Ein Licht im Dunkeln

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Kapitel 7: Ein Licht im Dunkeln

Keuchend, hob und senkte sich ihr Brustkorb schwer. Unter ihren Stiefeln gab die losgetretene Erde leicht nach, während ihre Klinge immer wieder hart die von Kíli kreuzte und der metallische Klang in ihren Ohren laut widerhallte. Es glich einem Tanz und sie war dabei den Takt zu verlieren. Ihre Arme erzitterten bei der Wucht, die der Zwerg in jeden einzelnen Angriff legte. Und es fiel ihr immer schwerer seine Hiebe zu parieren, wurde dabei weiter zurückgedrängt, bis sie mit ihrem Rücken auf etwas Solides stieß. Sie wusste nicht was es war, doch nahm es ihr jegliche Freiheit. Alles worauf sie sich konzentrierte war Kíli, der ihre missliche Lage sofort ausnutze. Er startete eine Offensive, die sie mit ihrer Klinge vor sich abblockte. Doch all ihre Kraft verließ sie, weshalb sie ihre andere Hand an die stumpfe Klingenseite legte, um dem Druck standzuhalten, den er immer stärker aufbaute. Sie konnte weder zurück, noch vor – er hielt sie zwischen sich und dem hinter ihr gefangen. Es trennte sie nur die Schwerter, die zwischen ihnen ächzend klirrten. Sein heißer, unregelmäßiger Atem traf ihr Gesicht und sie schloss kurz ihre Augen. Sie hatte keine Möglichkeit sich daraus zu befreien – alles was sie jetzt noch konnte war sich ergeben. Doch war es genau das, was Dwalin schon seit Tagen brummte: Sie gab viel zu schnell auf und so würde sie es nie lernen. Würde sie auch so kämpfen, wenn es um ihr Leben ging? War das alles was sie konnte? Aufgeben und allen zeigen, dass sie schwach und unbrauchbar war? Nein. Sie war nicht nutzlos und schwach! Und aus letzter Kraft riss sie aus purer Verzweiflung ihr rechtes Bein hoch, in der Hoffnung ihren Gegner irgendwie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ihr Oberschenkel fand ein Ziel und der Effekt setzte umgehend ein. Erleichtert atmete sie auf als plötzlich der Druck vom Schwert genommen wurde. Doch Kíli stöhnte vor Schmerz auf, ließ sein Schwert achtlos fallen, taumelte einen Schritt zurück, während er auf die Knie ging und sich gekrümmt den Schritt hielt. Erschrocken ließ Anna prompt ihr eigenes Schwert fallen, während unter den Zuschauern lautes Gelächter und Gejohle ausbrach. „Kíli! Kíli! Oh Gott! Es tut mir so leid!" Panisch kniete sie sich vor ihn in den Dreck als sie versuchte in sein Gesicht zu blicken, jedoch keinen Erfolg hatte, da er seinen Kopf hängen ließ. „ ... Alles ... gut.", presste er angestrengt heraus, der Schmerz noch deutlich in seiner Stimme, was ihren Schrecken darüber nur verstärkte. Direkt legte sie ihm sanft ihre Hände auf die Schultern, die sie leicht drückte. „Es tut mir wirklich so leid! I-Ich wollte dir nicht in die Eier treten.", verließ es hastig ihren Mund. Kíli spannte sich merklich unter ihr an, seine schmerzverzerrten Grunzlaute verschwanden jedoch. „Gut gemacht! Glóin! Du schuldest mir ein Goldstück!", rief dann die Stimme von Bofur erheitert. Mit rasendem Herzen wagte sie auch einen verängstigen Blick in die Zuschauermenge, die allesamt höchst amüsiert schienen. Selbst Fíli trug ein belustigtes Lächeln auf den Lippen. Keiner war wütend, dass sie dem Prinzen ganz unfair in die Kronjuwelen getreten hatte? Doch ein einziger schien nicht glücklich. Glóin, der Bofur etwas in seinen Bart grummelnd reichte. Als sie sich dann Kíli wieder zuwandte, hatte er bereits seinen Kopf wieder angehoben und musterte sie mit seinen braunen Augen aufmerksam. Keine Spur mehr von dem Schmerz zuvor. Huh? Warum blickte er sie nun so an? Zumindest schien er nicht verärgert zu sein. „Ich mach das nicht nochmal, versprochen." Anna schenkte ihm ein unsicheres Lächeln, was nur wuchs als er begann zu lächeln. „Darüber wäre ich sehr dankbar.", hörte sie ihn tatsächlich leicht amüsiert sagen. Erleichterung machte sich in ihr breit. Ein Glück, dass Kíli nicht nachtragend war. „Nein, Ihr werdet es weiterhin tun.", durchschnitt die eindringliche Stimme Dwalins laut, sodass sie erschrocken zur Seite sah und von Kíli abließ. Der imposante Krieger stand mit seinen mächtigen Armen vor der Brust gekreuzt neben ihnen und Anna schluckte. Wenn man zu ihm aufsehen musste, wirkte er noch gefährlicher. Doch langsam erreichten sie seine Worte. „Was?", kam es gleichzeitig. Es war als habe Kíli erst in demselben Moment begriffen was der Krieger sagte. „Ihr habt mich schon richtig gehört, Mädchen. Ihr habt dem Jungen gezeigt, dass man seine Gegner nicht unterschätzen sollte und Ihr habt Einfallsreichtum bewiesen. Entschuldigt Euch nicht für Etwas, was Euer Leben retten könnte." Dwalins strenger Ton unterstrich das Ganze perfekt. Doch sie blinzelte irritiert. Auf einer Seite hatte der kampferfahrene Zwerg natürlich völlig recht, doch ihr mitleidiger Blick wanderte zu Kíli, dessen Gesicht eine Maske aus Horror war. Ob es nun daran lag, dass Dwalin ihn kritisierte oder sie dazu anstachelte ihm öfter zwischen die Beine zu treten, wusste sie nicht. Anna lächelte schief. Wahrscheinlich war es beides.

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