Auch am nächsten Tag sagten uns die Lehrer nur, was wir üben sollten und ließen uns dann auf dem Schulgelände arbeiten. Ich saß mit Amy, Jay, Noah und Trish zusammen in der Kantine und knobelte an einer Biologieaufgabe, als auch Mila, Leela und Cole zu uns kamen, die in einer anderen Klasse waren.
,,Na, wie läuft's?" Fragte Jay die drei und alle verdrehten synchron die Augen.
,,Mr. Graves ist echt das letzte!" Motzte Mila und ließ sich auf den Stuhl zwischen mich und Amy sinken.,,Oh, ihr Armen, habt ihr bei ihm Unterricht?" Bedauerte ich Mila. Ihr Blick schoss in meine Richtung.
,,Woher weißt du, wer Mr. Graves ist?" Fragte sie überrascht.
Ups! Ich hatte niemandem erzählt, was mir passiert war, mit der zweiten Person und so weiter. Alle dachten, ich hätte Trainingsstunden gehabt, bei denen dann etwas schiefgegangen war.,,Ich habe ihn mal getroffen." Wiegelte ich schnell ab und wandte mich wieder meinen Aufgaben zu. Glücklicherweise ging auch Mila nicht näher darauf ein, sondern arbeitete ebenfalls weiter.
Schweigend hingen wir alle einige Minuten unseren Aufgaben nach, bis Leela plötzlich fragte:
,,Was glaubt ihr, werdet ihr die Prüfungen bestehen?"
,,Keine Ahnung." Seufzte Trish und lehnte sich zurück. ,,Ich bin grottenschlecht in allen Fächern. Ich kann mir einfach nichts merken und mit dem schriftlichen ist es bei mir auch nicht weit her.",,Wieso?" Hakte ich dümmlich nach, während ich den letzten Satz meines Textes zu Papier brachte.
,,ich bin Legasthenikerin." Erklärte mir Trish nüchtern und hob demonstrativ ihren Zettel. Er war über und über bedeckt mit einem Wirrwarr aus undefinierbar unordentlichen Buchstaben, die scheinbar wahllos aneinandergereiht zu sein schienen. Außerdem wimmelten die Wörter nur so vor Rechtschreibfehlern.,,Ach so." Sagte ich lahm und wandte mich wieder meinen Aufgaben zu. ,,Amy, weißt du, was das hier ist? Dieses Dings da bei Linse."
Amy lachte. ,,Das sind die Muskeln, die die Linse bewegen.",,Bei Noah haben die offenbar versagt, sonst bräuchte er ja keine Brille." Hörte ich plötzlich eine Stimme hinter uns. Wir alle fuhren herum und sahen den Störenfried ärgerlich an. Es war Sara, die uns aus finsteren Augen musterte und sich dann missmutig zu uns an den Tisch setzte. Wortlos holte sie ihre Sachen heraus und begann sofort, wie wild zu schreiben. Irgendwie erweckte sie den Eindruck, als wäre sie nicht freiwillig hier, sondern eine Freundin hätte sie mitgeschleppt. Haha, guter Witz!
Als ob Sara jemals Freunde hätte. Ich grinste unwillkürlich und Mila sah mich verwundert an. Sie und Amy waren automatisch auseinander gerutscht, als Sara zu uns gestoßen war. Daraus schloss ich, dass Sara nichts von den beiden wusste und wohl auch nicht wissen sollte.
,,Was macht ihr eigentlich in den Weihnachtsferien?" Erkundigte sich Cole neugierig und blickte erwartungsvoll in die Runde.
,,Wir fliegen in den Urlaub, Skifahren." Erzählte Trish und Amy nickte zustimmend. ,,Zumindest, wenn wir die Prüfungen bestehen."
,,Ich werde mit meiner Familie Weihnachten feiern und eventuell..." Ich verstummte.'Eventuell mit Maddy an Silvester knallen gehen' hatte ich sagen wollen. Das war bisher unser Plan gewesen. Wir hatten uns ausgemalt, welche Böller wir kaufen und wann abfeuern wollten und wo wir unser Feuerwerk veranstalten wollten. Das konnte ich mir jetzt wohl abschminken. So wie Maddy und ich uns in den letzten Wochen und Monaten verstanden hatten, wahr es mehr als unwahrscheinlich, dass wir zusammen feiern würden. Wenn ich Glück hatte - oder Pech - würden meine Eltern Maddy und ihre Eltern zum Weihnachtsessen einladen, doch ich hoffte beinahe, dass dem nicht so war.
,,Ich wollte eigentlich zu meiner Oma gehen." Murmelte Leela leise. ,,Aber sie liegt schon seit drei Wochen im Krankenhaus."
,,Das ist doch nicht so schlimm, dann bleibst du halt zuhause bei deinen Eltern." Erwiderte Jay verständnislos.
