Kapitel 11

36 4 2
                                    

Jemand rüttelte sanft an meiner Schulter. Mühsam öffnete ich meine Augen und sah in Avans Gesicht.
"Wir sind gelandet."
Tatsächlich. Ich habe die restlichen Stunden einfach verschlafen. Langsam erhob ich mich aus meinem Sitz und folgte dem Rest aus dem Flugzeug raus. Gemeinsam gingen wir alle zur Gepäckabholung und warteten, bis sich das Fließband endlich in Bewegung setzt und wir unsere Koffer bekommen. Völlig erschöpft und müde setzte ich mich einfach auf den Boden und beobachtete Avan dabei, wie er auf ein anderes Fließband kletterte, welches leer geräumt war, sich aber noch immer drehte. Ich konnte mir schon vorstellen, was er vorhat. Natürlich hatte ich recht behalten. Avan legte sich in seiner ziemlichen Poser-Figur aufs Fließband und drehte seine Runden. Die Jungs zückten lachend ihr Handy und filmten das ganze Spektakel. Ich presste derweil meine Lippen aufeinander, um nicht ebenfalls anfange zu lachen. Aber es sah auch urkomisch aus. Das konnte noch ein sehr lustiger Urlaub mit dieser Chaoten-Gang werden. Avan fing meinen Blick auf und zwinkerte kurz, weshalb ich mich nun doch nicht mehr zurückhalten konnte und zu lachen begann. Nach der vierten Runde stellte Avan sich hin und streckte seinen Arm aus, während er die nächste Runde drehte.
»Lace, hilf mir bitte. Sonst komme ich hier nie runter.«
Ich lachte noch lauter.
»Vergiss es! Du wirst mich nur mit auf das Fließband ziehen!«
Er wartete ab, bis das Fließband ihn wieder in meine Richtung befördert hatte, bevor er mir antwortete.
»Was denkst du bitte von mir?«, empört verschränkte er die Arme.
Manchmal benahm er sich beim besten Willen nicht wie ein 25-jähriger, aber das machte ihn einfach noch sympathischer.
Ich zuckte kurz mit meinen Schultern und blieb stur sitzen. Mit einem großen Satz sprang Avan mit Leichtigkeit vom Fließband und kam auf mich zu.
»Siehst du. Du hast es auch ohne mich geschafft.«
»Stimmt. Und dein Koffer fährt geradewegs an dir vorbei.«
Fluchend sprang ich auf und drehte mich zu unserem Fließband. Ich wollte auf keinen Fall riskieren, dass mein Koffer von irgendeinen anderen genommen wird. Aber das wäre ein riesengroßer Zufall. Mein Koffer ist nämlich nicht gerade unauffällig. Überall klebten Aufkleber oder Button von den verschiedensten Bands drauf, aber der größte Aufkleber bestand aus dem Zeichen von Thrity Seconds To Mars.
Mit Mühe hievte ich meinen Koffer auf den Boden. Vielleicht hätte ich doch etwas weniger einpacken sollen. Besonders, weil ich weiß, dass er noch voller wird, wenn ich ein paar Geschenke für meine Freunde kaufe. Jetzt ist es auch zu spät.
Als jeder seinen Koffer und die Taschen beisammen hatten, gingen wir nach draußen und hielten nach dem Tourbus Ausschau. Wir hätten rein theoretisch auch damit fahren können, aber das hätte um einiges länger gedauert und wäre zudem beinahe unbezahlbar geworden. Die Luft draußen roch nach Meer und die Sonne strahlte in voller Kraft auf uns nieder. Ich schloss meine Augen und sog den angenehmen Duft ein. Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, dass ich zuletzt am Meer war. Wild verstreut liefen wir über den riesigen Parkplatz, um den Bus zu finden. Leider hat uns der Fahrer nicht Bescheid gegeben, wo genau er den Bus geparkt hat. Ich lief eine halbe Stunde quer über den Parkplatz, bis ich endlich eine SMS von Mary bekam, dass sie und Marek ihn gefunden haben. Gemeinsam mit Dean, den ich unterwegs auffing, gingen wir zum Standort, den Mary uns gesendet hatte. Ich betrat den Bus und sah, wie Marek hinterm steuer und Avan auf einer der Bänke saß.
»Du hast einen Führerschein für diesen Bus?«, fragte ich Marek.
»Ja. Irgendeiner muss ihn ja fahren, wenn wir keinen Fahrer zur Verfügung haben sollten.«
Das ergab Sinn.
Ich ging die Treppen rauf und verstaute meinen Koffer, bevor ich mich im Bad einschloss und mich dort umzog. Mit kurzer Hose und einem einfachen Top kam ich wieder raus.
»Das ist das Badezimmer?«, fragte Mary entsetzt und ich nickte kurz.
»Marek hat zwar gesagt, dass es klein ist, aber nicht, dass es SO klein sein wird.«
Ich lachte kurz auf. Genau so hatte ich auch reagiert, als ich das Bad zum ersten Mal gesehen habe.
»Man gewöhnt sich schneller dran, als man denkt. Aber lass bloß nichts im Bad liegen! Entweder werden es die Jungs selber benutzten oder irgendwo hintun, wo du es niemals mehr finden wirst.«, warte ich sie vor und kassierte ein mürrisches Hey! Von Avan und Dean. Als ich das letzte Mal meine Sachen hab stehen lassen, war mein Haarshampoo leer und mein Eyeliner war plötzlich verschwunden. Und ich will beim besten Willen nicht wissen, was die Jungs damit angestellt haben.
»Mädels, kommt jetzt runter oder setzt euch irgendwo hin. Ich will endlich losfahren, bevor wir noch mehr Parkgebühren bezahlen müssen!«, drang Mareks Stimme nach oben. Ich schmiss meine Tasche schnell in einer der Schlafkojen, bevor ich Mary die Treppen nach unten folgte.
Ich ließ mich auf den Platz neben Avan nieder.
»Wie lange fahren wir, bis wir an unserem Stellplatz angekommen sind?«
»Circa eine Stunde.«
Zum Glück habe ich dieses Mal daran gedacht, mir mein Buch aus meiner Tasche zu nehmen. Wir fuhren los und ich bettete meinen Kopf auf Avans Schoß, bevor ich mich auf der Lederbank breit machte und mein Buch aufschlug.
»Willst du jetzt die ganze Zeit lesen?«, fragte mich Avan und blickte auf mich nieder.
»Hmh...«, ich war schon komplett im Buch versunken und hörte ihm nur mit dem halben Ohr zu. Ich hätte mein Kopf vielleicht doch nicht auf Avans Schoß legen sollen, denn als er anfing mir über den Arm zu streicheln, nahm ich kaum mehr ein Wort wahr. Er schien es ganz beiläufig zu tun, denn er unterhielt sich die ganze Zeit mit Marek und beobachtete mich keine Sekunde lang. Mein Herz schlug immer unkontrollierter und ich versuchte schon zum dritten Mal den Satz in meinem Buch zu lesen, aber Avans Finger lenkten mich zu sehr ab. Ich biss mir auf meine Unterlippe und versuchte verzweifelt mich auf die Buchstaben vor mir zu konzentrieren.
Kurz nachdem ich es endlich wieder geschaffte hatte ein paar Seiten zu lesen, hielten wir an und als ich mich aufrichtete, sah ich, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Es ging doch schneller, als ich gerechnet hatte und war froh, mir die Beine vertreten zu können. Ich schob mein Lesezeichen in mein Buch und legte es Sachte auf die Ablage neben dem Herd.
»Wir stehen ja direkt am Strand!«, rief Mary aufgeregt, nachdem sie den Bus als erste verlassen hatte.
Ich sprang die Treppenstufen runter und blickte direkt aufs Meer. Es sah wunderschön aus, wie sich die Sonne im Wasser spiegelte und es glitzern ließ.
»Perfekt!«, sagte Avan, der plötzlich neben mir stand.
Viel zu schnell, um rechtzeitig zu reagieren, hatte mich Avan an meiner Hüfte gepackt und auf seine Schulter geschmissen. Ein überraschter Schrei entwich mir und ich zappelte wie wild.
»Lass mich runter!«, meine Stimme war zwei Oktaven höher geschossen, denn ich ahnte schlimmes, als Avan mit großen Schritten den Strand betrat.
"Avan, wenn du es wagst, mich ins Wasser zu werfen, dann kannst du was erleben!«
»Soll ich jetzt ernsthaft Angst vor dir haben? Du bist läppische 1,62. Ich könnte dich ohne Probleme umpusten.«
Ich stöhne genervt auf und verschränkte meine Arme. Langsam fuhr seine Hand an meinem Oberschenkel hoch, um mich besser halten zu können. Allein diese sanfte Berührung ließ mich erschaudern. Allein dafür hasse ich ihn noch mehr. Ich sah noch, dass der Rest unserer Leute an uns vorbeirannten und samt Klamotten ins Wasser liefen. Erst, als das Wasser Avans Hüfte erreicht hatte, blieb er stehen.
»Lässt du mich jetzt gefälligst runter?!«, fuhr ich ihn an. Das war ein absoluter Fehler.
»Aber gerne doch.«
Mit beiden Händen umfasste er meine Taille und warf mich in einem hohen Bogen ins Wasser. Schnell tauchte ich wieder auf und funkelte Avan wütend an.
Ich bin nass. Meine Klamotten sind nass. Meine fucking Schuhe sind nass! Und der Typ hat nichts Besseres zu tun, als mich auszulachen.
So schnell ich konnte, stapfte ich auf Avan zu, stützte mich auf seine Schulter ab und drückte ihn mit aller Kraft runter. Eigentlich hatte ich vor, ihn unter Wasser zu drücken, aber er bewegte sich keinen Zentimeter.
»Was soll das werden, kleine Sängerin?«, fragte er mich lächelnd.
»Hey Avan!«, rief Mary und bekam somit seine ganze Aufmerksamkeit. Das war diesmal ein Fehler von ihm.
Ich legte meine Hände auf seine Brust und schubste ihn ins Wasser. Avan verlor sein Gleichgewicht, taumelte ein paar Schritte nach hinten, bis er schließlich ganz ins Wasser fiel.
Jetzt war ich diejenige, die ihn auslachte. Nun wo ich einmal nass war und mich gerecht hatte, war es mir egal, wie oft mich Avan in die Wellen schmiss.
Irgendwann wurde es uns dann doch zu kalt und zu fünft gingen wir aus dem Meer raus. Lachend ließen wir uns in den Sand fallen und von der Sonne wärmen. Ich erinnerte mich an den Tag, an dem Avan und ich uns das erste Mal begegnet sind. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich nie damit gerechnet, mit diesem arroganten Arsch so gut befreundet zu sein und mit ihm hier zu sein. Oder, dass ich mich voll und ganz in ihn verschossen habe. Aber hier liege ich nun.
Meine Klamotten klebten an mir, aber das war mir egal. Immerhin bin ich in San Francisco mit einer absolut genialen Band!

-

Huhu ihr Lieben!

Ich bin momentan einfach so unmotiviert. Argh! Das stört mich so sehr! :D

Ich werde mir dennoch weiterhin Mühe geben und weiterschreiben.

Alles Liebe Melina

Breaking Line - It's Not The EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt