Kapitel 13

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Für heute nehme ich mir vor, Avan zu erzählen, was mir an ihm liegt. Gestern hat es nicht ganz geklappt, da alle wirklich sehr verkatert waren und einen Auftritt hatten. Da wollte ich ihn nicht noch eine Schippe draufsetzen. Dann wäre der Auftritt von Breaking Line wahrscheinlich nicht so gut gelaufen. Erst gestern wurde mir noch mal gezeigt, wie bekannt und beliebt die Band eigentlich ist. Überall standen Bodyguards, Fotografen und Unmengen von Fans, die die ganze Zeit den Namen der Band rief. Es war... unglaublich. Selbst ich bekam bei diesem Anblick eine Gänsehaut und selbst jetzt, wo ich mich daran erinner. Was ich weniger schon fand war, als wir aus dem verdunkelten Wagen gestiegen sind und uns durch die Menge quetschen mussten. Zum Glück hatte ich Mary an meiner Seite. Somit fühlte ich mich nämlich nicht wie das fünfte Rad am Wagen, das da nur blöd herum steht, während Avan, Marek, Dean und Adrian Fotos mit den Fans machen, Autogramme verteilen und für die Kamera der Paparazzi posten. Peinlich wurde es erst, als Avan seinen Arm um mich legte und mich an seine Seite zog. Gefühlt tausend Frauen unterschiedlichen Alters durchbohrten mich mit Killer-Blicken und das Blitzlicht Gewitter blendete mich wie verrückt. In diesem Moment bereute ich einfach alles. Ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen! Am liebsten wäre ich weggelaufen und hätte mich in die hinterste Ecke verkrochen. Aber das gehört zur Band und zu Avan dazu. Er ist eine Person des öffentlichen Lebens. Er ist berühmt und total beliebt. Kein Wunder, dass man dann im Mittelpunkt steht. Aber für mich ist das gar nichts.

Vielleicht werde ich ihm erst, wenn wir wieder zu Hause sind, was ich empfinde. Oder einfach gar nicht. Ich stand im Bus und lehnte mich gegen den Tresen, während ich meinen Kaffee trank und komplett in meinen Gedanken versunken war. Ich frage mich tatsächlich, wie ich das am besten anstellen sollte. Denn einfach zu ihm zu gehen und zu sagen 'Hey Avan. Ich empfinde mehr als Freundschaft für dich', wäre nicht nur sehr dumm, sondern auch sehr leichtsinnig. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich es sonst sagen soll.

Heute werden wir leider auch schon wieder nach Hause fliegen müssen. Der Besitzer des Unsiverse, hat Marek angerufen und darum gebeten übermorgen bei ihm aufzutreten. Eigentlich hat er geplant eine andere Band spielen zu lassen, jedoch liegen zwei der Mitglieder mit pfeifferschen Drüsenfieber im Bett und somit musste die Band absagen. Da der Besitzer, jedoch eine Band groß angekündigt hatte, wollte er keinen schlechten Ruf erlangen. Die Jungs wollten ihn natürlich nicht enttäuschen und sagten die kommenden Termine in San Francisco ab. Natürlich macht es mich ein bisschen traurig, dass wir nachher schon wieder im Flieger sitzen werden, aber ich kann es nachvollziehen.

In der Ferne hörte ich mein Handy klingeln und wurde dadurch zurück in die Realität geholt. Auf meinem Display stand der Name meiner besten Freundin und mit einem Lächeln ging ich ran.
»Hi!«, sagte ich sofort und ging nach draußen.
»Warum kommt ihr heute schon zurück?«, fragte sie gleich. Ich hatte ihr eine Nachricht hinterlassen, nachdem nur die Mailbox ran ging, als ich sie anrief.
»Die Band spielt übermorgen spontan im Unsiverse. Deswegen kommen wir alle schon heute Nacht oder besser morgen früh wieder.«
»Das ist super! Dann habe ich dich endlich wieder. Ach Mann, ich vermisse dich so!«
»Ich vermisse dich auch Meg.«
»Lace... nimm es mir nicht übel, aber ich muss auflegen. Ich habe gerade das Klassenzimmer verlassen, um dich zurückzurufen.«
»Oh! Ich habe die Zeitverschiebung total vergessen. Tut mir leid! Ähm... viel Spaß noch in der Schule.«
»Spaß. Das ich nicht lache. Aber danke.«
Mit diesen Worten legte sie auf. Ich glaube, das war das kürzeste Gespräch aller Zeiten. Normalerweise telefonieren wir nämlich stundenlang, aber da sie in der Schule ist, hat sie keine andere Wahl.
Dean lief völlig genervt und vollbepackt an mir vorbei in den Bus und ich musste auf die Seite springen, damit er nicht in mich rein lief.
»Sorry.«, murmelte er nur.
Noch ein Nachteil, dass wir heute schon wieder fliegen. Wir müssen alles schneller zusammenräumen, als geplant. Aber gemeinsam haben wir das schnell erledigt.
»Hey. Kleine Sängerin.«, ich drehte meinen Kopf zu Avan, um ihn wütend anzufunkeln, jedoch blieb mir mein schlagfertiger Satz in der Kehle stecken, als ich sah, dass Avan oberkörperfrei vor mir stand. Ich könnte nie genug davon bekommen, aber das werde ich nie offen zugeben. Verräterische Blicke meinerseits wanderten über seine breiten Schultern bis zu seinen tätowierten Armen und von dort aus zu seinem trainierten Bauch. Dann wieder zu seinem markanten Kiefer und diesem hinreißenden 5-Tage-Bart. Verdammt!
»Was?«, fragte ich im flüster Ton.
Ich verfluchte mein inneres, welches beinahe hyperventilierte. Es ist nicht das erste Mal, dass ich ihn oberkörperfrei sehe und trotzdem reagiert mein Körper und Verstand immer gleich. So, als würde er einen Kurzschluss in mir auslösen.
»Ich wollte nochmal zum Strand, kommst du mit?«
Ich nickte kurz. Das konnte meine Chance sein ihm alles zu erklären, aber die Zweifel behielten die Oberhand. Ich benehme mich wiedereinmal total Kindisch! Ich sollte mir jetzt keinen Kopf darüber machen, was ich fühle und was nicht. Ich sollte einfach nur die letzten Stunden hier genießen und ausnutzen.  Also ging ich Avan schnell hinterher. Er hat mir schon den Rücken zu gewandt und sich auf den Weg zum Strand gemacht. Schnell nahm ich Anlauf und sprang ohne Vorwarnung einfach auf seinen Rücken. Entweder hatte er damit gerechnet oder er ist einfach nicht umzuhauen. Sofort hielt er meine Schenkel fest, damit ich nicht wieder runter rutsche. Er kam nicht mal ins Schwanken, also muss er wohl damit gerechnet haben. Wir erreichten den Strand und selbst da schien es ihm nichts ausmachen, dass ich an seinem Rücken hing. Sofort lief er im Joggingtempo aufs Meer zu. Ich konnte mir schon denken, was er vorhatte und ehe ich mich versah, drehte er sich um und ließ sich mit dem Rücken voraus ins Wasser fallen, als wir tief genug drin waren. Lachend tauchte ich auf und wrang mein Oberteil aus.
»Du bist ein Arsch!«
»Fällt dir auch mal eine neue Beschimpfung ein?«, fragte er mich mit einem spielerischen Grinsen.
Ich schlug ihm auf seine Brust. Theatralisch stieß er ein Ächzen aus, legte seine Hand auf die Stelle, an der ich ihn getroffen hatte und ließ sich gespielt schmerzerfüllt ins Wasser fallen. Genervt verdrehte ich meine Augen, musste aber direkt wieder lachen. Manchmal konnte er echt unmöglich sein.

