Destiel - Lügen

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Lügen.
Ich glaube Lügen ist mittlerweile mein täglicher Begleiter, ach was, meine Überlebenstaktik. Um ehrlich zu sein, haust der Großteil meines Lügengewirrs nirgendwo anders als in meinem Kopf. Ich weiß nichtmal, ob es denn wirklich noch als eine solche bezeichnet werden kann, Lüge. Sammy würde es warscheinlich  "fehlende Selbsteinschätzungsgabe" nennen oder mich schlicht und ergreifend als einen Feigling beschreiben, aber da höre ich meistens Weg, doch jetzt ist eine der Momente gekommen in denen ich nicht einfach weghören kann, Gott im Himmel, ich würde auch ehrlich gesagt am liebsten wegrennen.
"Dean... ich... ich, kann das so auf Dauer nicht mehr."
Castiel legt seine Stirn in Falten, die Augen glänzen leicht. Er ist wunderschön, die dunklen Haare, die ihm in die Stirn hängen, der Dreitagebart der sein gleichmäßiges Muster an seinem Kinn abzeichnet, das strahlende Blau seiner Augen, das meinen Blick zum schmelzen bringt. Er ist anders als sonst, ich kenn ihn als einwenig unbeholfen, trotzdem bestimmerisch, als jemanden der sich seiner inneren Größe und unglaublichen Macht bewusst ist, aber opferbereit für die... die, die er liebt... also die, die ihm wichtig sind. Doch jetzt, wie er in dem Türrahmen steht, ist er anders. Sein Blick der mich immer mit einer unglaublichen Intensität gefesselt hat ist dünn und kraftlos, die Augen matter als sonst. Er wirkt, kraftlos, irgendwie... zerbrechlich? Ich muss schlucken, als ich seine Worte höre, kann mich nur schwer beherschen auf meinem Platz zu bleiben, mich schwer zurückhalten ihn nicht einfach in den Arm zu schließen und ihn niemals wieder loszulassen. Aber das kann ich nicht, ihm zu liebe. Ich hatte mich seit einer halben Ewigkeit mit der Frage beschäftigt ob das nun am Engelsein liegt oder wie etwas so Perfektes, wie er, existieren kann? Doch meine Fantasien... behalte ich, dann doch eher für mich. Ich habe schon immer diese Anziehung zwischen uns gespürt, dieses Kribbeln wenn wir uns in die Augen sehen, wie mein Körper reagiert, wenn wir uns auch nur zufällig berühren. Zugegeben, ja, verdammt, ich will ihn... aber ich weiß auch, dass das mit Abstand der egoistischste Gedanke war, der mir jemals in den Sinn gekommen ist.
"Dean, du weißt, ich... ich denke du weißt wie ich fühle und ..."
Er streicht sich über den Bart.
Verdammt wieso macht er es mir so schwer, er ist so wundervoll.
"Also nach dem was passiert ist...", fährt er fort und geht wenige Schritte auf mich zu, sodass wir uns fast berrühren,
"... ich weiß ich bin noch nicht so lang auf der Erde."
Er atmet tief ein, er flüsterst nahezu.
"Aber ich kann sagen, dass, was ich für dich empfinde, mehr ist als für andere. Du bist einfach das, was mich hier auf der Erde glücklich macht."
Ich muss grinsen, starre auf den Boden. Das, was für andere warscheinlich unendlich kitschig klingen würde sind einfach genau die Sachen die Cas denkt, et drückt sie einfach genau so ungeschickt wundervoll aus wie er sie fühlt, da er sie nicht einzuordnen weiß.
Ich liebe ihn so sehr dafür.
"Dean, ich lieb-"
"Nein, Cas, bitte nicht."
Ich unterbreche ihn und umfasse mit meinen Hände sein Gesicht.
Er hat so schöne Lippen. Wie oft hab ich von diesen Lippen geträumt, obwohl ich wusste wie falsch es war.
"Ich... "
Er setzt erneut an.
Mir steigen Tränen in die Augen. Ich kann hören wir mein Herz das Blut durch meinen Körper pumpt.
Verdammt.
Ich schließe die Augen und lege meine Lippen auf seine.
Es war schöner als ich es mir je erträumt habe, sie waren weich, schmeckten süß. Als er den Kuss erwidert lege ich mich in die Bewegung, als wäre es das letzte was ich tue. Meine Hände lösen sich von seinem Gesicht, fahren an seine Brust, seine Hüfte und schmiegen sich an ihn. Mein warmer Atem verbindet sich mit dem von Castiel. Ich spüre wie seine Bartstoppeln leicht an meiner Wange kratzen. Es war als würde die Zeit für einen Moment still stehen. Die Welt um uns herum hört kurz auf zu existieren.
Wie auf ein Kommando lösen wir uns wie in Zeitlupe voneinander. Und ich blicke in strahlende Augen. Der ganze Raum glüht.
"Ich wollte dir sagen, wie ich empfinde."
Gibt er mit einem schmalen Lächeln zu.

Ich reiße mich aus der Magie.
Fuck.
Verdammt, verdammt, verdammt.
Ich stecke jetzt noch tiefer drin, als sowieso schon.
"Tut mir leid Cas...", stammle ich hektisch,
"...das war ein Fehler."
Lüge, das war das schönste was ich je erlebt habe.
In Cas Augen sammeln sich Tränen.
Wild fuchtele ich mit den Armen herum um die Situation zu retten.
"Das war doch nur ein Kuss, ich hatte schon viele Küsse, nichts besonderes, oder?"
Lüge, das war der schönste Kuss, den man sich hätte vorstellen können.
Ich merke wie Tränen in mir aufsteigen als ich mit ansehe wie Castiel verstört wenige Schritte zurückweicht und ihm eine Träne übers Gesicht rinnt.
Verdammt. Genau das wollte ich vermeiden.
"Du...", er stottert, wenn man seine Stimme bildlich beschreiben müsste wäre sie ein Glas das gerade nachdem es repariert wurde, erneut in tausend Scherben zerfällt, "... du liebst mich nicht, oder?"
Der Satz versetzt mir einen Stich. Oh Gott, mir ist schwindelig.
Den Engel so gebrochen zu sehen lässt mich beinahe zusammenbrechen.
Ich schlucke, versuche mich zu sammeln, für ihn stark zu sein.
"Cas, es tut mir leid... ich... ich habe keine Gefühle für dich."
Das ist die größte Lüge von allen.
Aber nur, weil man jemanden liebt heißt es ja nicht, dass man dessen Leben versauen muss, oder...?
"Ich bin für dich gefallen..." murmelt er nahezu unverständlich.
Der Engel bleibt stehen und bewegt sich nicht, erstarrt wie eine Statue nur seine Tränen verraten, dass er keine ist.
Ich kann es nicht mehr halten. Auch mir laufen die Tränen übers Gesicht.
"Verdammt Cas..."
, ich ziehe ihn an mich und drücke sein Kinn nach oben, sodass er mir in die Augen schauen kann,
"... schau mir in die Augen und sag mit bitte, dass du mich nicht liebst..."
Ich weiß, dass er es nicht sagen kann, nicht sagen wird, aber die Hoffnung ist, für ihn zimindest, noch nicht gestorben.
Er atmet ein und streicht mir über die Wange.

"Du hast mir mal vor langer Zeit gesagt, dass wenn Menschen etwas ganz stark wollen, dass sie lügen."
Tränen rinnen sein Gesicht entlang.

Stille

" Okay, gut, wenn das so ist. Ich liebe dich nicht."

Und mit einem sachtem Windstoß war er verschwunden.

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