Amy, Trish, Mila, Cole und sogar Sara sahen ihn vorwurfsvoll an.
,,Meine Eltern sind tot." Flüsterte Leela tonlos und wandte das Gesicht ab.
,,Oh, das tut mir Leid." Jay senkte beschämt den Blick. Eine Weile sagte niemand etwas, die Stimmung war gedrückt.Dann begann Cole:
,,Ich werde hierbleiben, meine Mutter muss arbeiten. Dafür schickt sie mir bestimmt wieder ein riesiges Weihnachtsgeschenk."
,,Oh, du tust mir Leid." Bedauerte Mila Cole, doch er winkte ab.
,,Ach, das bin ich schon von ihr gewöhnt, sie muss eigentlich immer arbeiten."
,,Ich fahre nach Hause in den Norden, nach Kanada." Erzählte Jay und fuhr dann fort:
,,J'habite à Montreal, ou tu parles français. C'est une ville très grande es belle, mais je pense que ce n'est pas intéressant pour vous.",,Kann mir das mal einer übersetzen?" Maulte Sara, doch niemand ging auf ihre Bitte ein. Ich übersetzte im Geiste:
Ich wohne in Montreal, wo man französisch spricht. Es ist eine sehr große und schöne Stadt, aber ich glaube, das ist nicht interessant für euch.
Zufrieden nickte ich und blickte dann zu Noah.
,,Was machst du?"
,,Nichts." Seufzte er traurig. ,,Es kommt mir ohne sie immer noch so leer vor."
,,Mann Noah, ich versteh dich ja, aber Sam hätte sicher nicht gewollt, dass du ihretwegen so durchhängst." Meinte Mila einfühlend. ,,Glaubst, du, sie hätte es gut gefunden, wenn du ihr so hinterher trauerst?",,Sie hat es auf jeden Fall verdient, dass man wegen ihrem Tod trauert!" Schnauzte er und verstummte gleich darauf wieder trübselig. ,,Sorry. Aber ich vermisse sie so."
Noah stand plötzlich auf und raffte seine Sachen zusammen.
,,Ich muss jetzt mal allein sein."
Ohne ein weiteres Wort ging er weg und hinterließ eine beklemmende Stille.
,,Er tut mir Leid." meinte Amy seufzend und legte ihren Stift weg.
,,Was die Liebe nicht alles aus einem macht."Dabei sah sie verschwörerisch zu Mila, die fröhlich zwinkerte und sich jedoch gleich darauf wieder um einen neutralen Gesichtsausdruck bemühte. Wir arbeiteten schweigend weiter, bis endlich das Ende der Stunde nahte. Kurz vor den individuellen Stunden fing Cole mich ab, als ich gerade auf dem weg zum Mädchenklo war.
,,Hey." begrüßte er mich und sah dann verlegen auf den Boden.
,,Oh, Hi Cole." ich trat etwas unruhig von einem Bein auf das andere und wartete darauf, dass Cole etwas sagte, doch dieser schwieg. Nach einigen sehr langen Sekunden des Schweigens deutete ich in Richtung der Toilette und grinste verschämt.
,,Nun denn, ich muss mal leider weg."Kurz bevor ich außer Reichweite war, packte Cole mich am Handgelenk.
,,Faye, was ich sagen wollte..." stammelte er, ,,Wär's möglich, dass wir... uns mal treffen und vielleicht zusammen ins Kino gehen. Ich meine in den Ferien. Also, nur, wenn du da Zeit hast. Ich... will dich ja auch nicht bedrängen oder so..."
,,Cole." ich hob abwehrend eine Hand und unterbrach den Redefluss des Schwarzhaarigen, ,,Ich würde gerne mit dir ins Kino gehen. Wir können uns ja mal schreiben in den Ferien, dann finden wir bestimmt einen Termin.",,Okay. Super. Cool. Ich freue mich. Dann, bis dann."Cole wurde rot und lächelte mich schüchtern an. Während ich mich auf den Weg zum Klo machte, konnte ich aus dem Augenwinkel erkennen, wie Cole siegessicher eine Hand zur Faust ballte.
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(1134)
So, das war schon eines der letzten Kapitel.
ich schreibe jetzt am Laptop, und da sind bei mir immer so komische Ansätze im Text. Sind die bei euch auch?
Dieses Kapitel widme ich fantastic_stories_ , die neulich bei mir übernachtet hat und mir einen sehr süßen Zettel geschrieben hat und Wildi76 , die als erstes beim letzten Kapitel kommentiert hat.<3 MissWriter13
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Feuerseele
FantasyFaye ist ein völlig normales Mädchen wie jedes andere auch. Relativ gute Noten, eine beste Freundin, Klavierspielen und Klettern als Hobby. Doch dann setzt Faye in der Pause aus Versehen einen Jungen in Brand und fliegt daraufhin von der Schule. U...