Kapitel 4

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16 Uhr

Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. Sanft streichelte seine große Hand, ihre zarte Wange. Ihre braunen Augen unterlagen seinem Bann. Sachte striffen seine Lippen an ihren. Sie war überwältigt von dieser Zärtlichkeit. Eigentlich hatte sie ihn als diesen harten, gefühlslosen, konsequenten, heißen Mann kennengelernt ... doch das war ihr neu. Das, was er gerade mit ihr machte, war anders. Sein Kuss weckte sie, aus dieser Starre, auf. Sofort erwiderte sie und verhakte ihre Hände hinter seinem Nacken. Das es regnete, störte die beiden nicht im geringsten.

Gespannt sah ich den beiden, vor laufender Kamera, zu, wie sie sich küssten. Gerade war der Teil dran, an dem Rose und Steven ihre Liebe auslebten. Bis zum Höhenpunkt würde es leider noch lange dauern. Ich hatte Tränen in den Augen. Nachdem ich einen Krimi und einen Thriller produziert und gedreht hatte, war eine Lovestory mal etwas anderes. Etwas erschreckend tolles. Gekonnt blendete ich den Neid, der in mir aufstieg, aus. Heute Abend sollte es eine Feier, für unser Team und unsere bereits geschaffte Arbeit, geben. Ganz ehrlich. Ich freute mich schon richtig darauf. Mit wem wohl Harry kommen würde? Ich jedenfalls kam mit Louis Tomlinson. Wir kannten uns schon lange und ein erfolgreicher Sänger an dem Arm einer reichen Produzentin sah immer gut aus. Das, was vor sieben Wochen passiert war, hatte ich immer noch im Hinterkopf. Ich hatte an dem Abend nicht schlafen können und am nächsten Morgen mein Yoga ausfallen lassen. Ich war komplett fertig gewesen und hatte den gesamten Sonntag nichts gemacht. Ich war ausgelaugt. Was hatte Harry nur mit mir vor? Wollte er nur mit meinen Gefühlen spielen oder war das eine normale Freundschaft für ihn? So oder so tat er mir damit weh. Seine Art konnte oft für einen echt verletzend wirken. Bis jetzt hatten Harry und ich und nur noch zwei mal getroffen. Der Stand unserer Freundschaft verlief mäßig. Ich rief "Schnitt" und beendete somit die Scene. Dieser, wirklich kurze Teil, hatte uns viel Anläufe beschert. So wie es aussah, mussten Harry und April sich noch aneinander gewöhnen. Immer machte irgendjemand etwas falsch. Und doch arbeiteten sie gut zusammen. Aber das war natürlich alles nur Show. Jeder wusste, dass die beiden sich in Wirklichkeit hassten. Seufzend stand ich auf, um mir eine Tasse Tee zu holen. Wenn alles gut lief, konnten wir schon in einem Monat nach Paris gehen um die Anschlag Theorien zu drehen. Dahin würde uns Mr. Perfect jedoch nicht folgen. Heute war es recht kühl, weswegen ich auch einen Pulli trug. Mein fest gebundener Zopf, schwang hin und her, als ich wieder zu meinem Platz ging. Gelangweilt sah ich ins Drehbuch. Nach einer kurzen Pause, würden wir weiter machen. Morgen ging schon unser Flug in die Rockies. Dort würden wir unsere Helikopter Scenen drehen. Die Pause war vorbei. Ich lies mich auf meinen Stuhl fallen und lies nochmal erst alles checken. Gestern hatte es eine junge Fotographin für das Gossip Magazin geschafft sich hier herein zu schleichen und Streit Fotos von unseren 'Filmpaar' zu schießen. Heute konnte man sie schon in allen Zeitschriften sehen. Ein weiterer Grund für die Feier heute Abend. Die Presse würde auch da sein. Ich müsste natürlich alles klarstellen und sagen, das dieser Streit, nur zum Film gehörte. Und wenn sie sagen würden, dass die beiden aber nicht gefilmt wurden, musste