Kapitel 15

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Bei Rider zu Hause sah es auch, wie im Studio. Die Wände sind kunstvoll bemalt und das Sofa wurde aus Europaletten selbstgebaut. Nur die Polster schienen von einem Möbelgeschäft zu sein. Bis um 4 Uhr morgens aßen wir Pizza und spielten Halo auf seiner XBox, wobei ich mich etwas ungeschickt anstellte.
Rider bot mir zwar an, dass ich in seinem Bett schlafen könnte und er auf dem Sofa, aber das schien mir ungerecht, weshalb ich darauf bestand auf dem Sofa zu schlafen. Außerdem ist es nicht so unbequem und hatte die perfekte Größe für mich.
Um 10 Uhr weckte mich das Geräusch der Kaffeemaschine. Mühsam öffnete ich meine Augen und streckte mich.
»Tut mir leid. Ich wollte dich nicht wecken, aber ich muss gleich in den Laden.«
Ich unterdrückte ein Gähnen und stand auf.
»Kein Problem. Ich sollte mich ohnehin auf den Weg nach Hause machen. Ich gehe später noch aus.«
»Ach, wohin geht es denn?«, er zog neugierig eine Augenbraue hoch.
»Ins Universe
Ich bekam ein einfaches Nicken als Antwort. Wahrscheinlich hat Wes schon mit Rider darüber gesprochen, dass ich viel Zeit mit Avan verbringe und wenn ja, sollte ich lieber aus der Wohnung flüchten. Manchmal hat Rider einen viel größeren Beschützerinstinkt mir gegenüber, als mein eigener Bruder. Und dieser war manchmal schon anstrengend.
»Also... ich gehe dann mal lieber. Noch mal danke für das Tattoo und die Pizza.«
»Nichts zu danken.«
Er zog mich in eine lange Umarmung.
»Mach's gut Rider.«
»Mach's besser, Lace.«
Lachend schloss ich die Tür hinter mir. Den ganzen Weg zu meiner Wohnung ging ich zu Fuß und brauchte dafür beinahe eine ganze Stunde. Zum Glück regnete es nicht. Ich hätte zwar auch den Bus nehmen können, aber ich bin viel zu geizig ein Ticket zu kaufen, um dann nur ein paar Haltestellen zu fahren. Bei mir in der Wohnung angekommen riss ich erst einmal all meine Fenster auf, damit frische Luft rein kommen konnte und ging danach in mein Badezimmer. Vorsichtig entfernte ich die Folie von meinem Arm und machte diesen dann sauber. Er ist zwar leicht angeschwollen, aber sonst schien alles in Ordnung zu sein. Ich betrachtete mein Tattoo und verlor mich beinahe darin. Ob ich wohl jemals genug davon bekommen würde? Wahrscheinlich nicht.
Am Nachmittag lud ich Meg und Traver zu mir ein, damit ich die beiden auch noch mal sehen konnte. Gemeinsam kochten wir und schauten uns einen Film an.
»Kommt ihr zwei heute Abend mit?«, fragte ich die beiden, in der Hoffnung, dass sie mich nicht alleine in Universe gehen lassen. Aber Megs Blick nach zu urteilen werde ich das wohl müssen.
»Sorry, Lace. Ich habe meinen Eltern versprochen sie heute zu besuchen und Traver wollte auch mit.«
Ich unterdrückte ein Seufzen. Ich wollte nicht, dass die beiden ein noch schlechteres Gewissen bekommen.
»Nicht schlimm. Ich denke, Mary wird so oder so auch da sein.«
»Diese Mary würde ich gerne mal näher kennenlernen. Du könntest noch eine Menge von ihr lernen. Immerhin hat sie es geschafft sich einen Rockstar zu angeln.«
Ich schubste Meg von meiner Couch runter und lachte laut, als sie mich mit ihrem Killerblick anschaute.
»Avan ist doch eh nicht der Typ für Lace.«, redete Traver rein, als ob ich nicht da wäre.
»Nicht der Typ? Schatz, bei aller Liebe, aber hast du dir ihn mal angeschaut? Er ist ein Rockstar-Gott! Und jedermanns Typ.«
Skeptisch zog Traver eine Augenbraue hoch.
»Also, wenn ich mich mal einmischen dürfte... . Ja gut, er ist ein Rockstar-Gott!«, gab ich lachend zu.
»Siehst du! Er ist sehr wohl ihr Typ.«, Meg stemmte ihre Hände in die Hüfte.
Die Stunden vergingen und nachdem sich die beiden verabschiedet hatten, machte ich mich fürs Universe fertig. Dabei ließ ich wie immer meine Musik laut laufen. Ich bin heilfroh, dass es den Leuten, die ebenfalls im Haus ihre eigenen Wohnungen hatten, sich nie beschweren. Sonst würde ich hier eingehen.
Ich zog mir eine Netzstrumpfhose, welche ich auch sehr gerne als Rollbratenhose bezeichne, an. Darüber zog ich mir noch meine Lieblingsjeans an, die mehr als ein Loch hatte, sodass die Strumpfhose gut zur Geltung kam. Als wir ins San Francisco warne, stibitzte ich mir ein Top in meiner Größe mit dem Logo von Breaking Line darauf. Es passte einfach zu meinem heutigen Outfit, was mich nun eher nach einem Rockergirl aussehen ließ. Schnell lief ich ins Badezimmer und schminkte mich so, wie immer. In einer Stunde geht der Auftritt der Jungs los und ich bin mir sicher, dass der Club jetzt schon bis obenhin gefüllt ist und sogar noch immer ein paar Leute draußen stehen.
Wie ich es schon erwartet hatte, standen tatsächlich Leute draußen und hofften noch rein zu dürfen. Ohne auf die Fans zu achten, die mich verärgert anmachten, als ich einfach an ihnen vorbeiging, lief ich durch die Schlange Richtung Eingang.
»Hey Lacey!«
Als ich meinen Namen hörte, drehte ich mich um und blickte in die Menge. Aber ich erkannte keine Person, die meinen Namen hätte rufen können, bis mich jemand von der Seite antippte. Es war eine junge Frau. Sie ist beinahe einen ganzen Kopf größer als ich und ausgesprochen hübsch.
»Du bist doch Lacey, oder?«, fragte sie mich und verschränkte dabei ihre Arme.
»Äh... ja?«
»Cool!«, rief das Mädchen hinter der jungen Frau. Ich nahm an, sie sind gemeinsam hergekommen.
»Könntest du Avan vielleicht dazu bringen uns ein Lied zu widmen?«, fragte die junge Frau, welche mich angetippt hatte.
»Oder, ob wir wenigstens ein Autogramm von ihm bekommen könnten?«, fragte die andere.
Ich schaute die beiden perplex an. Woher kannten die mich bitte auf einmal? Als ich meinen Mund öffnete, um etwas zu entgegen, legte jemand seine Hände auf meine Schultern und drückte mich weiter nach vorne.
»Kommt nach der Show einfach Richtung Bühne. Dann werde ich euch gerne ein Autogramm geben«, hörte ich Avans Stimme hinter mir. Ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht loszulachen, denn der hypnotisierte Blick der beiden Mädchen ist einfach zu witzig.
Der Druck auf meinen Schultern verstärkte sich. Ich ignorierte das warme Gefühl und ging weiter Richtung Eingang. Ohne zu zögern, öffnete der Türsteher uns die schwere Tür. Bevor noch mehr Leute Avan erkennen konnten, Schlümpfen wir in den gefüllten Club.
»Du siehst heiß aus kleine Sängerin.«
Avan stellte sich vor mich und zog seine Sonnenbrille aus.
»Danke?«, es klang wohl eher nach einer Frage.
Ich bekam noch ein sexy Zwinkern geschenkt und dann verschwand Avan auch schon in der Menge.
Kurz bevor die Show losging, kam Mary zu mir. Gemeinsam gingen wir in den Backstagebereich. Eigentlich stehe ich viel lieber mitten im Getümmel und feier dort mit den anderen mit. Aber heute machte ich eine Ausnahme, da Mary gerne in den Backstagebereich wollte und ich möchte sie dort nicht alleine herumstehen lassen. Von dort aus hatten wir einen wunderbaren Blick auf die Bühne und auf die Band. Ich konnte mich nicht zurückhalten und tanzte selbst hier im Backstagebereich im Takt zur Musik und jubelte den Jungs zu. Bis ich hörte, wie sich die Tür zu unserem Bereich öffnete und ein mir unbekanntes Mädchen den Raum betrat. Sie ist vielleicht 2 Jahre älter, als ich und hat wunderschöne lange blonde Haare und grüne Augen, die voller Ausstrahlung funkelten. Ihr kurzes Kleid bedeckte geradeso ihnen Hintern. Es schmiegte sich sanft an ihren Körper und so gleich fühlte ich mich wie ein hässliches Entlein.
»Sorry, aber hier dürfen keine Groupies rein.«, meldete sich Mary zu Wort. Das Mädchen lachte amüsiert auf.
"Toni hat mich reingelassen. Außerdem seid ihr auch Groupies. Ob ihr es zugeben wollt, oder nicht.", sie setzte ein höhnisches grinsen auf. Toni ist der Bodyguard von Breaking Line und er lässt eigentlich nur Leute hier rein, die die Erlaubnis haben.
Schließlich machte ich auch mal meinen Mund auf.
»Wir sind keine Groupies.«, ich verschränkte meine Arme und achtete darauf mein Getränk dabei nicht zu verschütten.
»Macht ihr mit einer der Jungs rum, oder nicht?«, fragte sie weiter.
Mary und ich tauschten kurz einen Blick aus.
»Wusste ich es doch.«
Das Mädchen setzte sich auf eine Box und legte ihre lange Beine übereinander.
»Du musst Lacey sein.«
Woher zur Hölle kennt auch sie meinen Namen und warum verschwindet sie nicht einfach wieder?
»Und du bist?«, fragte ich. Am liebsten hätte ich sich wirklich im hohen Bogen rausgeworfen.
»War ja klar, dass Avan mich mit keinem Wort erwähnt hat. Ich bin Savannah.«
Diesen Namen höre ich tatsächlich zum ersten Mal. Zumindest in Verbindung mit Avan.
"Schätzchen, du bist sowas von am Arsch.«, unterbrach sie meine Gedanken.
Was fiel ihr eigentlich ein, so mir mit zu reden? Mary schien ebenfalls nicht wirklich begeistert sein, sagte aber nichts mehr. Ich seufzte schwer. Wenn diese Savannah schon nicht gehen möchte, kann ich mich wenigstens mit ihr unterhalten. Immerhin könne ich somit mehr über sie erfahren und sie dann vielleicht doch aus dem Bereich schmeißen. Also ging ich auf ihr kleines Spielchen ein.
»Und warum bin ich das?«
»Weil ich es weiß.«
Am liebsten hätte ich meine Augen verdreht, aber ich hielt mich zurück.
»Woher kennst du Avan?«, fragte ich weiter.
Savannah setzte sich aufrecht hin und fixierte mich mit ihren grünen Augen.
»Ich bin mit den Jungs zur Schule gegangen. Sie waren zwei Stufen über mir und damals schon bekannt für ihre Musik und ihre Art.«
Ich versuchte mir Avan in seiner Schulzeit vorzustellen. Wenn sie damals schon wegen ihrer Musik einigermaßen bekannt waren, ist es klar, dass sie in ihren jungen Jahren so viel Erfolg haben.
»Aber ich bin nicht hier, um mit euch über die Jungs im Allgemeinen zu reden. Ich bin hier um mit dir über Avan zu reden.«
Automatisch zog ich meine Augenbrauen in die Höhe.
»Wieso möchtest du mit mir über Avan reden?«
»Weil ich vieles über dich und ihn weiß und ich möchte dich warnen. Bevor du fragst, nein ich bin nicht Avans Ex. Nicht ganz.«, ich wollte etwas sagen, aber da hob sie auch schon ihre Hand, um weiter zu reden. »Ich habe gesehen, wie du ihn anschaust und wie du mit ihm umgehst. Nein ich bin keine Stalkerin. Ich habe nur mitbekommen, dass Breaking Line hier spielen wird und weil ich die Jungs wiedersehen wollte, bin ich hergekommen. Die Band ist berühmt Lacey. Und über die Band wird sehr viel in der Presse geschrieben und somit auch über dich und Mary. Insider sagen, dass du ziemlich auf Avan abfährst. Sie haben recht. Du siehst aus, wie ein liebeskrankes Etwas und bevor es zu schlimm wird, möchte ich dich davon abhalten.«
»Okay, Savannah. Ich habe keine Ahnung wer du bist und was du von mir willst. Also entweder redest du nicht mehr um den heißen Brei herum oder du verlässt diesen Bus.«
Langsam wurde ich ungeduldig.
»Er wird dir nie gehören. Natürlich kennst du mich nicht, aber ich möchte dich einfach vorwarnen.«
Sie seufzte theatralisch und ich kam mir vor, wie in einem schlechten Film.
»Avan würde sich nie auf eine Beziehung einlassen. Ich war Jahre lang in ihn verliebt und am Ende hat es mich fast zerstört. Glaub mir, ich kenne Avan weitaus besser, als du. Wir haben versucht eine Beziehung zu führen. Vier Tage später ist es gescheitert, weil Avan schon mit einer anderen rumgemacht hat. Er ist nur jemand, den man für ein paar Stunden genießen kann und dann ist schon eine andere viel interessanter. Fortan waren wir nur noch Freunde mit gewissen Vorzügen. Das solltest du auch mal testen. Es ist großartig! Mir hat es nach einer Zeit nicht mehr so viel ausgemacht, dass ich ihn nicht haben kann. Aber du scheinst noch immer sehr naiv zu sein.«
Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Wie kann sie es wagen so über mich zu reden, wenn sie mich nicht kennt?
»Wie gesagt. Ich möchte dich nur warnen. Er wird nie mehr als ein Freund sein. Avan ist nicht für die Liebe geschaffen und ich weiß, dass du das auch weißt. Er wird dich nur zu einem schlechten Menschen machen. Leute wie Avan haben keinen guten Einfluss auf Leute, wie dich. Und niemand kann ihn ändern. Nicht einmal du.«
Leute, wie ich. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte ihr sowas von meine Meinung gegeigt. Aber da flog auch schon die Tür auf und lautes Gelächter von Adrian und Marek drang in den Raum. Nur bedingt nahm ich wahr, wie der Rest der Band ebenfalls zu uns stieß. Ich war zu sehr auf Savannah fixiert, die mich nur mit einer falschen Freundlichkeit anlächelte. Ich versuchte nicht darüber nach zudenken, dass sie vielleicht die Wahrheit sagt. Aber ein riesengroßer Teil von mir glaubte ihr. Und ein noch größerer Teil hasste sie dafür. Erst, als Avan den Raum betragt, löste ich meinen Blick von ihr. Als wüsste er, was passiert ist, schaute er erst Savannah, dann mich und dann wieder Savannah an.
»Ich brauche Whisky!« Das war das einzige, was der dazu sagte.
Den könnte ich allerdings auch gebrauchen. Selbst, wenn ich wusste, dass ich nicht so viel Wert auf die Worte von Savannah legen sollte, tat ich es. Ohne etwas zu sagen, erhob ich mich und verließ den Club.

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Juhu! Endlich wieder einmal ein etwas längers Kapitel! Ich hoffe sehr, dass es euch gefällt und würde mich tierisch über Kommentare und Votes freuen.

Was haltet ihr von Savannah? Kann man ihren Worten Glauben schenken?

Liebe Grüße,

Melina

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 29, 2017 ⏰

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