Kapitel 21: Liar, liar, liar

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„Das ist nicht dein Ernst? Ich meine... Nein. Du verarschst mich jetzt. Das stimmt nicht! Niall, sag dass das nicht stimmt“, schrie ich heulend und fuhr mir zitternd durch die Haare. „Hey, Bae, komm her. Es ist alles gut!“ Niall rückte zu mir und sprach mit leiser Stimme auf mich ein. Verwirrt und unter Tränen riss ich mich los. „Sag mir nicht, dass alles gut ist. Was würdest du denn sagen, wenn ich fünf Monate weg wäre? Ich hab dich erst seit so kurzer Zeit und jetzt gehst du schon wieder.“ Meine Stimme versagte und ich wischte mir mit meinem Pulli über das Gesicht. Ich konnte spüren, wie ich die ganze Scminke, die ich heute Morgen feinsäuberlich aufgetragen hatte, verschmierte. Das hätte ich mir auch sparen können. „Hey, ich gehe nicht, ich komme wieder.“ Er versuchte mich am Arm zu fassen und ich drehte mich weg. „Hör auf damit. Verdammt! Hör auf! Du gehst auf Tour. 5 bescheuerte Monate. Vielleicht sollten wir uns einfach sofort trennen, wer weiß, wen du da kennen lernst“, schrie ich schluchzend. Sobald die Worte meinen Mund verlassen hatten, wollte ich sie auch schon wieder zurück nehmen. Egal, was passieren würde, die Beziehung zu beenden, wäre für mich das Letzte, was ich wollen würde. Sein Gesicht erstarrte und er zog langsam seinen Arm zurück. Fuck, das wollte ich nicht. Das Blatt hatte sich gewendet, jetzt wollte ich ihm über den Arm fahren und beteuern, dass alles gut wäre. „Niall, Niall, es tut mir leid, so war das nicht gemeint. Ich weiß nicht, es ist einfach alles zu viel... Und sowieso... Ich....“ geriet ich ins Stottern und neue Tränen sammelten sich auf meinem Gesicht. „Ist schon okay, ich versteh dich“, seufzte er und fuhr sich, wie so oft, mit seiner Hand übers Gesicht und starrte mich dann ratlos an. „Das gefällt mir nicht“, murmelte er und ich sah wie Traurigkeit sein Gesicht überzog. Ich konnte nicht anders, als sarkastisch zu lachen. „Denkst du mir gefällt dass, dass ich dich fünf Monate lang nicht sehen werde?“ Was dachte er sich eigentlich. Er blickte hoch und schüttelte den Kopf. „Das meinte ich nicht.“ Fragend sah ich ihn an, und wartetet darauf, dass er fortfuhr. „Ich mag es nicht, wie oft ich dich zum Weinen bringe. Ich sollte dich glücklich machen, und nicht unglücklich.“ Seine Augen sprachen einen Schmerz aus, den ich noch nie so gesehen hatte. „Was redest du da?“, fuhr ich ihn an. „Ist doch so. Wir sind noch nicht allzu lange zusammen, und immer geht es dir schlecht, und das nur wegen mir.“ Seine Stimme war kalt, und ganz anders als vorher, als er so traurig geklungen hatte. Ich wollte nicht, dass er seine Gefühle abschaltete. „Hör auf damit“, wiederholte ich mich. Er schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster. Ich nahm sein Gesicht in beide Hände und drehte es zu mir. „He, Niall. Sieh mich an“, flüsterte ich, „du bist das Beste was mir je passiert ist. Es ist mir egal, wie oft ich traurig bin, du bist es wert.“ Ich wusste es war die Wahrheit, und trotzdem fühlte ich mich, nachdem ich es ausgesprochen hatte, irgendwie verwundbar. Er sagte nichts und küsste mich. Es war ein zärtlicher Kuss und wir lösten uns lange nicht voneinander. Ich wette, mein Gehirn spielte mit mir, aber in diesem Moment, schmeckte der Kuss nach Abschied. Wie auch immer Abschied schmeckte. „Ich will nicht, dass du gehst“, flüsterte ich und bettete meinen Kopf auf seine Brust. „Ich will auch nicht gehen.“ Er küsste mich auf die Stirn und ich schloss die Augen. „Ich habe Angst“, sagte ich und setzte mich wieder auf. „Was, wenn du wirklich jemanden kennen lernst, oder wir uns auseinander leben. Ich kann dich nicht verlieren.. Ich...“ Wieder endete ich mit einem Stottern, und ich hasste mich für meine Unsicherheit, aber ich konnte es nicht ändern. „Ich werde wahrscheinlich sogar sehr viele, sehr hübsche und nette Mädchen kennen lernen“, meinte er und ich zuckte zusammen. Das war jetzt nicht gerade das, was ich hören wollte. „Schön“, sagte ich und setzte mich erneut auf. „Lass mich doch ausreden, babe. Ich werde all diese Mädchen kennen lernen, aber keine einzige wird so schön und so toll sein wie du.“ Oh Gott, wünschte sich nicht jedes Mädchen, dass ein Junge so etwas zu ihr sagen würde? Manchmal dachte ich, er wäre zu gut, einfach zu perfekt für mich. ich wollte diese drei kleinen Wörter sagen, aber sie kamen mir einfach nicht über die Lippen. „Du bist so süß“, sagte ich stattdessen und küsste ihn kurz. Es war ein schwacher Ersatz, für meine eigentliche Gefühle und Gedanken, aber es ging einfach nicht anders. „Ich glaub ich muss wieder gehen. Aber ich komme dich wieder besuchen. Wann fängt die Tour an?“ Ich hatte mich vor dieser Frage gefürchtet, aber ich wusste, dass ich es wissen musste.“Ja...Das... Weißt du...“ Jetzt war er an der Reihe zu Stottern. Was war jetzt schon wieder los? „Sag schon“, murmelte ich und verkrampfte mich. „Die Tour fängt in zwei Wochen an“, sagte er und schaute weg. Ich schüttelte wieder den Kopf. „Was? Nein, das kann nicht sein! So eine Tour wird doch ewig geplant. Wie lange? Ein Jahr? Ist das dein Ernst? Wieso hast du es mir nicht früher gesagt?“, flüsterte ich. Zum Schreien hatte ich keine Energie mehr. „Ich weiß nicht, ich wollte keinen Streit.“ Ich lachte verächtlich. Er wollte keinen Streit? Ich war nicht wirklich auf ihn sauer, es verletzte mich nur, dass er es mir nicht gesagt hatte. Schließlich wusste er seit dem Anfang unserer Beziehung davon. Ich hätte mir meine Zeit besser aufgeteilt, wäre öfters zu ihm gegangen und vielleicht auch ab und zu die Schule geschwänzt. Hätte, wäre... Ich konnte die Vergangenheit nicht rückgängig machen und musste es jetzt so hinnehmen, wie es war. „Okay“, flüsterte ich und stand auf. Ich brauchte Zeit für mich. Ich wollte weg von hier, und mich damit abfinden, dass ich Niall in zwei Wochen nicht mehr umarmen konnte und nicht mehr seine Lippen auf meinen spüren würde. Ich vermisste ihn jetzt schon. „Hey, willst du nicht noch bleiben. Wir können reden, es tut mir leid!“ Niall sprang auf und fasste mich am Arm. „Ist schon okay, ich ruf dich nachher an“, meinte ich ohne jede Emotion und zog sanft meinen Arm aus seiner Hand. Ich zog meine Jacke über und war schon an der Tür, als Niall mir noch einmal etwas zurief. „Du kannst mich auf der Tour immer besuchen kommen, babe!“ Ich nickte nur, und ließ die Tür hinter mir zufallen. Ich wollte nicht alleine nach Hause zu laufen, und auf die U-Bahn hatte ich auch keine Lust. Vielleicht, war ein bisschen Gesellschaft doch nicht schlecht. Ich überlegte und hatte mich noch nicht einmal entschieden, was ich jetzt tun würde, als meine Hand schon nach meinem Handy griff und Riley’s Nummer wälte. „Zoey?“ Er klang überrascht und ich bereute es ihn angerufen zu haben. „Ja, hey. Ist wahrscheinlich eine blöde Idee, aber sollen wir irgendetwas machen?“ Ich kickte mit dem Fuß ein Steinchen weg und wartete darauf, dass er antwortete. „Ja, klar. Wo bist du? Was sollen wir machen und wo sollen wir uns treffen?“, antwortete er und er schien sich wirklich zu freuen. „Wir könnten uns vielleicht bei dir einen Film ansehen. Oder irgendetwas anderes, mir egal.“ „Ja, find ich gut. Soll ich dich abholen?“, fragte er und ich biss mir auf die Lippe. „Hmm..“, murmelte ich. Ich wollte mich nicht unbedingt hier abholen lassen, ich wusste nicht, wie Niall es auffassen würde, wenn ich jetzt mit einem ihm fremden Typen abziehen würde. „Sag mir einfach deine Adresse und ich komme“, entschied ich mich dann doch für die U-Bahn. Er nannte mir die Adresse und ich legte auf. Ich hatte keine Ahnung wo das lag. Mein Handy suchte den kürzesten Weg dahin und ich atmete erleichtert aus. So weit war es gar nicht. „Hey, Z. Du bist ja immer noch hier.“ Ich drehte mich um und blickte Niall an, der die Arme um den Körper geschlungen hatte und in Top und kurzer Hose da stand. „Jaaa“, antwortete ich gedehnt. Er lief zu mir und fasste mich am den Schultern. „Komm bitte wieder rein, wir können darüber reden. Ich will nicht, dass du jetzt gehst.“ Ich schüttelte energisch den Kopf. „Nein, ich muss hier kurz weg.“ Die Hoffnung wich aus seinem Gesicht und fast hatte er mich soweit, doch zuzustimmen, und mit ihm wieder in das warme Haus zu gehen. Aber eben nur fast. „Dann lass mich dich wenigstens heim fahren“, sagte er und schaute an mir vorbei. Tolles Thema. „Nun ja, ich wollte noch bei Jemanden vorbei“, seufzte ich. Er lächelte. „Klar, kein Problem. Sag mir nur ihre Adresse und ich spiele dein Taxi.“ Super. Ganz toll. „Ich besuche einen Freund. Er heißt Riley, und ich sollte jetzt wirklich los. Ich wollte in zehn Minuten bei ihm sein“, sagte ich und sah ihn aufmerksam an. „Oh“, murmelte er und sein Blick verhärtete sich. Genau vor so einer Reaktion hatte ich mich gefürchtet. Er drehte sich um und lief davon. „Niall, komm schon. Er ist nur ein Freund“, rief ich ihm hinter her. „Schon okay, ich hole nur das Auto“, rief er zurück und ich atmete erleichtert aus. Auf dem Weg zu Riley herrschte eine unangenehme Spannung im Auto und ich wollte unbedingt das Schweigen brechen, wusste aber nicht womit. Also blieb es, bis auf die Stimme des Navi’s still. „ich glaube das ist es“, sagte Niall und ich blickte aus dem Fenster. Es war ein recht großes Haus, auf jeden Fall größer, als unseres. „Dankeschön, dass du mich gefahren hast. Ich ruf dich nachher an“, sagte ich steif und stieg aus. Er nickte nur und ich schlug die Tür zu. Er wartete nicht, bis ich im Haus war, sondern fuhr sofort weg. Super gemacht Zoey, schön hast du dich verabschiedet. Ich klingelte und Riley öffnete die Tür. Er trug eine Jogginghose und ein T-Shirt und auch wenn er aussah, als würde er nur den ganzen Tag auf dem Sofa liegen, waren seine Haare trotzdem perfekt gemacht „Schön, dass du da bist“, begrüßte er mich und zog mich in eine Umarmung. „Ja, wo soll ich meine Jacke hinlegen?“, fragte ich und schaute mich in dem Flur um. „Komm einfach mit, und leg sie in mein Zimmer.“ Ich nickte und folgte ihm . Sein Zimmer war groß und hatte nicht viele Möbel. Nur eben das, was man zum Leben brauchte. „Auf was hast du Lust?“, hörte ich ihn sagen. „Was?“, sagte ich und schaute ihn geschockt an. Wie meinte er das jetzt? Niall kam mir in den Kopf und ich wich sofort ein paar Schritte von Riley weg. „Auf welchen Film hast du Lust? Wir wollten doch einen Film schauen, weißt du nicht mehr?“ Riley sah mich fragend an und ich brach in ein gekünsteltes Lachen aus, dass es nicht gerade besser machte. „Sorry, ich war mit den Gedanken ganz wo anders. Mir egal, lass uns irgendeinen schauen, den du magst“, setzte ich hinzu, um einigermaßen normal zu klingen. Er nickte, lächelte zurück und suchte irgendeinen Film aus, den ich nicht kannte. Eigentlich war es mir auch egal. Schon nach kurzer Zeit merkte ich, wie meine Augenlider schwer wurden, und ich mich zwang meine Augen offen zu halten. Irgendwann gab ich nach und versank in einen Schlaf.

 

Ich lag auf irgendetwas Festem und ich wusste nicht, was es war. Ich blinzelte und versuchte mich nicht allzu sehr zu bewegen. Mein Gehirn war noch nicht bereit, für ein Gespräch. Ich rollte mit den Augen und versuchte meinen Blick zu klären. Ich lag auf Riley’s Brust. Schlecht. Wäre es Harry gewesen, dann okay, aber nicht er. Ich kannte ihn fast gar nicht. Abrupt setzte ich mich auf und legte mich neben ihn. Es reichte schon, dass ich im selben Bett mit ihm lag. „Was ist?“, fragte er und runzelte die Stirn. „Nichts“, lächelte ich und starrte auf den Bildschirm. Allem Anschein nach, war der Film bald aus, da sich ein Paar in die Arme fiel und sich gegenseitig ihre Liebe beteuerte. Ein Leben wie in einem Film, wäre so einfach. Ich merkte dass Riley mich beobachtete, und anders als bei Harry fühlte sich das falsch an. Musste ich ihn denn immer mit Harry oder Niall vergleichen? Irgendetwas streifte meinen Arm und ich zuckte zusammen. Riley näherte sich mir und nahm meine Hand. Ich zwang mich nicht auf zu springen und auf die Straße zu rennen. Was war mit mir los? Wir waren nur befreundet. Er näherte sich mir. Wir waren nur befreundet. Wir waren nur befreundet. Wir waren nur befreundet. „Alles okay?“, fragte er. Sein Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt. Ich nickte und schluckte. Ich sollte mich entspannen. Ich dachte an Strand und Palmen, was sonst mein Entspannungsbild schlecht hin war, aber heute wollte das irgendwie nicht funktionieren. „Du siehst süß aus, wenn du überfordert bist“, grinste er und ich lachte. Wieso machte ich mir überhaupt Gedanken darüber, dass er mir zu nah kommen könnte? Er war nur Riley. Mein Kumpel, der mich vor der ganzen Klasse verteidigte und mir immer half. Ich lächelte und  sein Gesicht kam wieder näher. War das nur Einbildung? Als er gefährlich nahe war, konnte ich nicht anders, und wollte zurück weichen. Blöd nur, dass hinter mir eine Wand war. Seine Lippen trafen meine, und ich brauchte eine Sekunde um die Situation zu verstehen. Dann riss ich meine Augen auf und schuckte ich ihn weg. „Ich hab einen Freund“, rief ich und rückte erschrocken von ihm ab. „Ach tu doch nicht so, du wolltest es doch auch. Ich hab doch dein Lächeln gesehen. Du kannst mir nichts vorspielen. Wieso sonst willst du zu mir nach Hause kommen und „einen Film schauen“. Komm schon babe, stell dich nicht so an.“ Er grinste und ich sprang angewidert von dem Bett herunter. Mein Gehirn hatte also doch nicht übertrieben und mir keinen Streich gespielt. Ich wollte raus hier. Auch wenn ich schon mindestens einen Meter zwischen uns gebracht hatte, fühlte es sich an, wie nur wenige Zentimeter. Ich schnappte meine Tasche und stürzte aus dem Zimmer. Riley rief mir noch irgendetwas hinter her, doch ich zwang mich nicht hin zu hören. Ich brauchte Luft. Seltsam, dass es mir vorkam, als könnte ich nicht richtig atmen. Als ich die Haustür hinter mir zu schlug, schmeckte ich noch immer Riley’s Kuss auf meinen Lippen. Ich hatte ihn geküsst. Nun gut, eigentlich hatte er mich  geküsst, und ich konnte wirklich sagen, dass ich das nicht gewollt hatte. Ich sollte Niall anrufen, und ihm die ganze Geschichte erklären. Er würde es verstehen. ,Aber was wenn nicht, meldete sich eine kleine Stimme in meinem Kopf. ,Was, wenn er dir nicht glaubt?, „Er wird mir glauben“, schrie ich, in die Welt hinaus, und es kümmerte sich nicht, als sich eine ältere Frau nach mir rumdrehte. Sollten sie doch alle glauben, ich wäre verrückt. ,Na, Z. Was würdest du denn machen, wenn er dir erzählen würde, er hätte eine Andere geküsst, hätte das aber nicht gewollt, meldete sich die Stimme wieder. ,Liar, liar, liar, sang sie höhnisch. Schon bei dem Gedanken daran, schnürte sich meine Kehle zu und ich musste stehen bleiben, um wieder normal atmen zu können. Wieso verletzte mich das so, obwohl es nicht einmal real war? Wenn Niall auch nur ein kleines bisschen so fühlte wie ich, dann wollte ich nicht in seiner Haut stecken. Ich wollte ihm nicht weh tun und ich wusste, wäre ich in seiner Lage, würde es weh tun. Oh ja. Es wäre, als würde man mir das Herz raus reißen.

Als mir das bewusst wurde, wusste ich: Ich musste den Mund halten.

Everything has changed (Niall Horan ff)Where stories live. Discover now