Ich fühlte mich wie im Campingurlaub. Wir standen mit unserem riesengroßen Bus auf einem Stellplatz mit gefühlt hundert anderen Leuten, die ihr Wohnmobil, Wohnwagen oder Zelt platziert und aufgestellt hatten. Sobald man irgendwo hingeht, wurde man freundlich begrüßt und neugierig gemustert. Dazu roch es noch nach Grill und verkohltem Fleisch. Ich lächelte zufrieden und dachte an Wes. Meinem Bruder würde es hier sicherlich gefallen. Er würde sich sicherlich mit einem Bier in der Hand zu den Jungs gesellen und mit ihnen über unnötiges Zeugs diskutieren, während immer mehr Leute dazukommen, die wir zuvor noch nie gesehen haben.
»Du driftest öfters mal in eine andere Welt ab, was?«
Avan stand hinter mir, während ich meine nassen Klamotten bei unseren Nachbarn mit auf die Wäscheleine legen durfte. Mir war es schon etwas peinlich zu fragen, aber die beiden Leute, die dort standen, waren unglaublich freundlich und boten an, dass auch der Rest ihre Sachen aufhängen könnten.
»Nein. Ich habe nur gerade daran gedacht, was passieren würde, wenn Wes auch hier wäre.«
»Hmm. Das ist einfach. Er würde mich die ganze Zeit umbringen wollen, sobald ich dir auch nur einen Schritt näher komme.«
Ich lachte. Da lag er vielleicht gar nicht mal so falsch. Auch wenn mein Bruder gut mit Avan befreundet ist, geht das Wohl seiner Schwester vor. Besonders jetzt, wo Avan seine Hände auf meine Taille legte und mir dabei zusah, wie ich meine Sachen aufhängen. Wes würde sicherlich dazwischen gehen oder Avan auffordern seine Finger von mir zu lassen.
»Du könntest mir vielleicht dabei helfen die Sachen aufzuhängen, anstatt hier doof rumzustehen, Avan Miles!«, beschwerte ich mich bei ihm.
»Ich finde, du machst deine Sache super, Lacey Hamilton.«
Ich stieß ihm leicht mit meinem Ellenbogen in seine Rippenpartie.
»Ihr seid wirklich ein süßes Paar.«, sagte die Frau, dessen Wäscheleine ich gerade in Anspruch nahm.
»Oh, ähm, danke, aber wir sind kein Paar.«, stotterte ich und räusperte mich, bevor ich weitersprach.
»Wir sind nur Freunde.«Mary und ich saßen auf dem Dach des Busses. Es war meine Idee gewesen da hoch zu klettern, um für unseren Blog ein Bild mit einem Buch in der Hand zu machen. Hier oben hatte man einen wunderschönen Blick aufs Meer und somit auf den Sonnenuntergang.
Nachdem wir die Bilder gemachte haben, wollte ich noch etwas hier oben bleiben und somit setzte ich mich an den Rand und ließ meine Beine in der Luft baumeln, während Mary im Schneidersitz saß und ihre Beine am Boden behielt.
»Also das 'wir sind nur Freunde' von dir hörte sich nicht sehr überzeugend an.«, sie schaute mich von der Seite an und konnte heilfroh sein, dass Avan sich auf den Weg gemacht hatte, einkaufen zu gehen und somit konnte er unser Gespräch nicht hören.
»Du weißt, wie ich zu diesem Thema stehe.«, ich schaute sie ebenfalls an. In der kurzen Zeit haben wir gemerkt, dass Mary und ich enorm viel gemeinsam haben, was ich nie gedacht hätte. Aber es ist immer wieder sehr lustig, wenn wir schrieben oder uns trafen.
»Ja, aber es ist okay, dass du in ihn verliebt bist. Es wundert mich ehrlich gesagt, dass es Avan noch nicht aufgefallen ist. Manchmal ist es nämlich sehr offensichtlich.«
Ich stöhnte genervt. Genau das wollte ich vermeiden. Ich wollte nicht, dass mir ansieht, wie verzweifelt ich eigentlich bin. Und normalerweise bin ich sehr talentiert darin, meine Gefühle zu verbergen. So ist es auch, wenn ich innerlich zusammenbrechen, weinen und schreien könnte. Ich setze ein Lächeln auf und gaukel jedem vor, dass es mir gut geht und ich glücklich bin. Aber das kommt nicht oft vor, außer es passiert etwas wirklich Schlimmes. Denn sonst kann mich nicht so viel runterziehen. Ich bin einfach zu gern Glücklich. Aber, dass ich es nicht schaffe, meine Gefühle gegenüber Avan zu unterdrücken, ärgerte mich.
»Lace. Du musst es ihm sagen.«
»Spinnst du?!«, meine Stimme sprang mindestens zwei Oktaven höher und wahrscheinlich hörte ich mich wie ein quietsche Spielzeug von einem Hund an.
»Nicht, dass ich wüsste. Aber ganz ehrlich. Es macht dich doch eh nur fertig. Und was hast du schon zu verlieren? Immerhin kann es nicht schlimmer werden, als jetzt. Schlimmstenfalls sagt er dir, dass ihr besser nur Freunde sein solltet.«
»Das ist es ja. Er hat mir das schon so oft gesagt.«
»Ja, aber er scheint einfach nicht zu raffen, was du für ihn empfindest. Manche Gefühle sind einfach stärker, als andere. Ich glaube an die richtige Liebe und ich glaube daran, dass du eine Person findest, die dich genauso zurückblieben wird. Ob es Avan ist, kannst du nur herausfinden, wenn du ehrlich zu ihm bist. Danach wird es dir sicherlich besser gehen.«
Ich musterte Mary kurz. Das habe ich nicht von ihr erwartet. Aber sie hat recht, irgendwie. Jedoch weiß ich auch, dass es bisher immer schief gelaufen ist, wenn ich mich in jemanden verknallt habe. Gott, wie ich es hatte verliebt zu sein und nicht zu wissen, wo ich dran war. Obwohl ich es eigentlich schon wusste. Immerhin sagt Avan nicht umsonst so oft, dass wir Freunde sind. Aber bisher habe ich immer zugestimmt und nichts anderes gesagt. Wie also sollte er wissen, dass ich etwas für ihn empfinde.
»Soll ich einen Eimer Wasser holen, bevor dein Kopf gleich anfängt zu qualmen?«, fragte Mary.
Ich schubste sie um, bevor ich aufstand und über den Bus lief.
»Jetzt komm, bevor ich runter kletter und die Leiter abmontiere, damit du da oben festsitzt.«, gab ich grinsend zurück.
Ich kletterte die Leiter runter und sprang von den letzten vier Stufen ab. Langsam bekam ich Hunger, doch Dean, Avan und Adrian sind anscheinend noch immer unterwegs.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen dann doch die Jungs endlich an und bauten danach den kleinen Grill auf, welchen sie gekauft hatten.
»Haben wir irgendwo einen Eimer?«, fragte Adrian.
»Wofür?«, mischte sich auch Marek mit ein.
»Für den Abfall. Ich habe keine Lust immer wieder hin und her zu latschen, nur um am Ende von diesem Platz den Müll zu entsorgen und der Mülleimer im Bus ist viel zu klein.«
»Ich schaue mal in der Garage nach.«, schlug ich vor und schnappte mir den Schlüssel vom Bus. Ich schloss die besagte Garage auf und starrte auf einem großen weißen Karton.
»Ähm Jungs...?«, ich presste meine Lippen aufeinander, um nicht gleich loszulachen.
Ich zeigte auf den Karton, wo ein großer Grill drauf abgebildet war und wartete, bis alle um der Garage standen und auf den Grill starrten.
»Ernsthaft? Ich dachte, ihr hättet nach einem Grill gesucht!«, sagte Mary, die sich ihr Lachen nicht verkneift.
Marek fuhr sich durch sein Haar und zuckte mit den Schultern.
»Die Garage haben wir anscheinend vergessen.«
Während wir grillten, holten die Dean und Adrian zwei große Musikboxen aus dem Bus und drehten die Musik auf. Ich hatte damit überhaupt keine Probleme, jedoch machte ich mir ein bisschen Sorgen darüber, was der Rest auf dem Platz davon halten wird, wenn wir bis spät in die Nacht Musik hören und draußen sitzen. Immerhin sind wir auf keinem Festival. Denn dort ist es normal, dass von allen Seiten 24 Stunden lang Musik gehört wird. Aber bis jetzt hat sich noch keiner beschwert. Nachdem wir unsere Nachbarn noch zum Essen eingeladen hatten, räumten wir den großen Tisch auf, um danach ich weiß nicht wie viele Flaschen Alkohol aufzutischen. Ich weiß nicht, wer auf die grandiose Idee gekommen war, jetzt Picolo zu spielen, aber sonderlich viel hielt ich nicht davon. Vor allem aber, weil Avans Whisky auf dem Tisch stand. Und Picolo mit Whisky zu spielen ist schon sehr gewagt, aber mit einem Irish Whsiky, der 12 Jahre alt ist, ist es einfach nur dämlich. Eigentlich spiele ich das Spiel nur mit Bier oder, wenn es sein muss mit einem Likör. Aber niemals mit Schnaps, Whisky und Wodka. Jedoch wollte ich auch nicht die Blöde sein, die sich weigert mitzuspielen, weshalb ich mich einem tiefen Seufzer neben Avan auf die Bank setzte. Die Musik wurde etwas leiser gestellt, damit wir uns ohne Probleme verstehen konnten. Adrian legte sein Handy in die Mitte des Tisches und trug alle Namen ein.
»Okay. Neues Thema und 4 Schlucke für den Verlierer. 'Filmbösewichte', Avan beginnt.«, las Adrian vor und schaute Avan an. Dieser brauchte nicht lange, um zu überlegen und sagte direkt: »Joker.«
Innerlich ärgerte ich mich, da ich eigentlich Joker nehmen wollte. Nach Avan war ich an der Reihe und überlegte kurz.
»Davy Jones!«
Wir schafften fünf Runden, bis Dean keinen mehr wusste und somit musste er als erster vier Schlucke trinken.
»Lace.«, fing Adrian an und kassierte sofort ein genervtes »Oh nein!«, von mir, bevor er weiter vorlas.»Stell bei Facebook einen bekloppten Satz rein, der folgende Wörter beinhaltet: 'fehlen', 'Stoff', 'zivile Partnerschaft' und 'Adrian', und schreibe am Ende #picoloapp. Oder trink dein Glas aus.«
Ohne zu zögern, holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche. Ich hatte wenig Interesse daran mein ganzes Glas voller Whisky auf einmal zu leeren. Schnell loggte ich mich bei Facebook ein und schrieb meinen Text, welchen ich laut vorlas, nachdem ich ihn gepostet habe.
»Also ich habe geschrieben: 'Durch den fehlenden Stoff blieb mir keine andere Wahl, als auf eine zivile Partnerschaft mit Adrian einzugehen.'«
Die anderen lachten vereinzelnd und ich steckte mein Handy wieder weg.
Irgendwann im Laufe des Spiels durften alle keine Frage von Adrian beantworten, doch die Konzentration aller war jetzt schon eher mangelhaft, weshalb ich irgendwann aus Versehen seine Frage beantwortete.
Als wir das Spiel schon zum vierten Mal neu spielten, ist die Bank auf der Avan und ich saßen schon zwei Mal umgekippt und jedes Mal bin ich unsanft nach hinten geflogen. Zudem hatte Mary nur noch ein Schuh an. Der zweite lag derweil auf dem Dach des Busses. Dean war derweil total betrunken und nur noch Mary und ich waren noch einigermaßen nüchtern, was aber auch nur daran lag, dass wir hin und wieder Wasser tranken. Mich interessierte es überhaupt nicht, dass die anderen und Langweiler nannten, denn immerhin werden wir am nächsten Tag keinen Kater haben. Um kurz nach drei entschied ich mich dazu, schlafen zu gehen. Die anderen folgten mir eine Stunde später, da es plötzlich anfing zu regnen.
Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass Avan wieder das Zimmer mit dem großen Bett nimmt, aber anscheinend hat er es an Mary und Marek weitergegeben, denn Avan kletterte etwas ungeschickt in die Schlafkoje, die sich über meiner befand. Mein Kopf brummte ein wenig, aber ich fiel dennoch schnell in einen tiefen Schlaf.-
Hallo ihr Lieben,
hier ein eher unspektakuläres Kapitel, aber die nächsten werden wieder etwas spannender. Versprochen!
Ich wünsche euch einen schönen Tag!
Alles Liebe, Melina
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Breaking Line - It's Not The End
Teen Fiction»Warum tust du mir das an?« »Weil ich dich brauche.« Verlieb dich nie in einen Rockstar! Das hätte sich Lacey Hamilton fest in den Kopf setzen sollen, doch als sie den attraktiven Rockstar das erste Mal auf der Bühne stehen sieht, zieht er sie in de...