ich es als Probe aussehen lassen. Das war immer das schlimmste an den Dreharbeiten. Immer musste man etwas richtig stellen, ohne zu viele Informationen Preis zu geben. Wenn ich daran dachte, dass dies Harry's Alltag sein konnte, hatte ich schon ein wenig Mitleid mit ihm. Natürlich war mein Leben auch kein Zuckerschlecken. Ich war Teilzeit - Schauspielerin. Wenn mein Daddy eine gute Chance sah, schickte er mich zu einem Vorsprechen. Das war mein Leben, alles dafür tun um im Rampenlicht zu bleiben. Selbst Mum's Tod hatte er damals teilweise ausgenutzt. Ich war gerade mal elf Jahre alt und musste schon vor den Kameras eine Show abziehen. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte eine Schwester. Jemand, der mit mir mein Leben teilte. Zu der ich gehen konnte, wenn es mir schlecht ging. Mein Bruder war das komplette Gegenteil von alle dem. Da ich mit ihm keinster Weise Verwand war, nur seine Stiefschwester, hatte er auch keine besondere Interesse an mir. Warum auch? Ich war immerhin zehn Jahre jünger als er. Ich hatte nie viel mit ihm zu tun. Als ich dreizehn war, zog er aus. Zurzeit arbeitete er als Anwalt, nahe der Rockies. Weshalb ich mich auch nicht wirklich auf diesen Ausflug dorthin freute. Als Daddy herausgefunden hatte, wo genau die Helikopter Scenen gedreht werden, beschloss er sofort mit zu kommen. Natürlich wohnte er dann bei meinem Bruder. Während ich glücklicherweise in einem Hotel übernachten würde. Doch wie das Schicksal es wollte, so musste ich ihn genau an meinen freien Tag besuchen. Ich hätte mir besseres unter meinen freien Tag vorstellen können. Für mich war das wie ein weiterer Tag Arbeit. Zu allem Übel wollte er uns auch noch seinen, mit seiner Frau gemeinsamen, Sohn vorstellen. Die Hochzeit der beiden verlief damals, vor zwei Jahren, eher klein. Ich war zu diesem Spektakel damals nicht eingeladen worden. Zu wenig Platz, hieß es. Ja klar. Er wollte nur nicht das ich ihm das versaue. Ich hätte es nicht versaut, ich hätte nur seine Frau vor dem größten Fehler ihres Lebens bewart. Vermutlich wäre es auf eine Entführung hinausgegangen, da sie leider seinem Bann unterlag. Ihren Sohn, den sie vor knapp einem Jahr bekommen hatten, wurde uns noch nicht vorgestellt. Ethan und ich waren schon immer sowas wie Fake Geschwister. Wir bemühten uns wie welche zu benehmen, waren aber keine. Nur durch die Ehe von meiner Mum und meinem Daddy. Ethan hatte sofort meine Mum Lorena ins Herz geschlossen. Wer konnte das denn nicht? Mum war der Inbegriff von Ruhe und Freundlichkeit. Eigentlich war das ja auch immer schön, aber durch Ethan wurde es zur Hölle. Er hatte sich regelrecht bei ihr eingeschleimt. Wenn es Streit zwischen uns beiden gab, habe immer ich Ärger bekommen, da mein ach so toller großer Bruder ja schon erwachsen war und wohl eher Recht hatte als ein kleines Kind. Ich habe es gehasst. Nicht einmal zu ihrer Beerdigung war er gekommen. Zu viel zu tun. Als würde das stimmen. Für die Beerdigung seine Stiefmutter konnte man sich doch mal einen Tag frei nehmen. Immerhin hatte er sich lange genug bei ihr eingeschleimt, da hätte es ihn doch auch nicht umgebracht wenigstens um sie zu trauern. Schämen sollte er sich. So eine tolle Frau einfach links liegen zu lassen, wenn sie ihm nichts mehr nutzte. In meiner Fantasie war oft er derjenige, der Mum umgebracht hatte. Es war einfach nur schrecklich.

Mr. Perfect / Harry Styles FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt