Kapitel 2

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Es war bereits dunkler geworden, überall brannten die Staßenlaternen. Kaum ein Auto fuhr die Straße entlang, die ich entlang lief, es tat gut mal wieder etwas für sich zu sein und in Ruhe über alles nach zu denken. Wäre es vielleicht nicht doch besser gewesen, einfach zu Hause zu bleiben und zu modeln, es fehlte mir jetzt schon, Freunde vermisste ich kaum, ich hatte immer nur Bekanntschaften unter den Modeln, da sie alle von weit her kamen und kurz nach einer Show schon wider gehen würden, einige von ihnen traf man zufällig auf anderen Shows und wenn man mal dachte, eine Modelfreundin gefunden zu haben, ließen sie einen nach einigen Tagen wieder hängen, das war meine Welt. Doch ich hatte mich nach einiger Zeit daran gewöhnt. 
Doch jetzt saß ich hier fest, zurück konnte ich nicht, ich würde meine Tante enttäuschen und nach allem was sie mir gegeben hatte, war ich ihr zumindest das hier schuldig.

Ich kam bei einer kleinen Kreuzung an. Auf der anderen Straßenseite befand sich ein Café, in dem noch Licht brannte, schnell überquerte ich die Straße und betrat das kleine, aber einladent wirkende Café.
Ich bestellte mir einen Cappuccino.
Als dieser vor mir auf den Tisch gestellt wurde, kramte ich schnell einige Münzen aus meiner Hosentasche und reichte dem Kellner diese. Zügig trank ich meinen Cappuccino leer und machte mich dann auf den Weg zurück. Auch auf dem Rückweg blieb alles ruhig. Es war bereits stockdunkel, als ich das Internat erreichte und das Gebäude betrat. Morgen war mein allererster Schultag, okay, ich hatte mal eine Grundschule besucht, bis meine Eltern ums Leben kamen, bei der Erinnerung an sie, lief mir eine einzelne Träne über mein Gesicht. Ich konnte mich noch genau an ihre Stimmen erinnern. Ich hörte ihr Lachen, welches mich immer selbst zum lächeln gebracht hatte. Wie ich sie vermisste.
Nach einigen Minuten erreichte ich mein neues Zimmer, schloss die Tür auf. Doch irgendetwas stimmte nicht, es war dunkel, jedoch war ich nicht alleine. Ein leises Stönen unterbrach die Stille, darauf folgten hektische Atemgeräusche. ,,Man Liz, sei leise", hörte ich Liam flüstern, er wusste das jemand den Raum betreten hatte. ,,Ich nehme mal an ich soll das Licht nicht anmachen?", fragte ich ruhig. ,,Mearl?", fragte Liam entsetzt. ,,Jap, deine neue Zimmermitbewohnerin, ziemlich waghalsig das hier zu veranstalten, schließlich hätte ich jeden Moment das Zimmer betreten können und hätte auch vielleicht sogar noch im hellen erwischt?!" Ich sah sie zwar nicht, aber es war eindeutig.
,,Liam, du hast eine Zimmermitbewohnerin? Wieso weiß ich nichts davon, du hast mich und alle anderen Betrogen du mieses Schwein!", krisch Liz mit einer, meiner Meinung nach, viel zu hohen Stimme. ,,Luzzia, sie ist auch erst seit heute mittag da, außerdem habe ich es mir nicht ausgesucht!", versuchte Liam das Mädchen zu beruhigen. ,,Aber warum hast du dann zugelassen, dass wir es hier machen, wenn du doch wusstest, dass sie jeden Moment kommen könnte?", heulte sie kreischend. ,,Ich dachte sie wäre in ein anderes Zimmer gezogen und würde uns nicht stören können!", versuchte er sie weiterhin zu beruhigen. ,,Ich unterbreche euch ja nur ungeren, aber gibt es bei euch eigentlich eine sogenannte Nachtruhe?", fragte ich ironisch. ,,Man shit, wie soll ich jetzt in mein Zimmer kommen? Das ist alles deine Schuld Liam!", beschwerte sich das Mädchen, diesmal allerdings etwas leiser. Dann vernahm ich ein lautes klatschen und eine Decke rascheln, kurz danach trat ein Mädchen, etwa in meinem Alter an mir vor bei in den Gang um such auf den Weg in ihr Zimmer zu machen. Ich schloss hinter ihr die Tür und schaltete das Licht an, vor mir stand ein, bereits angezogener Liam. ,,Du mieses Stück...", fing er an. ,,Du bist doch selber schuld, du hast es schließlich zugelassen, obwohl du genau wusstest, dass ich hier auch wohne!", unterbrach ich ihn, bedacht darauf, leise zu reden um nicht unnötig Aufmerksamkeit zu erzeugen. Ohne auf eine Antwort zu warten, betrat ich das Bad und schloss hinter mir die Tür, man konnte ja nie wissen.

Beim Duschen ließ ich mir Zeit, es tat gut, das warme Wasser auf meinem kalten Körper zu spüren.

Als ich wieder aus der Tür trat, stand mir plötzlich Liam gegenüber. Genervt sah ich zu ihm nach oben. ,,Beeil dich das nächste mal!", brummte er nur, als er an mir vorbei das Badezimmer betrat. Kopfschüttelnd lief ich zu meinem Bett und ließ mich darauf nieder.
Meine Augen fielen mir sofort zu.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es bereits hell, dass Bett auf der anderen Seite war leer, offenbar war Liam schon aufgestanden. Schnell kramte ich mein Handy und den Stundenplan, denn ich bekommen hatte, heraus, ich hatte ihn mir noch nicht angesehen. Um 7.45 begann die erste Stunde, ich schaltete meine  Handy ein und musste mir erstrecken feststellen, dass es bereits 7.40 war.

Klasse, zu deinem ersten Schultag kommst du zu spät, Applaus.

Hektisch kramte ich einige Anziehsachen heraus, putze schnell Zähne und schminke mich dezent, zum duschen war mal wieder keine Zeit.
Als ich endlich fertig war, schnappte ich mir noch schnell einen Block und einen Stift und machte mich auf den Weg ins Klassenzimmer. Nach ewigen Suchen fand ich schließlich etwas außer Athem das gesuchte Zimmer und klopfte an. Mir wurde kurz darauf die Tür geöffnet und vor mir stand eine eher kleine Lehrerin mittleren Alters. ,,Ah, wenn haben wir denn da?", fragte sie mich freundlich. ,,Mearl McColin", antwortete ich knapp. ,,Ah da sind sie endlich, ich hatte sie schon vermisst, stellen sie sich doch bitte der Klasse vor, ich bin übrigens Mrs. Maler" ,,Okay" Also stellte ich mich nach vorne an die Tafel, an der bereits einige Formeln standen, da wir in der ersten Stunde Mathematik haben würden.
,,Mein Name ist Mearl McColin,bin 17, komme aus Europa und wollte meinen Schulabschluss hier in Amerika machen, hat noch irgendwer ne Frage?" Einige Hände schossen nach oben. ,,Was machst du in deiner Freizeit?", fragte ein Mädchen mit langen blonden Haaren fröhlich. ,,Hauptsächlich modeln." Ohne auf die anderen Frage einzugehen, blickte ich Mrs. Maler an, die mir bedeutete, mit auf einem freien Platz zu setzten. Es war nur noch einer frei, also ließ ich mich neben einem schwarzhaarigen Junge und einem blonden Mädchen nieder, der Junge nickte mir nur einmal freundlich zu, bevor er sich wieder der Lehrerin zuwand. ,,Hey, ich bin Charly", begrüßte mich das Mädchen freundlich. ,,Mearl" ,,Ich weiß, du hast dich gerade vorgestellt", lachte sie leise. ,,Ach ja", auch ich musste schmunzeln. ,,Wo hast du vorher gewohnt?", fragte sie mich leise. ,,In Europa, genauer in Deutschland", antwortete ich ebenso leise wie sie. Das ich eigentlich ursprünglich aus Amerika stammte, musste sie ja nicht wissen. ,,Oh man, wie cooool!", flüsterte sie. Ich nickte leicht.

Als es endlich klingelte, standen wir beide auf um uns zum nächsten Klassenzimmer zu begeben. Wir hatten jetzt unterschiedliche Kurse, unsere Wege trennten sich, als wir vor ihrem Klassenzimmer ankamen, welches sich anscheinend auf dem Weg zu meinem befand.
Suchend sah ich mich um, in der Hoffnung jemanden zu finden, der mir den Weg beschreiben könnte. Doch alle waren damit beschäftigt hektisch zu ihren eigenen Räumen zu eilen. Also machte ich mich alleine auf die Suche nach dem Klassenzimmer. Ich hätte jetzt eigentlich Chemie.

Nach einer gefühlten Ewigkeit fand ich dann doch den richtigen Raum, ich klopfte an, woraufhin mit ein recht gut aussehender junger Lehrer dir Tür öffnete. Freundlich lächelte er mich an ,,Sie sind zu spät"

Blitzmerker!

,,Tut mit leid, ich habe den Raum erst nicht gefunden", erwiderte ich entschuldigend. ,,Kein Problem, darf ich fragen wer sie sind?", winkte er ab. ,,Ich bin Mearl McColin." ,,Okay, dann setzt dich doch bitte"
Zum Glück musste ich mich nicht vor der ganzen Klasse vorstellen.
Suchend blickte ich mich also in der Klasse um, konnte allerdings nur noch einen freien Platz feststellen, nämlich neben meinem super netten Zimmermitbewohner. Leise stöhnte ich auf, ließ mich dann aber ohne zu murren neben ihm auf einen Stuhl fallen. Einige Mädchen begannen leise zu tuscheln.

Was ist denn jetzt deren Problem?

Model vs. BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt