Ich redete mir Tag täglich ein, ich würde nichts für ihm zu empfingen. Ich redete mir ein, dass mir der Kuss nichts bedeutet hat. Ich redete mir ein, dass ich lediglich in die Tatsache, dass er ein Rockstar ist verknallt bin. Ich wusste zwar, dass ich mich selbst belog, aber ich nahm mir fest vor, ihn zu vergessen. Koste es, was es wolle. Seinen Namen verbannte ich komplett aus meinem Kopf. Ebenso wie sein Aussehen, seine Stimme... seine unglaublich heiße Art.
Am Montag stürzte ich mich in Hausarbeiten, bereitete mich für Klausuren vor und ging ganz normal zur Uni. Trotz aller Mühe nicht an ihn zu denken, tat ich es doch. Und jedes Mal, als ich mir versuchte einzureden, ich würde etwas Besseres finden machte mich ein Unterbewusstsein darauf aufmerksam, dass ich nichts Besseres wollte.
In der Zeit in der ich mal nicht an ihn, dachte, fiel mir mit Schrecken auf, dass ich meine Freunde und meine Bücher vernachlässigt hatte, seitdem ich mich mit ihm traf und das ging gar nicht! Deswegen verabredete ich mich mit meinen Freunden aus der Uni. Zwischendurch lernten wir alle gemeinsam, während wir im Starbucks einen Kaffee tranken und alles war wieder so, wie früher. Ich hatte Spaß mit meinen Freunden und nach sehr langer Zeit habe ich es wieder geschafft mehr als 100 Seiten in meinem Currenty reading zu lesen. In aller Ruhe bereitete ich mich für mein Referat am Dienstag vor und war mehr als nervös! Ich hasse es vor so vielen Menschen etwas vorzutragen, während mich alle anstarrten. Meg half mir zwar dabei mich zu beruhigen, während ich mich am Dienstagmorgen aus den Weg machte, aber so viel brachte das auch nicht.
»Na ja, selbst wenn es schlecht läuft, ist es auch nicht so dramatisch. Aber du bist gut vorbereitet und niemand steht dir im Weg.«
Das war die einzige Anspielung an Avan. Sonst ließ sie das Thema ebenfalls bleiben. Dafür war ich ihr mehr als dankbar.
Obwohl ich mich wirklich gut vorbereitet habe, verlief mein Referat alles andere als gut. Durch meine Nervosität stammelte ich öfters rum und auf manche Fragen konnte ich nicht antworten, obwohl ich die Antwort kannte.
Mein Bruder meldete sich am Mittwoch und wollte sich spontan mit mir treffen, um in Kino zu gehen. Er wollte unbedingt irgendein Film schauen, der auf ein Computerspiel basiert. Aber seine Freundin hatte da keine Lust drauf und somit fragte er mich. Ich verbringe gerne Zeit mit meinem Bruder, also kam ich mit. Es war die gelungene Ablenkung, auch wenn ich den Film echt schrecklich fand. Als Gegenleistung lud er mich danach zum Essen ein.
»Wie läuft es eigentlich mit der Uni?«, fragte er, während er sich eine Pommes in den Mund schob.
»Ganz gut. Mein Referat ist zwar total in die Hose gegangen, aber das kann ich noch mit einer Hausarbeit retten.«
Wes schaute mich besorgt an und ich fragte mich, wieso das so war. Wegen der Uni konnte es eigentlich nicht sein oder vielleicht hatte er ja doch Angst, dass mir das mit den ganzen Hausarbeiten langsam zu viel wird.
»Lace, ich habe gehört, dass du viel Zeit mit Avan verbringst.«
Aha. Daher wehte also der Wind. Toll ich hatte es gerade geschafft ihn so langsam zu vergessen, aber allein, wenn ich schon seinen Namen höre, kommen die Erinnerungen an Sonntag wieder hoch. Verärgert schüttelte ich den Kopf.
»Wes. Das Thema ist gegessen. Wir sind nur Freunde, wenn man das überhaupt als Freundschaft bezeichnen kann.«
Mein Bruder musterte mich eindringlich und nickte schließlich.
»Okay, gut. Er ist nämlich nicht der richtige Umgang für dich.«
»Ich weiß und du kennst mich. Ich lasse mich nicht auf so jemanden ein.« Log ich gerade ernsthaft meinen Bruder an? Was ist nur mit mir passiert.
»Ja und ich kenne Avan.«
Ich zuckte nur mit den Schultern und wechselte dann wieder das Thema. Ich hatte wirklich keine Interesse daran, die ganze Zeit über diesen Idioten zu reden. Und somit ging ein weiterer, langer Tag zu Ende.Tage wurden zu Wochen und Wochen zu einem Monat. Ein Monat, in dem Avan sich nicht gemeldet hat. Ein Monat, in dem ich mich nicht bei ihm gemeldet habe. Ich harkte es einfach ab und machte einfach weiter. Zumindest versuchte ich es.
Ich ging nicht mehr ins Universe, besuchte kein Festival und ging nur dann in eine Disco, wenn ich wusste, dass Breaking Line einen Auftritt hatte und beschäftigt waren. Nur so konnte ich ihn vergessen. Und doch schaute ich jeden Abend auf mein Handy, las mir die letzten Nachrichten von Avan durch und wartete, bis er online ging, nur um dann offline zu gehen. Was total lächerlich ist! Jeden Abend nahm ich mir fest vor, es nicht mehr zu tun.
Immer wieder spielte ich mit den Gedanken, seine Nummer zu löschen. Doch jedes Mal bemerkte ich, dass ich mich wie ein kleines Kind benahm und nicht wie eine 20-Jährige.
Donnerstag und Freitag ging ich nach meinen Vorlesung in einer Buchhandlung arbeiten, um ein bisschen Geld dazuzuverdienen, damit ich mir die Miete für meine Wohnung leisten konnte. Denn mein Bafög reichte leider nicht komplett aus. Als meine Schicht am Freitag zu Ende war, kaufte ich mir zwei neue Bücher, die ich unbedingt haben wollte. Meg würde mich zwar dafür umbringen und mein Kontostand vielleicht auch, aber das war mir in dieser Sekunde vollkommen egal! Ich brauchte die Bücher einfach. Denn solange ich lese, vergesse ich meine Welt und tauche in eine völlig andere ein. Bin eine andere Person, führe ein anderes Leben und verliere mich in die Geschichten der großen weiten Welt.
Meg unterstützt meine kleine Sucht nur in Maßen. Sie ist immer der Meinung, ich würde viel zu viel lesen und mich dadurch verkriechen. Wir könnten nicht unterschiedlicher sein, aber grade deswegen liebe ich sie so sehr. Sie ist diejenige, die mich auffängt, wenn ich falle und sie ist die, die mich mitschleift, wenn ich stehen bleibe. Tja und ich? Ich bin diejenige, die sie von ihrem Laptop wegzerrt, um nach draußen zugehen und etwas zu erleben. Denn manchmal ist sie der Inbegriff einer Stubenhockerin.
Gedankenverloren verließ ich den Laden, als mein Handy plötzlich klingelte. Ein kleiner Teil in mir, hüpfte aufgeregt und wünschte sich inständig, es wäre Avan.
Doch auf dem Display stand eine unbekannte Nummer.
»Lacey Hamilton?«, meldete ich mich, wie üblich, wenn eine unbekannte Nummer auftauchte.
»Guten Tag Frau Hamilton. Dr. Gier vom North Krankenhaus, am Apparat. Ihr Bruder Wes Hamilton hatte einen Autounfall und...«Von da an war ich wie gelähmt. Ich hörte der Frau am anderen Ende der Leitung zu, verstand aber keines ihrer Worte. Nachdem die Ärztin aufgelegt hatte, machten sich meine Beine selbstständig und rannten los.
Das Krankenhaus war nicht weit von der Buchhandlung entfernt, also kam ich in wenigen Minuten dort an.
In der Anmeldung fragte ich nach der Zimmernummer von meinem Bruder und stürmte die Treppen, bis in den zweiten Stock, hoch. Der Aufzug ist mir einfach zu langsam. Schnell ging ich die ganzen Zimmernummern durch, bis ich Zimmer 141 erreicht hatte. Ohne anzuklopfen, riss ich die Tür auf und entdeckte meinen Bruder auf dem Krankenhausbett.
Er sah einfach nur schrecklich aus! Auf der Stirn war eine genähte Platzwunde und die Hälfte von seinem Gesicht war blau und leicht angeschwollen. Sein rechter Arm war eingegipst.
Ich trat neben dem Häufchen Elend ans Bett.
»Meine Güte Wes, was ist passiert?« Ich hatte meine Stimme noch immer nicht wieder gefunden und ich bemerkte erst dann, dass ich weinte, als Wes mir mit seiner gesunden Hand eine Träne von meiner Wange strich.
»Ich bin wohl ein bisschen zu schnell gefahren.«
»Du bist wohl ein bisschen zu schnell gefahren?!«, wiederholte ich seine Worte. Das konnte doch nicht wahr sein! Am liebsten würde ich ihm noch ein blaues Auge verpassen!
»Hey... tut mir leid kleines. Ich... sei nicht wütend oder besorgt. Mir geht es gut.«
Sein Lächeln sah gequält und müde aus. Ich wollte jetzt nicht mit ihm streiten, obwohl ich ihm am liebsten einen mit dem Stuhl überbraten wollte, der in der Ecke stand.
Ich bleibt so lange bei meinem Bruder, bis eine Schwester rein kam und mich raus schickte. Wes brauchte etwas Ruhe. Das wusste ich, aber trotzdem wollte ich ihn nicht alleine lassen. Erst, als Wes meinte, es sei in Ordnung, bewegte ich mich aus dem Zimmer.
Ich trat in die kalte Herbstluft und holte mein Handy aus der Tasche. Wie von selbst drücken meine Finger auf Avans Nummer und es fing an gleichmäßig zu tuten.
»Hi kleine Sängerin.« Mein Herz zog sich bei dem Klang seiner Stimme krampfhaft zusammen. Gott hatte ich sie vermisst.
»Hi.«, flüsterte ich zurück.
»Geht es dir gut?« Ich hörte die Besorgnis in seiner Stimme.
Ich machte eine lange Pause und schaute in den Himmel, um meine Tränen zu unterdrücken, die erneut versuchten mein Make-up zu zerstören.
»Nein.«
»Wo bist du?« Ich hörte etwas im Hintergrund klirren. Wahrscheinlich Autoschlüssel.
»North Krankenhaus.«
»Bleib wo du bist!«_
Huhu :)
Dieses Kapitel ist diesmal wieder etwas kürzer geworden. Ich hoffe ihr könnte es mir verzeihen :D Wie immer freue ich mich sehr über euer Feedback!
Alles Liebe Melina
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Breaking Line - It's Not The End
Teen Fiction»Warum tust du mir das an?« »Weil ich dich brauche.« Verlieb dich nie in einen Rockstar! Das hätte sich Lacey Hamilton fest in den Kopf setzen sollen, doch als sie den attraktiven Rockstar das erste Mal auf der Bühne stehen sieht, zieht er sie in de...