9) Über den Wolken

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Der Schneeregen, der seit Beginn der Ferien gegen die Fenster schlug, verdunkelte den Himmel und machte jeden Aufenthalt draußen unmöglich. Unser Landhaus, das weiter oben auf einer steilen Küste stand, war jetzt umgeben von weiten Schneewiesen und kalten Felsen. Die Schneelawinen wurden von magischen Barrieren von dem großen Haus ferngehalten und bildeten eine seltsam aussehende Mauer aus hellem, weißem Schnee. Direkt hinter unserem schneebedeckten Garten, fiel der Fels steil hinab und endet im tosenden Meer. Durch gute Beziehung zu beheimateten Muggel gehörte uns ein weites Gebiet der Küste und nur gelegentlich verirrten sich die Menschen hierher. Im Haus war es warm und gemütlich. Die alten, weißen Holzmöbel waren bedeckt mit pastellfarbenen Tüchern und die Mauern waren blau gestrichen. Trotz der Sonnenallergie meiner Mutter leuchtete die Sonne hell durch die Fenster. Vater wusste einen guten Zauber für die Scheiben, die sie abschirmen. Er hatte im Allgemeinen einige nützliche Zauber auf Lager, mit denen er Mutters Leben in vielen Bereichen erleichterte.
Mutter arbeitete als Verlegerin eines Magazins, namens *Im Morgengrauen*, mit dem sie Designernmöbel zu Räumen zusammen stellte und so Kundenwünsche erfüllte. Sie konnte von zuhause aus arbeiten und weil niemand wusste wer hinter ihrem Namen steckte, konnte sie auch niemand wegen des Vampirs in ihr verurteilen.
Vater hingegen war Meeresbiologe und er forschte unten an der Küste. Seine neuste Arbeit handelte von den Engländischen Seedrachen, die sich nur hier, im Schutze eines Zaubers aufhielten. Seine größte Entdeckung waren die Verwendung von kleinen Meeresschnecken gegen Drachenfeuerverbrennung, welche ihm eine ansehnliche Menge an Gold einbrachte.

Gelangweilt ging ich in meinem großen Zimmer auf und ab. Noch nie war mir so langweilig in den Ferien gewesen, denn meistens war ich draußen mit Vater oder drinnen mit unserem Hund Jackson. Jackson war ein magischer Hund, weshalb wir ihn auch behalten durften, denn eigentlich sollte man in der Nähe eines Vampiren keine geliebten Tiere halten.
Doch Vater saß in seinem Büro und arbeitet an einer Abhandlung und Mutter reiste wieder einmal nach Sibirien, um am alljährlichen Ausschuss der Kommission teilzunehmen.
Ich war am vereisten Fenster angekommen und presste meine Nase ans Fenster. Weit entfernt konnte man Lichter von dem Muggeldorf erkennen und ich überlegte mir, wie lange ich wohl bis dahin brauchen würde. Ich könnte einen kleinen Ausflug zur Hagebuttenallee, ein Zaubererviertel, machen, ich müsste nur das Flohnetzwerk benutzen, doch ich verwarf den Gedanken sofort wieder. Da unten, in einem schönen, griechischen Haus, wohnte Blaise zusammen mit Mrs Zabini. Seit unserem 'Zusammentreffen' bei Slughorns Party, hatte ich kein Wort mehr mit ihm wechseln können. Ich war mit dem Fahrenden Ritter, am Morgen, abgereist und mir war dabei keine Zeit mehr zum Reden geblieben. Außerdem war es mir peinlich, es würde ja fast so aussehen, als ob ich ihm nachrennen würde.
Also hiefte ich mich auf meine Coach und zog ein Buch zu mir heran. Trotz Weihnachten hatten es die Professoren nicht lassen können, uns Unmengen an Arbeit aufzugeben.
Plötzlich war ein leises Klappern und ein schriller Schrei zu hören. Erschrocken eilte ich zurück zum Fenster und riss es nach oben auf. Eine winzige Schleiereule hockte mit einem Brief im Schnabel am Fenster und zitterte mitleiderregend am ganzen, kleinen Körper. Vorsichtig holte ich sie ins Zimmer und setzte sie auf meinem Schreibtisch ab, wo ich sie mit einem kleinen, bunten Deckchen und einem Eulenkeks versorgte und ihr den Brief abnahm. Er war in schräger Schreibschrift an mich adressiert.
Interesssiert öffnete ich ihn und begann zu lesen:

Liebe Alira,
du hattest wohl keine Zeit mehr dich bei mir zu verabschieden, deshalb eule ich dir jetzt. Ich schätze wir müssen reden. Komm doch zu mir, verstecken bringt nichts, ich kann sogar von hier aus, Licht in eurem Haus brennen sehen!
Blaise

Mit klopfendem Herzen schmiss ich den Brief, wie eine Bombe in die Ecke, wo er unschuldig liegen blieb. Er erwartete doch nicht ernsthaft über so etwas zu reden? Es war einmalig und blieb auch so! Aber dann blickte ich zum Fenster und wurde rot bei dem Gedanken, er würde jetzt im Moment zu mir hinaufblicken.
„Morgen, 4 Uhr nachmittags. Café Hagebutte.", kritzelte ich auf ein Stück Pergament und gab es meiner riesigen Schneeeule. Sie würde die arme Eule auf meinem Schreibtisch ersetzten. Wie ein Vampir schwang sie sich hinaus in die Nacht und verschwand im Schneegestöber.
Wie jedes Mal überkam mich eine Sehnsucht beim Gedanken ans Fliegen. Alle Vollblutvampire konnten ohne Hilfsmittel fliegen, nur ich schaffte es einfach nicht! Ich hatte etliche Sommer damit verbracht zu fliegen, aber ich wollte einfach nicht höher als drei Meter fliegen. Jedes Mal fiel ich wieder unsanft auf den harten Fels und knackste mir dabei die Rippen an.

Alira Selwyn I - A Harry Potter Story [Finished]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt