Alex blickte an sich hinab. Das violette Kleid reichte bis kurz vor die Knie und Diamenten zogen sich über das Korsett, wie kleine Tränen. In besseren Zeiten hätte sie sich gefreut, ein solches Werk zu tragen und mit Alira darüber gestritten, ob sie es nicht auch tragen dürfe.
Alira... Wie sehr sie ihre beste Freundin doch vermisste! Denn die Ungewissheit war das schlimmste. Niemand hatte von ihr gehört, sowie auch von Blaise. Es hatte alles den Anschein, als wären sie in der Nacht des Mordes am Schulleiter geflohen. Denn wenn sie tot wären... Alex wagte es nicht den Gedanken fortzuführen. Alira war nicht tot! Bestimmt nicht!
Es waren bereits fünf Monate seitdem vergangen und es kam keine Nachricht. Keine Mitteilung. Was ein ein Gutes war, aber trotzdem hinterließ es seine Spuren.
Alex war nach Dumbledores Beerdigung zu ihrer Tante gegangen und nicht mehr in die Schule zurück. Die Übernahme des Ministeriums und die von Hogwarts fanden in alamierender Eile statt und die dunklen Mächte zogen sich übers Land, wie eine zweite Eisszeit. Jetzt war der Oktober, in einen ebenso kalten November übergegangen und Rosier Manor hatte eine Kältewelle überrollt.
Dennoch hielt es sie nicht davon ab, ihre verfluchten Bankette zu halten, bei denen sie ihre Familie, wie eine wertvolle Sammlung vorzeigten. Clivia war dabei meist der Mittelpunkt. Selbst mit ihren zwölf Jahren hatte sie die Rosier-Manieren begriffen und strahlte nur so um die Wette, mit den Silberkelchen.
Heute war ein besonderer Anlass, bei dem auch Alex erscheinen musste. Einige Todesser würden kommen und eine Lagebesprechung war einberufen worden. Alex wurde der Befehl erteilt, sie müsse einen heilen und starken Eindruck machen, um den Dunklen Lord zu überzeugen, die Familie wäre vollkommen unter seiner Herrschaft.Seufzend strich sie das Kleid glatt und steckte sich eine letzte Haarnadel in die wieder glatten Haare, bevor sie die Tür ihres Zimmers öffnete und die breite Marmortreppe hinunterlief. Stimmengewirr drang aus dem Salon und keliges Lachen war zu hören. Einen Brechreiz unterdrückend schob sie die Türen vorsichtig auf und schlüpfte unbemerkt in den Raum.
Etliche Gestalten in ihren schwarzen Umhängen standen mit teuren Weingläsern im Raum verteilt und unterhielten sich mit lauten Stimmen. Ich konnte Clivia sehen, die sich mit Begeisterung den Flints angeschlossen hatte. Ihr ältester Sohn Marcus lehnte an einer Säule und schnippte gegen sein Weinglas. Eilig drückte ich mich in eine Ecke und ließ mir ebenfalls Wein bringen. Mein Blick schweifte über die Grüppchen. Die Lestrange waren zusammen mit den Malfoys gekommen. Die Averys unterhielten sich mit den Notts und das Rowle-Ehepaar saß bei den Sesseln am Kamin. Daran angelehnt stand den neue Schulleiter von Hogwarts: Severus Snape. Er ließ seinen Blick abschätzig über die Menge gleiten und zeigte kein Zeichen einer Emotion.
Alex schnaubte leise auf und ließ den Rotwein in ihrem Glas schwenkten, bis sie von den Wirbeln die darin entstanden, hypnotisiert war.
„Ich wusste nicht, dass du eine Todesserin bist“
Alex wandte sich verdutzt um. Hinter ihr stand ein großes, schlankes Mädchen mit kurzen blonden Haaren und hohen Wangenknochen. Sie trug einen Todesserumhang, wirkte aber nicht um einiges älter als Alex selbst.
„Yasmine Rowle“, stellte sie sich vor und neigte kurz den Kopf, „ich bin letztes Jahr von Durmstrang gekommen“
„H-hi“, sagte Alex verwirrt und unterdrückte ein Ziehen im Magen als ihr Blick auf Yasmines graue Augen traf. Yasmines Mundwinkel zuckten und ihre Augen flackerten im Schein der Kerzen. „Ich dachte immer, die Rosiers hätten nur eine Tochter“
„Neein“, meinte Alex gedehnt und fasste sich allmählich wieder, „Clivia ist die einzige GUTE Tochter. Ich bin eher eine Enttäuschung“
Yasmines Augen musterten ihr Gesicht, bevor sie eine Augenbraue hob.
„Ich bin nach Hufflepuff gekommen und dann rausgeschmissen worden“, erklärte Alex einigermaßen abgelenkt und trank hastig einen großen Schluck Wein. Yasmine hob die andere Braue. „Aber du bist zurück, was heißt du hast dich doch zum besseren bekehrt“
Alex wich ihrem forschendem Blick aus und nickte dem Boden zu. „I- ich denke schon“
Ein paar Minuten sagte keiner von beiden ein Wort, dann drehte sich Yasmine mit einem Nicken weg und gesellte sich wieder zu ihren Eltern.
An diesem Abend flackerte Alex Blick auffällig oft zu dem blondem Mädchen hinüber...................
Alex, die schon immer ein Meister der Überredekunst war, verbrachte die nächsten Wochen damit, etwas über Yasmine Rowle herauszufinden. Sie bestoch ihre Schwester, befragte die Hauselfen und durchforstete alte Familienbände. Schlussendlich brachte sie in Erfahrung, dass Yasmine die Tochter Thorfinn Rowles war, dieses Jahr zu den Todessern wechselte und eine Ausbildung als Ministeriumsangestellte begonnen hatte. Sie schien eine stille und nachdenkliche Person zu sein, die sich aber viel von den Ansichten ihres Vaters leiten ließ und deshalb auch den dunklen Künsten verschrieben wurde.
Auch wenn ihr plötzlicher Wissensdurst dieser Person über im Unklaren war, ärgerte Alex die Tatsache, dass eine so wundervolle Person ins Böse gewechselt war - wobei sie bei diesen Gedanken jedes Mal den Kopf schüttelte und sich fragte, weshalb er solche Dinge projizierte.Auch ihr Privatunterricht, den sie von einem Hauselfen bekam, ging nur schleppend voran. Ihre Eltern schienen nur mäßig von ihr Notiz zu nehmen und deshalb auch der unfähige Lehrer. Dennoch bekam sie viele Infos über die Machenschaften der Todesser, denn der Hauself - ein alter namens Jarr - hatte die Befehle absichtlich missverstanden und lehrte Alex nun freudig, die Pläne die dort unten ausgeheckt wurden. Alex Respekt vor diesen kleinen Geschöpfen wuchs von Tag zu Tag und Jarr, der nun offensichtlich einen neuen Meister in Alex sah, brachte ihr sogar oft einige Notizen, die er „wegwerfen sollte“; wobei er immer zu sagen pflegte: „Niemand hat Jarr befohlen die Notizen sofort zu entsorgen. Master Alex darf sie sehr wohl ansehen, sofern der alte Jarr sie danach wegwirft“.
Gerade saß sie auf ihrem Bett und starrte auf die Wand ihr gegenüber, als der alte Elf ins Zimmer gerannt kam und keuchend vor dem Bett zum Stehen gekommen war. „Master Alex! Sie haben ihre Freundin gefunden. Sie-“
Sofort sprang Alex auf, warf einen Stuhl beim Rennen um und zog ihren Zauberstab. „Wo? Bring mich sofort da hin!“, rief sie und schüttelte den Elf an den Schultern. „In Griechenland auf einer Insel“, sagte er prompt und nahm Alex Bein. Ohne ein Wort gab es einen lauten Knall und wenige Augenblicke später erfüllte frische Meeresluft ihre Lungen.
„Wo sind sie?“, brüllte Alex durch den Wind und blickte sich hektisch um. Nichts als Wellen, Fels und- Alex stieß einen wütenden Schrei los und der Mut sank ihr.
Sie waren zu spät.
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Alira Selwyn I - A Harry Potter Story [Finished]
FanfictionStell dir vor dein Leben besteht daraus, auf einem Internat zu leben, auf dem dich so gut wie keiner mag. Stell dir vor, dass selbst deine Herkunft deine Zukunft vorher bestimmt. Und diese sieht nicht rosig aus. Alira Selwyn kommt aus einer reinblü...