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Amy und ich redeten am nächsten Tag kaum miteinander. Beim Frühstück saßen wir uns schweigend gegenüber und überließen Sam das Wort, die meiner Meinung nach viel zu oft mit Noah knutschte. Wir trennten uns mit einer kurzen Umarmung, die jedoch nur stattfand, weil Sam uns mit Fragen bombardierte, ob wir uns gestritten hatten. Dafür, dass sie bis über beide Ohren verliebt war, bekam sie erstaunlich viel von ihrer Umwelt mit.
Ich machte mich auf den Weg zu meinem individuellen Kurs.

In der Turnhalle stellte ich mich zu Jay, Noah und Cole und auch Mila gesellte sich zu uns.
,,Hi." Meinte sie fröhlich und umarmte mich flüchtig. Die Jungs kriegten allesamt den Mund nicht auf, sodass Mila und ich in den folgenden Minuten die Alleinunterhalter spielten.
,,Und? Wie läuft's bei euch in der Schule?" Hakte ich nach und Noah zuckte unschlüssig die Schultern.
,,Worüber haltet ihr eigentlich euer Referat?" Wollte Mila wissen und Cole murmelte kurz angebunden:
,,Keine Ahnung."

Ich stöhnte entnervt auf.
,,Meine Güte, jetzt macht doch mal den Mund auf und redet mit uns!" Entfuhr es mir. ,,Das ist ja total blöd, wenn drei von fünf Leuten nichts sagen."
Doch genau in diesem Moment betrat M. Aprice die Turnhalle und wir brachen das Gespräch ab.

,,Hallo." Der Lehrer verschwendete nicht viel Zeit damit, eine großartige Begrüßung zu formulieren, sondern sagte einfach nur:
,,Findet euch zu zweit zusammen, wenn möglich mit unterschiedlichen Elementen und übt. Faye, du machst mit Corey."
Ich war gerade dabei, mich zu fragen, wieso ausgerechnet ich als einzige eine Vorgabe bekam, mit wem ich zu arbeiten hatte, als mir jemand mit sehr spitzen Fingernägeln sehr fest und schmerzhaft seinen Finger in den Rücken bohrte.
,,Hallo Corey." Sagte ich, ohne mich umzudrehen.

,,Denk nicht mal daran, mir etwas anzutun." Die Blondine verschränkte die Arm vor der Brust und sah mich abschätzig an. Oder abschätzend, wahrscheinlich sogar beides.
,,Ich hatte nicht vor, dich zu verletzen." Meinte ich und bemühte mich, möglichst nett und unschuldig auszusehen. Insgeheim brodelte es jedoch in mir. Corey war fast so schlimm wie Sara, nur nicht mit deren angsteinflößenden Maßnahmen. Corey zog verächtlich eine Augenbraue hoch.
,,Wie du es bei Noah gemacht hast, meinst du?"

Ich zuckte zusammen, da hatte sie einen wunden Punkt getroffen. Ein leichtes, allerdings ziemlich fieses Grinsen stahl sich auf Corey's Gesicht. Ich wandte den Blick ab und betrachtete höchst interessiert den Boden. Ich hasste es, dass Corey einfach alles mit mir machen konnte.

,,Ich werde ganz sicher nicht mit dir üben." Verkündete die Wasserbändigerin, ging einige Schritte nach rechts und begann, für sich alleine Übungen zu machen. Sie ließ Wasser bis fast auf den Boden fließen und zog es im letzten Moment wieder zurück. Und das immer wieder, fast wie bei einem Jo-Jo.

Seufzend folgte ich Corey und begann neben ihr, ebenfalls zu üben. Ich ließ vorsichtig kleine Flammen zwischen meinen Fingern hindurch gleiten und konnte es mir nicht verkneifen, eine winzige Stichflamme Richtung Corey zu schicken.
,,Hey!" Rief diese aufgebracht und rückte ein Stück von mir ab.
,,Ups, sorry." Ich verzog gespielt reumütig das Gesicht und machte auch einen Schritt von Corey weg.
Abermals begann ich mit den Übungen und konzentrierte mich nun vollends dadrauf, alles haargenau so hinzubekommen, wie ich es haben wollte.

,,Du bist nicht gut genug, um so was alleine zu schaffen."
Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich begriff, dass es nicht eine Stimme in meinem Kopf, sondern Corey gewesen war, die das gesagt hatte. Ich beäugte das merkwürdige Konstrukt auf meiner Handfläche, das eigentlich mal eine Feuerblume werden sollte.
Und urplötzlich hatte ich Lust, Corey mal so richtig in ihre Schranken zu weisen.

,,Hast recht." Sagte ich zu ihr und fragte dann schüchtern:
,,Kannst du mir vielleicht helfen?"
,,Tja." Corey lächelte selbstgefällig. ,,Wenn du unbedingt willst."
Sie packte meine Hand und hielt sie gegen ihre.
,,Na los, Versuch, deine Hand wegzuziehen."
Noch bevor ich beginnen konnte, spürte ich plötzlich etwas kaltes an meiner Hand.

,,Was...?" Entfuhr es mir und ich wollte unwillkürlich meine Hand zurückziehen, aber es ging nicht.
,,Was hast du gemacht?" Fragte ich skeptisch und rüttelte mit meiner linken Hand an meiner rechten.
,,Unsere Hände aneinander geeist."
Ich war immer noch damit beschäftigt, meine Hand hin und her zu schütteln.

,,Gib's auf, so wird das nie was." Corey verdrehte die Augen. Ich strengte mich mächtig an und versuchte, das Eis mit meinem Element zum schmelzen zu bringen, aber wann immer ich das Gefühl hatte, endlich einen kleinen Erfolg verbuchen zu können, verdickte Corey die Eisschicht wieder. Als sie schon ungefähr einen Durchmesser von fünf Zentimetern hatte, löste die Wasserbändigerin das Eis und es tropfte auf den Boden.
,,Faye, sieh es ein, du wirst niemals so gut sein wie ich." Corey betrachtete eingebildet ihre Fingernägel und ich wandte mich ärgerlich ab.

Ich war mit meiner Mission, Corey mal ordentlich einzuheizen, kolossal gescheitert. Nein, nicht nur gescheitert, viel mehr hatte ich total versagt. Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten und prompt fingen meine Hände Feuer. Überrascht musste ich feststellen, dass mich das gar nicht mehr schockte. Ich lockerte nur genervt die Fäuste und ließ die Flammen wieder verschwinden. Jay gesellte sich zu mir und legte mir eine Hand auf die Schulter.
,,Na, wie läuft's?"
Meine Schultern sackten minimal nach unten.

,,Können wir kurz ein bisschen an die Seite gehen? Ich muss mal mit jemandem reden." Bat ich leise.
,,Klar." Jay wirkte überrascht, folgte mir aber willig in die Mädchen-umkleide.
,,Also, was ist los?" Hakte er nach, als ich mich auf eine der Bänke fallen ließ.
,,Ach, ich weiß auch nicht. Corey regt mich einfach so auf, sie stellt mich dauernd bloß und behandelt mich, als wäre ich voll die Idiotin." Nörgelte ich.

,,Und was willst du dagegen machen?" Jay nahm langsam neben mir Platz.
,,Keine Ahnung!" Ich seufzte. ,,Ich will ihr einfach irgendwie zeigen, dass sie nicht mit mir machen kann, was sie will. Aber die einzige Möglichkeit sie auszustechen ist, besser mit meinem Element umgehen zu können als sie mit ihrem. Aber dafür bin ich zu schlecht."

,,Na komm schon, es gibt doch so viele Möglichkeiten, jemanden auszustechen."
,,Welche denn noch?" Wollte ich gequält wissen.
,,Ähm..." Jay verstummte sofort wieder.

,,Genau! Corey und ich haben so wenig gemeinsam, dass wir uns eigentlich gegenseitig nicht übertrumpfen können." Ich zuckte mit den Schultern. ,,Ich kann ja nicht mal im Unterricht besser sein als sie, weil das einzige, was wir zusammen habe, die individuellen Stunden sind."
,,Das ist in der Tat ungünstig." Jay kratzte sich nachdenklich am Kinn und auf einmal musste ich anfangen zu lachen. Es sah einfach zu komisch aus, wie der Blonde sich wie ein großer Philosoph anstrengte, nur, um mir mit meinen nebensächlichen Problemen zu helfen.

Ich lehnte mich leicht gegen Jay's Schulter und er legte vorsichtig einen Arm um mich. Urplötzlich spürte ich ein Flattern in meinem Bauch, wie ein einzelner Schmetterling. Jay sah mir direkt in die Augen und ich hatte aus irgendeinem Grund das Verlangen, mich dichter an ihn zu kuscheln. Aber es kam anders.
Die Tür der Umkleide flog auf und M. Aprice stand im Türrahmen.

,,Ach, ihr seid hier." Sagte er und ich hatte das Gefühl, dass der überraschte Unterton nicht gerade echt war. Jay und ich fuhren auseinander und sahen den Lehrer erschrocken an.
,,Nur für den Fall, dass ihr hier noch was vorhabt, in fünf Minuten beende ich die Stunde." M. Aprice schloss langsam die Tür. Kurz bevor sie ins Schloss fiel, meinte er noch:
,,Hebt euch was auch immer besser für später auf. Und im übrigen freue ich mich schon auf eure morgigen Vorträge."

Jay und ich rückten gleichzeitig ein Stück auseinander und sahen beschämt auf den Boden.
,,Ich geh dann mal." Murmelte Jay und erhob sich.
,,Ja, ähm... mach das." Ich sah immer noch nicht auf und hörte so nur, wie die Tür auf- und sofort wieder zugeht. Wenige Minuten später stürmten die anderen Mädchen in die Umkleide und ich beeilte mich, mich umzuziehen und verschwand so schnell wie möglich.

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Ich widme das Kapitel... ähm... Es werden noch Vorschläge angenommen.

🖤MissWriter13

FeuerseeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt