Kapitel 23

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Ich drehe mich um:" Lass mich in Ruhe. Dann geht es mir gut." Meine Stimme bricht gegen Ende ab. Ich drehe mich um und gehe wieder Richtung Schulzimmer. Ich höre ihn wie er noch hinter mir meinen Namen ruft, aber ich reagiere nicht.

Ich wische mir meine Tränen von den Wangen und beruhige mich kurz, bevor ich wieder ins Schulzimmer gehe. Ich meide den Blickkontakt mit meinem Lehrer und setzte mich wieder auf meinen Platz. Ich beginne erneut aufzuschreiben was erledigt werden muss, bis mich die raue Stimme meines Lehrers unterbricht:" Geht es dir wieder besser?" Ich nicke und starre auf mein Blatt. "Und wo hast du Isaac gelassen? Er sollte doch nach dir sehen?!" Ich zucke mit meinen Schultern, um ihm anzudeuten, dass ich es nicht weiss. Er seufzt:" Also, es sieht wohl so aus, als würde er nicht mehr auftauchen..." 

Gut so. 

"Sieht wohl so aus." murmle ich ihm als Antwort, damit ich wenigstens etwas zu ihm gesagt habe. "Gut, dann musst du nach dieser Stunde ihm schreiben warum er nicht wieder gekommen ist und dass er sich sofort bei mir melden soll. Sonst gibt es Konsequenzen!" "Ja ist gut mach ich." Toll. Ich soll ihm also Schreiben. 

Nur zu Blöd, dass du seine Nummer nicht hast...

"Aber ich ab seine Nummer gar nicht, fällt mir ein." sage ich vielleicht etwas zu vorwurfsvoll. "Dann geh zu ihm nach Hause oder lass dir sonst was einfallen." 

Na toll.

"Ach und zu eurem Projekt, es muss von Bildern begleitet sein. Die Bilder sollen unterschiedlich sein, mal ist nur die Kirche oder sonst was drauf und ein- oder mehrmal müsst ihr beide auch auf dem Bild sein, damit ich sehe, dass ihr es gemeinsam gemacht habt."fährt er fort. Ich seufze und nicke. "Gut, dann wünsche ich dir noch einen schönen Nachmittag." "Danke." Ich räume meine Sachen zusammen und will schon gehen, als mich mein Lehrer aufhält:"Ava, du gehst ja eh zu Isaac nach Hause, nimm doch bitte seine Sachen mit. Vielen Dank." Ein provozierendes Grinsen schmückt sein Gesicht. Ich drehe mich um und verdrehe meine Augen :"Klar, hab ja sonst nichts zu tun." Murmle ich so leise vor mich hin, dass es unmöglich war, das er es hört. Ich verlasse das Zimmer ohne ein weiteres Wort und gehe hinaus. 

Ich laufe zur Haltestelle und warte auf meinen Bus, der in circa 5 Minuten kommen soll. 

Was er auch tut. Ich steige ein und fahre bis zu meiner Haltestelle, die der Bus in 10 Minuten erreicht hat. Ich steige aus und gehe aber in die entgegengesetzte Richtung. Ich muss ja leider noch zu Isaac... 

Als ich den Vorgarten betrete, überkommt mich ein mulmiges Gefühl. Ich schlucke schwer und drücke dann auf die Klingel. "Oh, hey Ava. Was suchst du hier?" Adam sieht mich überrascht an. "Hey, ich muss zu Isaac." Er schaut mich komisch an. "Er hat seine Schulsachen vergessen." erläutere ich ihm. "Achso, komm rein." Er macht eine einladende Handbewegung und ich setze meinen Fuss in das Haus. Ich schaue mich genauer um. Neben der Treppe gibt es eine Türe. Die Küche ist offen und das Wohnzimmer befindet sich dahinter. "Isaac's Zimmer ist oben. Die dritte Tür rechts." reisst mich Adam aus meinen Gedanken. "Danke." Ich lächle ihn an und gehe die Treppen hoch. Ich bleibe vor seiner Zimmertür stehen und Atme einmal tief ein und aus bevor ich anklopfe. Als nach einiger Zeit keine Antwort kommt, drücke ich die Türklinke herunter und gehe ins Zimmer. 

Isaac liegt auf dem Rücken in seinem Bett und starrt nachdenklich und auch einwenig traurig die Decke an. "Hier. Deine Schulsachen!" Ich werfe ihm den Rucksack neben das Bett. Er zuckt kurz zusammen als er mich bemerkt. "Ava! " in seiner Stimme hört man die Hoffnung raus die er hat. Er setzt sich auf und kommt auf mich zu. Als der Abstand gering zwischen uns ist, bleibt er stehen. "Ich soll dir ausrichten du sollst dich bei Herr Müller melden und ihm erklären warum du abgehauen bist." meine ich nur kalt. "Ja, mach ich danke." Seine Augen treffen auf meine. In seinen Augen liegt Trauer. Sehr viel Trauer. Und Schmerz. Und Hoffnungslosigkeit. 