Lange blieben wir nicht am Strand. Einige Sachen mussten noch geklärt werden und ich muss mich jetzt auch noch umziehen. Da wir so kurzfristig keinen Flug mehr bekommen haben, kümmerte sich Avan gestern darum, dass der Privatjet hergebracht wird.
Nachdem ich mir trockene Sachen angezogen habe und mein Koffer fertig gepackt war, half ich Mary dabei den Bus auf Vordermann zu bekommen. So, wie er im Moment aussah, konnten wir ihn nicht abgeben. Überall lagen noch Überbleibsel der letzten Tage herum. Selbst ein zwei Unterhosen fanden wir, aber keiner von uns hatte Interesse daran, diese wegzuräumen. Gegen Nachmittag fuhren wir alle auch schon los und parkten den Bus an der ausgemachten Stelle. Drei Mitarbeiter des Flughafens kamen uns entgegen, um unsere Koffer in den Flieger zu verstauen. Erstaunlicherweise mussten wir nicht sehr lange warten, bis wir den Privatjet betreten durften. Alles war schon vorbereitet und nur noch wir 6 fehlten. Gemeinsam liefen wir über die Anlage, bis wir vor dem Flieger standen, der um einiges größer war, als ich gedacht hätte. Selbst von innen sah er ganz anders aus. Jeder hatte einen gemütlichen Sitzplatz und genügend Raum, um seine Beine auszustrecken. Ich setzte mich auf einen Sitz am Fenster und Avan nahm auf dem gegenüber von mir platz. Rückwärts zu fliegen ist bestimmt eine sehr... interessante Erfahrung.
Mit einem Privatjet zu fliegen ist eindeutig angenehmer, als mit einem normalen Flugzeug. Man hat genügend Platz und jeder kann einen Film schauen, den er möchte und das Essen ist auch viel leckerer. Somit war der Rückflug auch viel angenehmer. Trotzdem kam ich nicht dazu etwas Schlaf zu finden. Erst, als wir landeten und ich bei Avan im Auto saß, kam ich zur Ruhe. Keiner von uns sagte etwas und ich konnte Avan ansehen, dass auch er müde ist. Mein Kopf ruhte auf dem Beifahrersitz, während ich Avan von der Seite aus beobachtete. Irgendwann fielen meine Augen einfach von alleine zu und ich wurde in das Land der Träume gezogen.
Einige Zeit später spürte ich zwei Arme unter meinem Körper und dann schwebte ich in der Luft. Es fühlte sich an, als könnte ich fliegen, nur die beißende Kälte, die mich umgab zerstörte dieses Gefühl. Murrend drehte ich meinen Kopf zu der Wärme, die ich an meiner Körperhälfte ausmachen konnte. Ein wunderbarer Duft, welcher Ähnlichkeiten mit einem Wald und Aftershave hatte, durchströmte mich und somit kralle ich mich in den weichen Stoff, der sich an meiner Wange schmiegte.
»Lace... wo sind deine Schlüssel?«, flüsterte eine sinnliche und zugleich raue Stimme in mein Ohr.
»Handtasche.«, meine Stimme wurde von dem Stoff gedimmt. Mein Kopf arbeitete langsam, doch irgendwann realisierte ich, dass diese Stimme Avan gehörte und dann ich mich wahrscheinlich geradewegs an ihn schmiege. Ups...
Aber ich bin zu müde, um mich jetzt zu bewegen. Außerdem wollte ich mich überhaupt nicht bewegen. Ich wollte nur bei Avan bleiben.
Kurz gerieten wir ins Wanken, doch Avan fand schnell sein Gleichgewicht. Ich hörte, wie eine Tür aufgeschlossen wurde. Wenig später spürte ich eine weiche Matratze unter mir. Ich musste erst gar nicht meine Augen öffnen, um zu wissen, dass ich in meinem Bett lag. Immerhin hat Avan nach meinem Wohnungsschlüssel gefragt. Plötzlich verschwanden seine Arme unter mir und auch die restliche Wärme verschwand. Viel schneller als ich selbst realisieren konnte, griff ich nach seinem Handgelenk.
»Bleib hier.«, murmelte ich in mein Kissen.
Als ich keine Antwort bekam, öffnete ich schließlich doch meine Augen und blickte in sein wunderschönes Gesicht.
»Bitte.«
Avan schloss kurz seine Augen und seufzte. Er wandte seinen Blick komplett ab und befreite sich aus meinen leichten Griff. Enttäuschung machte sich in mir breit und kurz dachte ich, er würde einfach gehen. Doch dann schloss der meine Schlafzimmertür und machte das Licht aus. In der Dunkelheit hörte ich etwas rascheln und spürte, wie sich die Matratze bewegte. Avan legte seinen Arm um mich und zog mich mit einer schnellen Bewegung an seinen Körper. Zögerlich legte ich meine Hand auf seinen Oberarm, welcher um mich geschlungen war.
»Du bist anders, wie die anderen.«, flüsterte Avan in mein Ohr und seine Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. »Und das mag ich an dir.«, er holte tief Luft und ich verstand nicht, was das zu bedeuten hatte.
»Eines Tages bringst du mich noch um Lacey Hamilton.«, er zog mich noch ein kleines Stück an seinen Körper.


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Huhu ihr Lieben,

ich hoffe, euch gefällt Kapitel 13! :) Was sagt ihr zu Avan und seinem Verhalten? Wie immer würde ich mich sehr über euer Feedback freuen.

Alles Liebe, Melina

Breaking Line - It's Not The EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt