Kapitel 24

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Weint er etwa?

Er doch nicht.

Und dann verlässt ein Schluchzer seinen Mund... 

Ich bewege mich fast nicht mehr und vergesse zu atmen. Vorsichtig streiche ich ihm über den Rücken und hoffe ihn damit ein wenig zu beruhigen. 

Weshalb weint er? Hat es etwas zu tun mit dem was er mir nicht sagen will?

" Isaac, was ist los? Ich verspreche dir, ich werde dir versuchen zu helfen..." flüstere ich ihm ganz sanft ihn sein Ohr.  " Das ist ja das Problem, Du kannst mir nicht helfen" sagt er, während er sich langsam von mir löst. "Niemand kann uns helfen..." fügt er noch hinzu, jedoch so leise das ich ihn kaum verstehe. Sein Blick ist gesenkt. "Dann will ich wenigstens für dich da sein damit du das nicht alleine durchstehen musst." entgegne ich entschlossen. "Das musst du nicht." seine zittrige und leise Stimme zerreisst mir das Herz. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände, aber er dreht seinen Kopf weg, damit ich seine Tränen nicht sehe. "Es ist okey. Du musst dich nicht Schämen." Und tatsächlich liess er zu, dass ich meine Hände an seine Wangen lege. Ich blicke ihm in seine braunen, geschwollenen Augen, in denen wie auch so oft schon, eine tiefe Leere herrscht. 

Meine Daumen streichen seine Tränen weg. Was nur wenig hilft, denn es kommen immer mehr.  "Alles wird gut." Ich lege meine Stirn an seine und sein zittriger Atem streift meine Haut. "Nichts wird gut..." wispert er und ein weiterer Schluchzer verlässt seinen Mund. "Komm her." flüstere ich und ziehe ihn nochmal in eine Umarmung .  Er erwidert sie jedoch nicht, was mich aber nicht stört. Wie sitzen eine Weile lang nur dort und sagen nichts, bis ich mich von ihm löse und ihn anschaue. "Danke Prinzessin." Er schaut mich dankbar an. "Du musst mir nicht danken... " Ich lege meine Hand auf seine und drücke sie sanft. "Ich sollte jetzt besser gehen, du brauchst Zeit für dich." sage ich und stehe auf. 

Ich öffne die Tür und gehe hinaus. Als ich die Tür wieder von der anderen Seite schliessen will, höre ich wie Isaac noch etwas flüstert:"Ich brauche dich!" Ich erstarre und werfe nochmal einen Blick zu Isaac rein. Er sitzt immer noch auf dem Bett und starrt in die Leere. Ich seufze und überlege was ich tun soll. 

Geh zu ihm er braucht dich!!!

Ich lehne meinen Kopf an der Türe an und seufze, als unten die Haustür ins Schloss fällt. "Bis Montag Isaac." Ich kann jetzt nicht bleiben wenn sein Vater kommt. Er würde wahrscheinlich denken, ich wäre so eine wie Dominique und darauf habe ich keinen Bock. "Prinzessin, komm wieder ins Zimmer!" reisst er mich aus meinen Gedanken. "W...was? Warum?" "Frag jetzt nicht und komm einfach!" zischt er, bevor er aufsteht und mich ins Zimmer zerrt. "Sag mal was soll das?!" beschwere ich mich, aber er schliesst die Türe hinter mir und drückt mich dagegen. Seine Hand ist auf meinem Mund, damit ich nichts mehr sagen kann. 

"Prinzessin, ich weiss du hasst das, aber hör mir gut zu. Du musst jetzt so leise wie möglich sein und falls ich dir sage, du sollst in den Schrank, dann gehst du auch bitte in den Schrank. Hast du mich verstanden? Ich werde dir alles später erklären." flüstert er mir zu und lässt mich los. Ich nicke nur verwirrt und sehe ihn jetzt fragen an. Er konzentriert sich aber auf eine andere Sache, und zwar auf die Schritte, die langsam immer lauter werden. "Adam! Mach die Tür auf! Ich weiss das du da bist!!" einen kurzen Moment herrscht Stille. "Du undankbares Kind, hat dich deine Mutter etwa so erzogen?!!!" Er hämmert gegen die Tür, aber als auch da keine Antwort kommt, sind wieder Schritte zu hören. "Ava jetzt!" zischt Isaac mir zu. Ich renne zum Kleiderschrank, der auf der anderen Seite des Zimmers steht und husche hinein. 

Mein Herz klopft mir bis zum Hals, was völlig untertrieben ist, denn ich habe das Gefühl, es springt mir bald aus der Brust. Plötzlich hämmert er gegen Isaacs Türe:"Isaac! Mach auf! Ich weiss das du da bist!" schreit er. Ich höre Isaac tief Luft holen, bevor er ihm antwortet:"Lass mich in Ruhe." Ich schaue durch den kleinen Spalt zwischen den Schranktüren und erhasche einen Blick auf Isaac, der sich gegen die Tür gelehnt hat. "Mach auf! Oder ich werde dich bestrafen!!" schreit er jetzt noch lauter als zuvor. "Nein, leg dich schlafen! Es ist das beste für dich!" auch Isaac schreit jetzt, aber nicht so energievoll und aggressiv wie die Person auf der anderen Seite. "Gut! Entweder du oder Angel! Du hast die Wahl!" Er hämmert nochmal gegen die Tür bevor sich seine Schritte wieder entfernen.

Ich will gerade wieder raus kommen, als aus Isaac's Mund ein lautes:"FUCK!" ertönt und er mit seiner Faust gegen die Wand schlägt. Er öffnet die Türe und geht hinaus. "Hier! Ich bin hier! Du musst Angel nichts tun! Ich bin hier!" schreit Isaac ihn an. Ein spöttisches Lachen erklingt, bevor er wieder anfängt zu sprechen:" Spielst du schon wieder den grossen Bruder. Damit klappt es jedes mal Isaac." Ich lausche gebannt, aber es herrscht eine tödlich Stille, die mich fast umbringt. 

Haha, darum heisst es ja tödliche Stille. 

Unpassend!

Als aber kurz darauf ein Schlag ertönt und nur wenige Sekunden danach Isaac's schmerzerfüllter Schrei durch das Haus hallt, gefriert mir das Blut in den Adern und ich halte mir krampfhaft meine Hand vor den Mund damit ich nicht losschreie. 

So geht das noch einige Male weiter, bis ich etwas gegen die Wand krachen höre und er hört sich an, als ob gerade ein Mensch voll Karacho gegen diese Wand geschubst wurde. 

Bitte lass es nicht Isaac sein!

Ich flehe innerlich, jedoch wird mir jede Hoffnung genommen, als ich Isaac scharf die Luft einziehen höre. "HÖR AUF! HÖR ENDLICH AUF!" Isaac schreit aus voller Seele, bis ein weiterer Schlag erklingt. "Du undankbares Kind! Deine Mutter wäre enttäuscht von dir!" ruft er wütend aus. Ich schliesse meine Augen und versuche meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen, als plötzlich jemand in den Raum gestossen wird. Ich reisse meine Augen auf und erkenne Isaac's Vater, der sich stöhnend den Kopf hält, nachdem er gegen die Bettkante gestossen ist. 

Moment mal??!! Isaac's Vater???

ACH. DU. SCHEISSE.

Er rappelt sich jedoch schnell wieder auf und will auf Isaac losgehen, der inzwischen auch im Zimmer ist. Isaac jedoch schubst ihn wieder runter auf den Boden. Sein Gesicht ist voller Wut. An  seiner Wange klebt Blut und auch an seinem Kinn läuft Blut herunter. Sein Auge ist blau angeschwollen und er hält sich sein Handgelenkt. 

Sein Vater erholt sich jedoch schnell wieder,  die Flasche in seiner Hand, die mir erst jetzt aufgefallen ist, schwankt bedrohlich und es sieht für einen kurzen Moment so aus, als ob er die jetzt bald nach Isaac schmeisst. Aber er führt sie zu seinem Mund und leert den Rest in einem Schluck. Er wirft sie in die Ecke und steht auf. Er packt Isaac an seinem Handgelenkt, dass er sich schon die ganze Zeit hält und er schreit schmerzvoll auf. Danach holt sein Vater aus und verpasst ihm einen Tritt in die Magengrube. Isaac taumelt und landet schliesslich in der Zimmerecke. Er hält sich seinen Bauch und seine Atmung ist sehr flach und schnell. Er bekommt kaum Luft und aus seinen Augen fliessen Tränen, wie noch nie zuvor. 

Sein Vater lacht auf:" Und so etwas soll mein Sohn sein! Schäm dich! ich will dich zu Hause nicht mehr haben! Du wirst jetzt gehen!" schreit er Isaac an und kommt auf den Schrank zu...

Und ab da an, bleibt mein Herz endgültig stehen...


A/N

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