Er zieht mich jedes mal in seinen Bann. Ich kann meine Augen nicht von ihm lösen. Er wendet seinen Blick von mir ab und beginnt zu sprechen:" Verdammt! Das vorher... Ich wollte das nicht." Seine Hände fahren nervös durch seine Haare. "Ich weiss nicht was mit mir los war..." "Schön. Ich weiss es auch nicht." Ich verschränke meine Arme vor der Brust. Er schaut mich verzweifelt an und lässt sich dann auf sein Bett fallen. "Hör zu ich wol..." er beginnt zu reden, jedoch habe ich wirklich keine Lust auf eine Erklärung von ihm und unterbreche ihn:" Nein. Ich höre dir jetzt nicht zu! Du brauchst mir nichts zu sagen. Ich will deine Erklärung nicht hören." mein Blick ist immer noch kalt. 

"Ava..." Seine Stimme ist leise. Sie ist bedrückt. "Isaac, ich mochte dich wirklich, ich wollte dich näher kennenlernen, aber jeh mehr ich dich kennenlernen will, desto abweisender wirst du. Und ich mag dich immer noch. Leider ändert das nichts an dem was du gesagt hast. Deshalb sage ich dir jetzt, dass wir dieses Projekt zusammen machen und ab nächster Woche brechen wir den Kontakt ab. Dass heisst du wirfst mir keine kalten Blicke zu, oder rempelst mich an oder was auch immer du tust. Ich werde so tun, als ob es dich gar nicht gibt und umgekehrt verstanden?!" Ich hole nach meiner langen Rede Luft, schaue ihn gespannt an, aber als er keine Antwort gibt, drehe ich mich um und gehe. 

Ich öffne langsam die Tür und will schon gehen, als er noch etwas sagt:" Geh nicht. Bitte. " Ich verharre in meiner Position und schliesse die Tür wieder. Meine Stirn lege ich an die Tür. "Ich hab meine Gründe, warum ich dich abweise. Ich hab für alles einen Grund. Aber du glaubst nicht wie schwer das für mich ist dich so zu behandeln." Seine Stimme zittert. "Warum tust du es dann? Was hab ich dir getan?" ich drehe mich zu ihm um. 

Seine Augen sind wässrig. Er atmet zittrig ein und aus. "Du hast dich mit mir angefreundet. Vielleicht empfindest du das nicht so. Ich meine, welche Freunde behandeln sich gegenseitig so. Aber du hast dich für mich interessiert. Für mein Leben, für meine Persönlichkeit." seine Stimme fängt noch mehr an zu zittern. "Du hast mich abgewiesen, als ich scheisse war und mich trotzdem aufgenommen und mir zugehört wenn ich etwas hatte." Seine Stimme bricht ab und er legt eine kurze Pause ein :" Du bist anders als die anderen. Dominique will nur meinen Körper, sie interessiert sich nen scheiss für mich und auch alle anderen Mädchen wollten nur meinen Körper... Ausser du." Er lacht kurz auf. 

Wow. Das ist ja mal was.

Ich gehe mit langsamen Schritten auf ihn zu und setzte mich schlussendlich neben ihn. "Warum bist du dann so zu mir?" ich klinge verzweifelt. Ich verstehe gerade nichts. Warum ist er so? "Ich will nicht verletzt werden." Er spricht so leise, dass ich mich anstrengen muss, ihn zu verstehen. "Ich will niemanden in Gefahr bringen. " Ich schaue ihn an aber sein Blick ist starr auf die Wand gerichtet. "Ich habe nur wenigen davon erzählt, aber denen, denen ich es erzählt habe, haben nach kurzer Zeit den Kontakt abgebrochen und ich stand wieder alleine da. " er seufzt. "Mag ja sein das die anderen dich verlassen haben, aber ich werde dich nicht verlassen. Du musst es mir nicht erzählen, aber hör auf mich wie Dreck zu behandeln." Ich knete meine Hände, bevor ich den Mut zusammen bekomme um noch etwas dazuzusagen:" Es macht mich fertig, weil du mir verdammt nochmal nicht egal bist." Sein Gesicht dreht sich blitzschnell zu mir, sobald dieser Satz meinen Mund verlassen hat. "Das haben sie alle gesagt..." murmelt er und wendet seinen Blick wieder ab. 

"Gut, dann sollen es die anderen gesagt haben, aber bei mir stimmt es. Ich weiss du glaubst mir nicht, weil warum auch?! Jeder kann das behaupten. Du musst es mir auch nicht sagen, aber ich bin da falls du jemanden zum reden brauchst." "Danke..." murmelt er, bis er zögernd seine Arme um mich schlingt und mich in eine Umarmung zieht. "Es tut mir leid Ava. Ich sage manchmal Sachen, die ich nicht so meine. Ich werde manchmal laut und schreie Leute an, will es aber gar nicht. Ich bin kurz davor wie er zu werden." Sein ganzer Körper zittert und seine Atmung ist unkontrolliert. 

Weint er etwa?  

Er doch nicht.

Und dann verlässt ein Schluchzer seinen Mund... 


A/N

Uiuiuii, was wird wohl als nächstes passieren...

The New TwinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt