsehen, fiel mir das Wappen der Lannisters ins Auge. Ich war viel zu aufgeregt, um einfach tatenlos in meinem Gemach sitzen zu können, daher schloss ich die Tür wieder auf und stürmte zu der Kammer von Arya. Ein großer Fehler, denn plötzlich packte mich jemand von hinten. Grob zog der Soldat mich an sich ran und hielt mir ein Messer an die Kehle. "Lass mich los!" schrie ich ihn an, doch er antwortete nicht. Er schob mich vor sich her, den Gang entlang, nach draußen. Überall sah ich die toten, blutüberströmten Körper von Kämpfern. Sowohl welche der Starks, als auch welche der Lannisters. Plötzlich erkannte ich Robb mitten im Kampfgetümmel. "Robb!" schrie ich verzweifelt, doch er hörte mich nicht. Noch einmal, so laut ich konnte. "Robb, Hilfe!" Nachdem er seinem Gegner das Schwert in den Bauch gebohrt hatte, drehte er sich zu mir um. "Tyara!" rief er und hetzte in meine Richtung.
"Keinen Schritt weiter, junger Wolf, oder ich schneide ihr die Kehle durch." hörte ich den Soldaten hinter mir zischen. Robb stoppte abrupt und schnaubte wütend. "Jaime, lass sie los oder du wirst es bitter bereuen!" Dieser lachte nur höhnisch, doch das Lachen erstarb plötzlich und verwandelte sich in ein hilfloses Gurgeln. Der Griff an meinen Händen löste sich und noch während ich mich umdrehte, fiel Jaime zu Boden. Blut strömte aus seinem Hals, denn jemand hatte einen Pfeil hinein geschossen. In der Ferne erkannte ich Jon mit einem Bogen in den Händen. Er lächelte und ich nickte ihm dankbar zu. Ich wollte wieder zurück zu Robb, doch dieser war schon mit dem nächsten Gegner beschäftigt. Ich blickte um mich und überall fielen Soldaten mit goldenen Rüstungen. Unsere Feinde. Es sah gut aus und die Schlacht war beinahe gewonnen. Um nicht tatenlos herumzustehen, schnappte ich mir einen Dolch der auf dem Boden lag. Ich zielte auf einen der Feinde, warf und traf ihn in den Rücken. Es wurde leerer auf dem Hof und die Leichen sammelten sich auf dem Boden. Nach einer Weile waren nur noch Schreie zu hören. Siegesrufe und Gejubel. Wir hatten die Schlacht schließlich für uns entschieden.

Ich sah mich auf dem Hof um und suchte nach Robb. Erleichtert atmete ich auf, als ich seine kastanienbraunen Locken einige Meter weiter entdeckte. "Robb?" Er drehte sich zu mir und humpelte in meine Richtung, da er eine Verletzung am Bein hatte. "Robb, zum Glück geht's dir gut." Ich fiel dem jungen Stark glücklich in die Arme. Sein himmlischer Duft mischte sich mit dem Geruch von Blut. Nachdem wir uns losließen, sah er mir tief in die Augen. Wieder spürte ich dieses Kribbeln in meinem Bauch, doch ich wurde unsicher und senkte meinen Blick nach einer Weile. "Hey, Tyara, sieh mich an." sagte er sanft und so sah ich ihm erneut in seine wunderschönen, grünen Augen. Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden zog er mich an sich heran und küsste mich. Die Berührung unserer Lippen löste etwas in mir aus, was ich bis jetzt bei keinem anderen gespürt habe. So musste sich also wahre Liebe anfühlen...

The heir of WinterfellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt