Kapitel 10

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14 Uhr

Lustlos kaute ich auf meinem Bleistift herum. Wieso musste ich ausgerechnet jetzt eine Zeichenblockade haben? Es klingelte an der Tür. Na klar. Man kann hier nicht einmal eine Woche lang Ruhe haben, oder? Genervt stand ich auf und machte die Tür auf. Ich erstarrte.
" Hi "- seine Stimme lies mich Gänsehaut bekommen.
Zum Glück war Daddy nicht hier, sonst hätte er ihn für seine Tat gehäutet. Das, war er mir angetan hatte, war grauenvoll gewesen. Also was machte er nur hier?
" Was willst du Jack? "- sichtlich genervt sah ich meinen Ex-Freund an.
" Darf ich rein kommen? "- widerwillig ging ich zur Seite.
Langsam kam er rein und sah sich um -" Es hat sich fast nichts geändert "
Mit einem Ruck, schloss ich die Tür. Augen verdrehend lief ich zu einem der Sessel und setzte mich. Ich zeigte auf den Platz gegenüber von mir, wo Jack nun Platz nahm.
" Also "- auffordernd sah ich ihn an -" Was willst du? "
Doch er schien auf etwas ganz anderes aus zu sein, als meine Fragen zu beantworten. Geschweige denn, sich zu entschuldigen. Er setzte seinen ICH-WILL-ES-WISSEN-Blick auf und setzte zu seinem nächsten Satz an.
" Wo ist er? "
" Wer? "- er schüttelte lachend den Kopf?
Fand er das etwa witzig? Was sollte an einer Gegenfrage denn so lustig sein?
" Na unser Sohn. Oder haben wir eine Tochter? Bitte sag das es ein Junge ist, ich kann kleine Mädchen nicht ausstehen "- sein Ernst?
" Ist das dein fucking Ernst? Du kommst nach drei Jahren wieder und willst dein Kind sehen, mit dem du mich in der Schwangerschaft allein gelassen hast? "
" Äh ja! Was gibt es daran auszusetzen? "
Wollte er mich verarschen? Er konnte doch nicht nach drei Jahren einfach wieder aufkreuzen und mein Kind verlangen. Er war ja schon immer eine anstrengende Person. Trotzdem hatte er nicht das Recht, jetzt einfach wieder in mein Leben zu platzen.
" Sag mal, willst du mich eigentlich verarschen? "- entsetzt sah ich ihn an.
" Nein, warum sollte ich? Du bist doch nicht etwa immer noch sauer? Hör mal, ich war damals erst siebzehn "
" Ja und ich achtzehn! "- gab ich schon etwas lauter zurück -" Du kannst so froh sein das Daddy nicht da ist weil er bei Ethan bleiben wollte "
Am liebsten würde ich ihn köpfen. Zum Glück, für ihn, hatte ich mich damit schon damals abgefunden. Ich wollte nie Kinder, doch er musste mich ja zu einer Entscheidung praktisch zwingen. Als ich herausgefunden hatte, das ich schwanger war, haute er ab und ich musste entscheiden ob ich es behalten sollte oder nicht. Solch eine Entscheidung zu treffen, war grausam. Ich hatte danach ein Jahr lang mit niemanden mehr gesprochen. Außer mit meiner Therapeutin, die trotzdem nicht helfen konnte. Ich hatte damals angefangen meinen Schmerz durch Zeichnungen raus zu bringen und mich mit Musik zu entspannen. War ich froh als ich von Justin Bieber hörte. Ohne ihn hätte ich das wahrscheinlich nie geschafft. Okay, das war teils gelogen. Seine Musik hatte mich nur beruhigt. Sonst hätte ich wahrscheinlich noch jemanden gekillt.
" Verdammt, ich habe das Kind nicht! " schrie ich ihn und seinen provokanten Blick an.
Erschrocken zuckte er zusammen. Wenigsten hatte ich ihm ein wenig Angst machen können. Ein kleiner Trost nebenbei.
" Aber ... "
" Nichts aber, Jack. Ich musste es abtreiben. Was hatte ich denn schon für eine Wahl? Du musstest ja unbedingt abhauen und mich mit meinen Problemen allein lassen "- zischte ich.
" Das ist jetzt nicht dein Ernst? "
" Doch natürlich "- sauer stand ich auf und steuerte die Küche an.
Mit einer kleinen Verzögerung kam er mir hinterher gesprintet. Stumm setzte er sich hin. Anscheinend hatte er verstanden das ich jetzt nicht reden wollte. So langsam regte ich mich ab. Ich stellte ihm eine dampfende Tasse Kaffee vor die Nase. Aus dem Schrank holte ich mir auch eine. Wieso musste ich immer nur diese bedingungslose Freundlichkeit gegenüber anderen Menschen zeigen? Mit einem kläglichen Versuch, die Stimmung zu lockern, fing Jack an.
" Also, dieser Harry Styles ist ja jetzt mit Alicia zusammen "- mir fiel die Tasse herunter.
Bei dem Aufprall zersprang sie in tausend kleine Splitter. Glücklicher Weise hatte ich meine Hausschuhe an. Ohne Rücksicht auf Verletzungen, ging ich zum Schrank, holte mir eine neue raus, füllte sie mit Kaffee und setzte mich neben Jack.
" Du willst nicht drüber reden, Mhm? "- ruhig sahen seine braunen Augen mich an.
"Nicht wirklich "- gab ich gequält zurück.
Das, was vor zwei Tagen passiert war, hatte ich noch bildlich vor Augen. In mir spielten sich zehntausend Szenarien ab. Hatte er das Ernst gemeint? Vielleicht wollte er mich nur vor Presse Stürmungen schützen!? Gehörte das zu seinem Spiel? Und weiteres...
Warum hatte ich ihn nochmal Mr. Perfect genannt? Ach ja, weil er arrogant ist. Wieso ist mir das nur nicht früher aufgefallen? Meine Liebe hatte mich blind gemacht. Ich übersah sein Spielchen, das er mit mir trieb und glaubte an gegenseitige Liebe. Wie dumm ich doch nur wahr.

15 Uhr

" Also, Bella und Edward lieben sich, aber Edward ist ja ein Vampir. Bella will unbedingt da er sie auch zu einem macht, aber er will das nicht. Und er verlässt sie, weil er will das sie ein normales Leben führen kann, ohne ihn. Richtig so? "- fragend sah Jack mich an.
" So in etwa "
Wir saßen beide auf der Couch in meinem Zimmer und schauten uns den zweiten Teil von Twilight an. Es machte immer wieder Spaß Jack einen neuen Film zu erklären. Nachdem die Stimmung in der Küche gesunken war, sind wir auf grandiose Idee gekommen, den Rest des Tages Filme zu suchten. Jack hatte mich darum gebeten über Nacht bleiben zu dürfen. Ich hatte widerwillig zugestimmt. Ich hatte trotzdem keine Entschuldigung bekommen. Ehrlich gesagt hatte ich auch keine erwartet. Ich kannte Jack und wenn es eines gab, das er nicht konnte, dann war es anderen Recht zugeben. Was wir da führten, war die wahrscheinlich schrägste Freundschaft ever. Ich hatte ihm nicht verziehen und er sich nicht entschuldigt. Wir waren echt schräg. Und genau deswegen hatten wir damals so gut harmoniert. Doch eine Beziehung zwischen uns zwei, wäre eher für so ein Ferien Ding geeignet. Doch wir waren jetzt beide erwachsen. Ich war einundzwanzig und er zwanzig Jahre alt. Wir konnten etwas zusammen machen, ohne das wir uns in sinnlose Streitereien verflochten.
" Und wer ist das? "- er zeigte auf den dunkelhaarigen der gerade mit Bella sprach.
"Das ist Jake. Er ist ein Werwolf. Verdammt Jack, sieh doch einfach mal zu "
Einfach schrecklich. Er musste einfach immer alles wissen. Einmal hatte er mich auch am Anfang eines Filmes gefragt, wie er ausgehen würde. Und das nur um einen Überblick behalten zu können und nicht durch Neuigkeiten verwirrt zu werden. Serien waren für ihn schonmal nichts. Als ich mal angefangen hatte, mit ihm Game of Thrones zu schauen, hatte er mich gleich nach dem Ende gefragt, das ich selbst nicht einmal wusste.
" Und ... "
" Schau. Einfach. Zu. "- gab ich knapp zurück.
Es konnte echt amüsant sein wenn er so hilflos da saß und nicht wusste was passierte. Armer humorloser Jack. Amüsiert nahm ich ihm sein Handy weg, bevor er das Ende googeln konnte. Das konnte noch ein lustiger Tag werden.

Mr. Perfect / Harry Styles FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt