14) Der Adler und sein Tod

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Eisige Kälte strömte durch meinen Körper und der Zauberstab in meiner Hand zitterte. Der Felsen hinter dem ich mich versteckt hatte, stand nah an einem steinernen Abhang unter dem ein träger Fluss ins Meer mündete. Gerade als ich von der Arbeit nach Mitternacht heimgehen wollte, hörte ich das gefürchtete „Plop“, wenn jemand apparierte. Und mein schlimmer Verdacht hatte sich bestätigt, als jemand einen Todesfluch auf mich abgeschossen hatte.
„Sie muss sich hier in der Nähe verkrochen haben!“, hörte ich eine raue Stimme brüllen und Angst überwältigte mich in dunklen Wogen. Dann eine zweite, weibliche: „Sie ist dahinter!“ Schritte. Donner.
Panisch blickte ich umher und stellte fest, dass ich mir besser einen anderen Ort aussuchen sollte, als kurz vor dem Abgrund. Also blieb nur das Duell mit zwei verdammt starken Todessern.
„Sie kann fliegen, Dad!“, rief die weibliche Stimme und ich kniff die Augen zusammen. Ja, das war richtig, ich hatte es letzte Woche... Verdammt! Ich hatte es getan und dadurch fanden sie heraus, dass eine Minderjährige zauberte. Rückschluss: ich war das.
„Das wird sie auch nicht retten“, meinte die andere und lachte dreckig, „die kleine Schlampe solls nur versuchen“
„An deiner Stelle würde ich die Beleidigungen sein lassen“ Todesmutig sprang ich auf den Felsen und richtete mich auf. Blitze zuckten wie Schlangen durch den regnerischen Himmel und erleuchteten die Szenerie unheimlich. Die jüngere Alira hätte mir zu diesem dramatischen Auftritt sicher gratuliert, aber jetzt war mir die Szene völlig egal.
„Wen haben wir denn da?“ Der große blonde Mann trat vor und seine muskelbepackten Arme zeichneten sich beängstigend ab. Seine Tochter stand einfach nur neben ihm und blickte in kalten grauen Augen zu mir hinauf. „Alira Selwyn“, murmelte sie und ihre Stimme drang unheimlich klar durch den Donner.
„Vollkommen richtig“, sagte ich mit unterdrückter Wut in der Stimme.
Und dann passierte es ohne Vorwarnung. Das Mädchen hob ihren Zauberstab und ihre Worte gingen diesmal in einem lauten Donner unter.
Mein Stab hing nutzlos an der Seite und sie war so schnell, dass ich mich nicht einmal bewegen hätte können.
Grünes helles Licht schoss durch den Regen. Tödlich, wie eine scharfe Klinge. Schneller als Gift. Schmerzlos...
Doch es kam nie dazu. Nie traf mich dieser tödliche Strahl. Und niemals hatte ich es mir so sehr gewünscht, wie bei diesem Mal.
Wie ein riesiger dunkler Adler bäumte sich ein Schatten vor mir auf, seine riesigen Schwingen schützend ausgebreitet, den Tod auf sich nehmend. Mitten in die Brust wurde er getroffen, in die Luft geschleudert und erbarmungslos in die Tiefen gestürzt; verschwand er in der dunklen Nacht.
Nicht den kleinsten Hauch interessierten mich im Moment die Todesser. Entsetzt und mit gläsernem Blick starrte ich den Abgrund hinunter, dann sprang ich. Sprang um ihn zu fangen. Seinen leblosen ... töten Körper vor dem Schaden zu bewahren. Es war mir egal wie gefährlich es war. Dass ich nicht richtig fliegen konnte, ich wollte nur zu ihm.
Und wie ein Wunder wurde ich langsamer und landete leicht auf dem nassen Boden. Und ich fing ihn sanft in meinen Armen auf. Starrte auf sein Gesicht. Sein wunderbares Gesicht.

....................

In unbändiger, unkontrollierter Wut feuerte sie Flüche auf Vater und Tochter und wie ein Wunder traf Alex beide mitten ins Gesicht. Ohne sich weiter mit ihren zu beschäftigen, rannte sie auf die Gestalt ihrer besten Freundin zu, die am Abgrund stand. Dann sprang Alira in die Luft und stürzte wie ein Jagdvogel in die Tiefe. Alex hechtete ihnen nach und überlegte nicht lange. Sie wusste sie würde es schaffen. Wenn nicht heute, dann niemals.
Kalter Regen drückte ihren Körper rasend schnell in die Tiefe und sie landete wasseraufspritzend auf dem seichten Fluss. Panisch blickte sie sich um und konnte zwei Gestalten am Boden kniend sehen. Eine war über die andere gebeugt. Ihr schwarzes Haar peitschte um ihr blasses Gesicht und der zerfetzte Umhang breitete sich, wie eine lange Schleppe um sie herum aus. Der Anblick trieb Alex einen Schauer der Angst über den Rücken. Angst um ihre Freundin.
„Alira!“, rief sie durch den Donner, aber sie rührte sich nicht. Alex stolperte auf ihre beste Freundin zu und vermied es entschieden dem toten Jungen ins Gesicht zu blicken. „Alira! Alira, bitte!“ Sie rüttelte an ihrer Schulter, aber Alira schüttelte sie ab. Tränen strömten über ihre Wangen und vermischten sich mit dem erbarmungslosen Regen. Verzweifelt packte sie ihre Schultern und zog sie von seiner Leiche fort, aber sie wehrte sich verbissen und wollte bei ihm bleiben. „Du kannst nichts mehr tun!“, rief Alex brüchig und zerrte sie zurück, „komm mit! Du musst weg!“
Sie schlang einen Arm um sie und drehte sich auf der Stelle. Kurz bevor sie in die drückende Dunkelheit gezogen wurden, blickte sie in sein Gesicht.
Blaise Zabini hatte ein Lächeln auf den Lippen. Ihm stand sogar der Tod gut.

Alira Selwyn I - A Harry Potter Story [Finished]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt