5. Kapitel
"So Young Lady..." Ich saß neben meinem Vater auf den Sofa. Er hatte mich dazu überredet mit ihm über den Besuch beim Seelen Klempner zu reden. Ich hockte gelangweilt auf der Couch, die Knie angewinkelt. Im Unserm kleinen altem Radio dudelte ein Lied aus den Achtzigern. "Der Psych...der Seelen Klempner hat mir erzählt das euer Gespräch nicht so toll verlaufen ist. Er hat mir erzählt das du nicht sehr Gesprächig warst." "Hm. Ja kann schon sein." "Amy, du weißt das ich dich wirklich ungern da hin schicke. Aber bitte. Schau doch mal du wachst an einem See auf und weist nicht wie du da hin gekommen bist. Deine Noten werden auch immer schlechter und ich weiß nicht was ich machen soll." "Deshalb brauchst du mich nicht gleich zum Psychiater schicken!" "Was hätte ich denn deiner Meinung nach machen sollen?" "Abwarten ob so etwas nochmal passiert!" "Ja und das nächste mal wachst du auf der Autobahn auf, natürlich." "Paps bitte ich will da nicht mehr hin und wenn Leute in der Schule das herausbekommen dann bin ich verloren." "Du brauchst es ja nicht herum posaunen." "Die Kriegen aber alles mit. Ein Mädchen, ich glaube sie hieß Christi oder so, ging auch zum Psychiater warum weiß ich nicht mehr. Sie wurde von den anderen so fertig gemacht. Und hat dann die Schule gewechselt." "Dann darfst du es halt niemanden erzählen." "Ich hasse es zu Lügen." "Das weiß ich doch. Hör mal Schatz, es ist schon spät und du hast Morgen Schule." "Ja ich bin eh Müde. Gute Nacht." Ich stampfte hinauf in mein Zimmer, holte mir ein sauberes Nachthemd aus meinem viel zu kleinen Kleiderschrank und schlich ins Bad. Ich machte mich fertig und stieg in mein Bett.
Ich schaute auf meinen Wecker. Halb eins. Ich drehte mich auf die andere Seite. Ich hatte Angst zu schlafen. Ich wollte nicht mehr träumen, ich hatte Angst wieder irgendwo auf zu wachen. Oder nie wieder aufzuwachen. Ich musste die ganze Zeit an unser Gespräch mit Irina denken: "Was ist mit meiner Mutter?" "Es tut mir leid ich darf nicht darüber sprechen." "Warum?" "Ich darf es nicht! Bitte akzeptiere es einfach! Ich darf es dir nicht sagen!" Was war mit meiner Mutter? Hat sie etwas getan? Wenn ja was hat sie getan? Ich wälzte mich so lange in meinem Bett, bis ich endlich einschlief.
Ich wachte wieder einmal schweißgebadet auf. Mein Vater rüttelte mich an den Schultern. Benommen schaute ich zu ihm hoch. "Aufstehen Amy wir haben neun!" "Na und? Lass mich schlafen." "Du hast bereits seit einer Stunde Schule."
Blitzschnell schoss ich aus meinem Bett und hastete ins Bad. Mein Vater hinterher.
Nach zehn Minuten saßen wir im Auto. Ich keuchte ein wenig. "Entschuldigung" "Ich habe auch verschlafen." Murmelte mein Vater. "Aber du hast es noch nie geschafft dich in zehn Minuten fertig zu machen. Meinen Glückwunsch." Er lachte noch ein wenig und drückte auf das Gaspedal. An der Schule angekommen sprang ich aus dem Auto und rannte in das Schulgebäude. Wir hatten gerade Physiologie, eins meiner Wahlfächer. Keuchend kam ich vor der Tür zum stehen. Ich klopfte Leise an die Tür und schlich mich ins Zimmer. Frau Klar schaute mich an "Und was ist ihre Ausrede Miss Morris?" "Sorry, hab verschlafen." Die anderen kichern. Schnell schlüpfte ich neben Maxi auf meinen Platz. "Wir waren grade bei den Aufsätzen." Flüsterte Maxi mir zu. "Da ich Herr Mayer vertreten muss bekommt ihr mit euren Aufsätzen ein Verlängerung weil ich dass nicht schaffe." "Oh Gott der Aufsatz den hatte ich total vergessen."
Hey das passt ja, ich werde Mondhüterin also quasi auch ein Wolf. Ich lächelte ein wenig. "Frau Klar ich habe eine Frage." "Ja Amy." "Dürfen wir unseren Aufsatz auch etwas Kreativ gestalten?" "Was meinst du mit Kreativ?" "Naja zum Beispiel aus der Sicht des Tieres oder etwas ähnlich." "Naja eigentlich ja nicht....Na Gut aber nur du." Die Klasse murmelte empört. "So und wir jetzt mit dem Unterricht weiter." Ich lehnte den Kopf auf meinem Arm und schaute aus dem Fenster und ließ den restlich Unterricht an mir vorbeiziehen. Als es gongte zog Maxi mich hinter sich her. "Komm mit ich will mich jetzt in der Freistunde mit Harry treffen." "Du meinst es ja tatsächlich ernst...für deine Verhältnisse." Ich kicherte ein wenig. Maxi schaffte es immer mich zum lachen zu bringen. Sie zog mich hinter sich her. Die meisten machten ihr Platz und die Jungen schauten ihr gierig hinter. Plötzlich stellte mir ein Junge, mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht, ein Bein. Ich stolperte und fiel auf den Boden. Alle lachten. Ich wurde ganz rot. Stand auf und rannte weg. "Süße warte doch." Rief Maxi aber ich ignorierte sie und rannte nach draußen. Schon wieder vor allen blamiert. Mir rannen die Tränen übers Gesicht. Ich saß die ganze restliche Freistunde draußen. Kurz vor Schulbeginn setzte sich ein Junge neben mich. Erschrocken schaute ich auf. Ich hatte ein wenig verquollene Augen doch er lächelte mich unsicher an. "Hey." Sagte er. "Hi." Erwiderte ich unsicher. Normalerweise sahen mich die Jungen überhaupt nicht an aber er tat es. "Ich hab mitbekommen das Lars dir ein Bein gestellt hat. Echt fies." Ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Er hatte Jadegrüne Augen. Und wunderschöne Dunkelbraune Haare. Er war etwas größer als ich aber nicht viel. In meinem Bauch kribbelte es. Als würden dort irgendwelche Tiere herum krabbeln aber es fühlte sich schön an. So wie das Gefühl, dass Irina mir gezeigt hatte, Liebe, aber das ist nicht möglich. "Ja." Ich stotterte ein wenig. Er fuhr sich nervös durchs Haar. "Ich bin übrigens Jonas." Er grinste mich an. "Nett dich kennen zu lernen Jonas, ich bin Amy." Schöner Name." Danke." Wir schwiegen verlegen bis es gongte. Dieser verdammte Schulgong warum musste er ausgerechnet jetzt gongen? "Ich muss jetzt zu Physik. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder, Amy. Er drehte sich um und ging schnell davon. Ich stand ebenfalls auf und eilte im Laufschritt zu Mathe.
Als ich endlich daheim ankam machte ich mir ein Sandwich und lief gleich wieder aus dem Haus. Da mein Vater in der Arbeit war, ging das auch ohne Probleme. Ich lief zu Fuß da ich kein eigenes Rad besaß und stand schließlich vor Irinas Haustüre. Ich klingelte wieder bei 'Luna'. Irina erwartete mich bereit. "Ich hab gewusst dass du kommen wirst." Sagte sie schlicht zur Begrüßung. "Ich habe noch so viele Fragen." Okay, erst die und dann will ich dir etwas zeigen." Wir setzten uns wieder auf ihr weiße Couch. "Was wird meine Gabe sein?" "Das kannst ich dir erst beantworten während du dich wandelst." Ich stöhnte enttäuscht auf. "Kannst du dich immer wenn du willst in einen Wolf verwandeln?" "Komm mit." Wir standen auf und sie ging auf die Terrasse. Erstaunlich dynamisch hüpfte sie über der Zaun. Das sie im Erdgeschoss lebte war das kein Problem. Ich folgte ihr. Etwas weniger elegant. Sie wartete bereits am Waldrand auf mich. Wir liefen zusammen ein Stück in den Wald hinein. "Spürst du den Boden auch kaum, wenn du rennst? Und kannst du auch lange Strecken laufen ohne Müde zu werden?" "Ja das kann jeder Mondhüter." "Dann lass uns ein bisschen schneller laufen." Wir sprinteten los. Sie rannte ein Stück vor mir und war auch etwas schneller aber mir war das Egal. Ich hoffe ich werde mal so schnell wie Irina laufen können. Irgendwann hielten wir schließlich an. "Bereit?" "Bereit auf was?" Sie ging ein paar Schritte zurück und schloss konzentriert die Augen. Die Luft um sie herum begann ein wenig zu verschwimmen. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein aber die Temperatur schwankte zwischen warm und kalt. Ihr Gestalt begann sich zu krümmen. Sie schrumpfte ein wenig aber nicht viel dann überzogen sich schnell ihre Schultern mit einem weißem Pelz und schließlich auch der restliche Körper. Der Pelz war strahlend weiß. Und so sauber. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück. Der Wolf...also Irina drehte fragend den Kopf. Ihre grünen Augen strahlten im Licht der Sonne. Sie wedelte mit dem Schwanz und umkreiste mich. Ich musste lachen. Und dann wiederholte sich der Vorgang: Die Luft begann zu Schimmern. Die Temperatur wechselte und plötzlich stand da wieder Irina. Sie lächelte mich an. "Das war der Wahnsinn!" Rief ich. Sie grinste mich, wie ein kleines Mädchen, an. Dein Pelz war so sauber." "Ich kann ihn so dreckig machen wie ich will bei der nächsten Verwandlung wird er wieder strahlend weiß." "Haben alle Mondhüter so weißes Fell." "Laut den Überlieferungen ja." So und jetzt fangen wir mal mit unserer ersten Trainingseinheit an.
Wir standen auf der Lichtung. Neben uns konnte ich den See glitzern sehen. "Schließe die Augen." Ich tat wie geheißen. "Was hörst du?" Fragte sie mich. "Den See. Ich höre wie die Wellen an das Ufer schlagen. Und ich höre einen Wasservögel. Und den Wind in den Bäumen ich kann glaube ich Ein Tier hören das auf einen Ast herumläuft. Irina das ist der Wahnsinn. Wenn ich mich konzentriere kann ich alles hören. Ich..." "Kleines konzentriere dich bitte weiter. Was riechst du?" "Blumen ich glaube wilde Tulpen. Und Honig. Mehr aber nicht. Was hörst du?" Sie schloss ebenfalls die Augen. Ich höre zwei Vögel die zusammen ihre Jungen füttern. Eine Ente die sich ein Nest baut..." "Du hörst so viel." Sagte ich bewundernd. "Das kommt noch. Für dein alter hörst du jetzt schon extrem Gut. Ich konnte gerade mal den Wind hören. Irgendwas ist anders an dir. Normal kann man ein deinem Alter noch fast gar nichts. Ich versteh das nicht." Wir gingen schweigend weiter. Warum kann ich jetzt schon so viel. Und warum bin ich anders?"
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Mondsüchtig [wird überarbeitet]
RandomSeit ihrem 15. Geburtstag wacht Amy jede Nacht schweißgebadet auf. Sie träumt jede Nacht denselben Alptraum kann sich aber am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern. als sie dann eines Vollmond Nachts an einem See aufwacht, weiß sie, Dass das alles...