Wieder Schreie. Ein lautes Krachen. Staub rieselte von der Decke.
Im Rennen zog ich meinen Zauberstab, wie ein Schwert aus dem Umhang und hastete jetzt - fast schon durch die Gänge fliegend - in Richtung Astronometrieturm. Auf dem Weg begegneten mir verängstigte oder erstarrte Schülergruppen, die nun ebenfalls mitbekommen hatten, dass etwas nicht stimmte. Einige schlossen sich mir an und liefen eilig zum Geschehen um zu helfen.
Vor mir in dem Gang schossen Flüche gegen die Decke und prallten an den Wände ab. Mit einem schlampigen Verteidigungszauber und viel Glück schlitterte ich an ihnen vorbei in den überfüllten und zerstörten Flur. Überall standen Gestalten die sich unablässig duellierten.
Unfähig herauszusehen was vor sich ging drückte ich mich vorsichtig gegen die Wand. Ein großer, grobschlächtiger Mann stand an der gegenüberliegenden Seite und feuerte Todesflüche kreuz und quer durch die Halle und um die drei Leute versuchten ihn zu bekämpfen. Mit aufkeimender Angst im Herzen erkannte ich sein Gesicht. Es war ein Todesser aus der Zeitung, da gab es keinen Zweifel.
Zwar immer noch bar jeder Ahnung um das Geschehen, konnte ich mir denken, dass wohl Todesser in das Schloss eingebrochen waren. Die Erwachsenen mussten dann Mitglieder des Orden des Phönixes sein, ein Aufstand gegen den Dunklen Lord.
Doch ehe ich meinen Stab heben konnte, packte mich jemand fest am Arm und zog mich hinter eine Rüstung. „Alira! Alira, wir müssen sofort hier weg!“, rief Blaise. Sein Gesicht war aschfahl und ich wusste, dass es keine andere Option gab. Er musste irgendetwas wissen, was mir noch nicht zu Ohren gekommen war.
Wie in Trance hasteten wir wieder zurück durch das Schloss, vorbei an den Schülergruppen, die in Schlafanzügen da standen und verwirrt umher blickten. Ich ließ mich ziehen, wich automatisch herabfallenden Steinen aus und hechtete endlich hinaus in die frische Nachtluft. Auf dem Rasen erschienen in unregelmäßigen Abständen, immer wieder kleine Lichtblitze, die von oben herunterschienen.
Ohne ein Anzeichen der Angst zog mich Blaise hastig in Richtung Schlosstor. Vorbei an Hagrids Hütte, vorbei am verbotenen Wald, vorbei am schmiedeeisernen Schlosstor.
Kaum das ich über die Schwelle gestolpert war, zog Blaise mich zu sich heran, packte fest meinen Arm und disapparierte ins Nichts.Das Schloss Hogwarts mit all seinen Türmen und Mauerns verschwamm vor meinem Auge, wie als hätte jemand einen Stein ins das glatte Wasser geschmissen. Ich wurde wie durch einen langen Schlauch gepresst, in eine surreale Welt voller Farben und verzogenen Bildern, das einzige wirkliche war Blaise fester Griff um meinen Arm.
Dann verfestigte sich meine Sicht wieder und eine kalte Meeresbrise wehte mir um die Schultern und bauschte meinen Umhang auf. Blaise hatte immer noch meinen Arm gepackt und wagte es wohl nicht ihn loszulassen.
„Wo sind wir?“, fragte ich verwirrt und schaute mich um. Es war nichts außer eine lange leere Bucht mit einem Sandstrand zu sehen. In der Ferne glitzerte das Abbild eines hohen Berges im türkisblauen Wassers.
„Griechenland“, sagte Blaise und ich wirbelte zu ihm herum, Schrecken im Gesicht. „Griechenland!?“, wiederholte ich fassungslos, „du kannst so weit Seit-an-Seit apparieren??“
Blaise nickte nur abwesend und drehte sich immer wieder in alle Richtungen. Als er sichergestellt hatte, dass wir alleine waren, errichtete er etliche Schutzzauber um die Stelle an der sie gelandet waren.
Endlich gesellte er sich zu mir auf den Boden, wo ich mich inzwischen gekauert hatte, die Arme um die Beine geschlungen. Er legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich näher zu sich heran. „Was ist nur los gewesen in Schloss?“, fragte ich, froh über seine Wärme. Er runzelte die Stirn und zögerte bevor er antwortete: „Die Todesser sind in die Schule eingedrungen... Sie - haben jemanden ermordet und ab da bin ich abgehauen“
Fassungslos starrte ich ihn an und Angst keimte in mir auf. „Wen? Wer ist gestorben?“
„Dumbledore, Alira. Albus Dumbledore wurde ermordet“ Seine Stimme hatte einen verbitterten Unterton und er starrte wütend auf die Wellen.
Angst, Hoffungslosigkeit und Wut brodelte in mir hoch und ich sprang auf. „Wie können sie nur-? Wie haben sie es überhaupt-? .... WER?!?“, schrie ich aufgebracht und Tränen strömten über meine Wangen.
„Ich weiß es nicht! Alira, beruhige dich!“, rief Blaise und versuchte mich wieder zu Boden zu drücken, aber ich wehrte mich. „Aber Dumbledore war der einzige, der etwas gegen IHN getan hat! Der mächtig genug war!“
„Ich weiß!“, rief Blaise jetzt aufgebracht, „deswegen haben wir auch ein verdammtes Problem!“
„Was?“, fragte ich und hielt vor lauter Rage über die Todesser inne, „wir? Inwiefern?“
Froh das ich endlich zuhörte, erklärte er hastig: „Jetzt da Dumbledore ... nicht mehr ist - haben die Todesser freie Bahn auf die Schule. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie das Ministerium eingenommen haben und dann ist Hogwarts ein leichtes. Und jetzt kommt unser Problem. Der dunkle Lord hasst Halblüter, wie du einer bist. In seinen Augen bist du Dreck... Müll. Er würde dich irgendwie loswerden wollen!“
Ich blinzelte kurz über seine direkten Worte, verstand aber sofort. „Verstehe... aber wo ist dein Problem?“
„Naja, Dumbledore hat meiner Mutter Schutz geboten. Der dunkle Lord wollte sie in seinen Reihen, aber sie hat sich geweigert - eine ihrer besten Entscheidungen. ER wollte sich damit nicht zufriedenstellen lassen und verfolgte sie. Meine Mutter fand bei Dumbledore Schutz und wir konnten lange ungestört leben. Doch jetzt ist er verfallen und da ich mich ebenfalls weigerte Todesser zu werden, bin ich ihn riesiger Gefahr. Ich musste flüchten“
Ich starrte ihn mit offenem Mund an. „Du hast sich geweigert?!“
Blaise nickte langsam und wich meinem Blick aus. „Ich wollte... ich wollte es eine lange Zeit über, aber als mein Vater starb... naja er starb durch IHN, es schien mir dann plötzlich nicht mehr so rosig zu sein“
Unverkennbar stolz schloss ich ihn in die Arme. Er schien es offensichtlich für eine feige Tat zu halten, aber ich war mehr als nur froh, dass er diese Entscheidung getroffen hatte.
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Alira Selwyn I - A Harry Potter Story [Finished]
FanfictionStell dir vor dein Leben besteht daraus, auf einem Internat zu leben, auf dem dich so gut wie keiner mag. Stell dir vor, dass selbst deine Herkunft deine Zukunft vorher bestimmt. Und diese sieht nicht rosig aus. Alira Selwyn kommt aus einer reinblü...