Destiel - Ich bin hier

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"Ruht euch aus."

Sam reibt sich mit dem flachen Handrücken über die schmutzige Stirn und streicht seine blutverklebten, strähnigen Haare aus dem Gesicht.
Castiel zieht mit starrem Blick wortlos und wie von den beiden Jägern abgeschirmt, wie in Trance, die dünne, hölzerne Tür von Deans Zimmer hinter sich zu.
"Du kümmerst dich um ihn, oder ?"
Sam setzt sein Gesicht in kleine Falten, legt seinem großem Bruder eine Hand auf die Schulter. Deans Kopf ist gesenkt, er schielt vorsichtig in Richtung des Raumes, in den sein Engel soeben verschwunden war.
Sein Kopf dröhnte.
Es waren nicht die Kampfspuren, die seinen Kopf so unglaublich schwer erscheinen ließen.
"Sammy, das wird er sich niemals verzeihen."
, er biss sich auf die Lippe und strich sich über seinen rauen Bart,
"Sammy, das wird er sich nicht verzeihen können."
"Dean, du bist der einzige Mensch, der ihn jetzt auffangen kann, das weißt du, oder?"
Für ein paar Sekunden sammelte sich der Ältere.
"Komm zur Ruhe, du brauchst Schlaf, ich kümmer mich um ihn." Dean schlug seinem Bruder mit einem gequälten, abgerungenem Lächeln auf den Rücken,
"Mach dir keinen Kopf."
Sam nickte nur, schloss sein Zimmer beinahe lautlos hinter sich.

Dean legte seine flache Hand an die Sperrholzplatte gegenüber und schob langsam die angelehnte Tür seines Zimmer nach vorne.
"Cas?"
Der Engel stand an ihrer Bettkante, sein beigefarbener, dennoch rotgetränkter Trenchcoat lag sorgfältig zusammengelegt und glattgestrichen auf Deans Seite des Bettes. Er ließ vorsichtig einen Knopf nach dem Anderem aus seiner zugehörigen Lasche gleiten. Die Feuchtigkeit des Blutes klebte den Stoff des Hemdes an seine Brust. Sein Körper, war wie paralysiert, als hüllte ihn sein Schweigen in eine Starre. Er schwieg tatsächlich, sagte kein Wort, schälte sich aus dem durchnässten Kleidungsstück. Mit zitternden Händen sah er auf das Hemd herab, verfolge die Blutspuren, schloss die Augen, zuckte mit den Lidern, als könne er ihre Schreie hören, als er ihr die Klinge in die Brust stieß.

"Hey..."
Deans Finger glitten über Castiels schmutzigen, zerkratzten, nackten Schulterblätter.
"Schatz, es war nicht deine Schul..-"
Deans Wörter kommen nicht weiter, werden wie in der Luft zerfetzt als ihm der Engel in die Augen blickte.
"Ich habe sie umgebracht Dean, ich... ich... ich... habe ihr Blut an mir."
Seine Augen waren mit Tränen gefüllt, sein Gesicht immernoch voller Blut, hier und da kleinere Wunden, doch der wahre Schmerz, zeigte das strahlende Blau seiner Augen, das durch die Röte noch stechender war als sonst. Die Träne, die über sein Gesicht rann, bahnte sich einen Weg und schwemmte den Schmutz über seine Haut.
"Hey, warte mal, Hey...",
Deans Hände versuchten Cas Wange in seine Richtung zu drehen, auch wenn er sich weiterhin wehrte,
"Hey, Schatz bitte... du hast sie nicht umgebracht, sie war ein Dämon, sie ware besessen."
"Sie war nur wegen mir besessen, sie wollte Jimmy retten, ihren Mann, ihre Familie."
, seine Stimme ist gedrückt, kaum hörbar,
"Ich hab ihr alles genommen, sogar ihr Leben, es war sie, die mit ihrem letztem Atemzug nach ihrem Ehemann geschriehen hat... ich wollte sie doch retten."
Er hebt seine Hände, Dean kann sehen wie seine Augen das Flackern beginnen, als er all das Blut sehen kann.
"Hey..."
, liebevoll gibt der Jäger einen sanften Kuss auf die Wange des Engels,
"Wir sollten duschen gehen, wir waschen das ab, ja?"
Wie in Trance nickt der Engel, bewegt sich jedoch kein Stück bis sein Geliebter ihn mit liebevollen und sanften Händen die wenigen Schritte zum Bad führt. Er schließt die Tür hinter sich lautlos, um Cas in dieser Situation möglichst nicht aus der Fassung zu bringen.
"Zieh dich schonmal aus, okay?"
Er streicht ihm mit zwei Fingern über den Bart.
Castiel ist wie verstört, nickt nur stumm, kann nur noch schemenhafte denken, starrt wie besessen auf nur eine einzelne Fließe an der Badezimmerwand, als er sich seiner letzten Kleidungsstücke entledigt und mit unsicheren Schritten in die Duschkabine taumelt.

Angestrengt stellt er das Wasser an, spürt wie der eiskalte Strom über seinen Körper läuft, jeden Zentimeter seiner Haut einfriert. Sein Körper krampft. Salzige Tränen mischen sich mit dem Wasserstrahl.

Doch jetzt wandern warme Finger über seine Schulterbläter, er hört das leise Klicken des Wasserhahnes, als sich der kalte Regen in einen warmen Dampf verwandelt. Die Tropfen prasseln auf seine Haut ein. Da sind schehmenhaft Deans Finger zu erkennen, wie sie über seine Muskelstränge wandern, seine Verkrampfung lösen. Deans nackte Brust an seinem Rücken. Seine Hände, wie sie seinen Rücken massieren.
Der Damm bricht und Castiel lässt den Tränen freien Lauf.
Wie oft musste er stark sein?
Sein ganzes Leben?
Ständig?
Immer.
Es war wie eine Erlösung Schwäche zeigen zu dürfen.
Dean war es, der dieser Schwäche in ihm die Luft zum Atmen gab.
Er verstand nicht warum man den Menschen in schweren Zeiten sagen solle, dass sie stark sein sollten. In schweren Zeiten, Schwäche zulassen ist das was entlastet.
Für einen Soldaten kann zwar Schwäche Gefahr bedeuten, aber in der Vergangenheit hat ihn die Stärke beinahe das Leben gekostet.

Dean fühlte wie sich Cas auflöste, wie er sich hingab. Seine nackte warme Haut schmiegte sich an die seines Engels. Mit leichten Fingern fuhr er durch sein Haar, reinigte es unter dem Warmen Strom. Sanft wusch er unter dem laufendem Wasser die Blutspuren von Cas Rücken, drehte ihn vorsichtig um, fuhr seine Bauchmuskulatur entlang, löste die blutigen Krusten.
"Alles ist gut, hörst du?"
Konnte man unter Deans Atem erahnen,
"Alles ist gut, ich bin ja hier."
Castiel konnte seine Tränen nicht halten.
Doch das nicht nur vor Schuld, vor Schmerz, er wusste nicht wie er in Worte fassen sollte wie dankbar er war.
Dankbar für jede einzelne Berührung, für jedes einzelne Wort.
Dankbar für ihn.

"Hey..."
, der Jäger nahm sein Gesicht in beide Hände,
"Es ist alles gut."

Dean liefen die Wassertropfen über die Nasenspitze, seine Haare klebten ihm im Gesicht, seine Wimpern sahen durch die Nässe viel dunkler und länger aus als sonst.
Zärtlich küsste er den Engel, liebevoll, leidenschaftlich.
Leicht saugte er an der Unterlippe seines Geliebten, wand den Kopf ein wenig, legte sich in seine Richtung, in die Bewegung.
Er löste sich wehmütig, strich Castiel über die Wange um den letzten Bluttropfen zu entfernen.

"Ich bin hier."

Flüsterte er.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 04, 2018 ⏰

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