Kapitel 27

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Als ich mich langsam aus meiner Starre löse, werfe ich einen Blick auf den unfertigen Abwasch. Meine Lust  etwas zu machen ist vergangen, deshalb beschliesse ich nach oben duschen zu gehen.

Als ich die Treppen hinauf gehe, sind meine Füsse sehr instabil und auch allgemein fühle ich mich geschwächt...

Ich gehe kurz in mein Zimmer um mir frische Unterwäsche zu holen und verschwinde danach im Bad. Ich schlüpfe aus meinen Klamotten und binde mir meine Haare zu einem unordentlichen Dutt, danach gehe ich in die Dusche und stelle das Wasser an. Das Wasser prickelt angenehm auf meiner Haut und ich geniesse diesen kurzen Moment. Ich schliesse meine Augen, in denen mir heisse Tränen brennen. Ich schlucke einmal schwer und atme flach aus.

Wieso tut er das? Ja, ich weiss ich wollte das eigentlich, aber da wusste ich noch nicht die Sache mit seinem Vater...

Ich kann ihn jetzt nicht alleine lassen...

Ich schluchze. Ich weiss selber nicht warum, aber es tut weh. Es tut verdammt weh. Ich kann mir nicht erklären warum oder wieso, aber für Isaac empfinde ich etwas, was ich sonst für Niemanden empfinde. Manche könnten jetzt denken ich reagiere über, aber allein die Vorstellung, wie er geweint hat als sein Vater ihn geschlagen hat, bricht mir mein Herz. Ich möchte ihm helfen, ich möchte ihn einfach nur in den Arm nehmen und ihm sagen, dass alles gut wird, dass wir das gemeinsam schaffen. Ich kann aber nicht. Und warum nicht? Genau! Weil ich ihm gesagt habe, dass ich den Kontakt abbrechen will.

Ok, ich sollte diese Gedanken beiseite schieben.

Ich wasche mich und steige aus der Dusche. Ich ziehe mir meine frischen Kleider an, verschwinde in meinem Zimmer und lasse mich auf mein Bett fallen. Ich überlege was ich tun könnte, um nicht an ihn zu denken. An ihn, an seinen Vater.... An unseren fast Kuss...

Okay! Stop!

Ich schüttle meinen Kopf, als ob ich damit die Gedanken aus meinem Kopf verbannen kann. Ich schnappe mir nach kurzem Zögern mein Handy und rufe Olivia an.

Ich brauche jetzt einfach jemanden zum reden.

Es klingelt kurze Zeit, bis ich auch schon ihre Stimme am anderen Ende der Leitung wahrnehme :" Hey Ava, was gibts?" Ich seufze :" Hey... Hast du Zeit? Ich müsste mal mit jemandem reden." " Ja klar, soll ich vorbei kommen?" Ich schüttle meinen Kopf "Ava? Noch da?" Ich bemerke erst jetzt, dass sie das ja gar nicht sehen kann :" Ja, also nein... also ja ich bin noch da. Aber nein, du musst nicht vorbei kommen, ich möchte gerade niemanden sehen..." "Was ist los?" Olivia klingt besorgt und dann beginne ich mit schwacher Stimme zu erzählen, was passiert ist...

"... Und dann hat er sich umgedreht und ist gegangen." Am anderen Ende bleibt es still und dieses mal bin ich diejenige die fragt ob Olivia noch da ist. "Ja klar. Ich weiss nur nicht was ich dazu sagen soll... Krass..." es bleibt wieder einige Zeit still, da niemand von uns weiss, was man dazu sagen kann bis Olivia die Stille unterbricht. " Und du musst mit ihm noch diese Woche das Projekt machen?" Ich bejahe und seufze.

Wir telefonierten noch eine ganze Weile, bis sich Olivia dazu entscheiden hat schlafen zu gehen.

Ich liege seit etwa Zehn Minuten auf meinem Bett und starre auf die Decke ohne zu wissen was ich tun soll, als es an meiner Türe klopft. "Kann ich rein?" Höre ich die Stimme von meinem Bruder auf der anderen Seite. "Ja!" Rufe ich und er kommt rein. In seinem Blick sieht man Besorgnis und er setzt sich neben mich. "Was ist los? Du bist in der Küche verschwunden und Isaac wollte sich nur etwas zum trinken holen, aber als er dann rausgestürmt ist und auch du dich nicht mehr gezeigt hast..." er muss seinen Satz nicht beenden, denn wir beide wissen was er damit sagen wollte.

The New TwinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt