Die Bestie

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Als ich wieder zu Bewusstsein kam, war ich immer noch furchtbar ausgelaugt. Ruhe bekam ich leider immer noch nicht, denn schnell erkannte ich, dass ich mit Scott, Stiles, Liam und Kyle im Jeep saß, die auf eine Nachricht von Chris warteten, der wüsste, was als Nächstes geschehen sollte.

„Was ist hier los? Ich dachte, wir sollten nur Lydia holen. Was passiert da mit Parrish?", fragte ich verwirrt und so merkten, die anderen, dass ich wieder bei Bewusstsein war.

„Parrish ist ein Höllenhund. Heutzutage ist der Berufung des Höllenhundes, dass er das Übernatürliche beschützt. Deswegen hat Parrish, bevor du wieder hier warst die toten Chimären zum Nemeton getragen. Damit es niemand mitgekommt. Jetzt ist da die Bestie, die droht das Gleichgewicht zwischen den Menschen und dem Übernatürlichen zu gefährden.", begann Stiles zu erklären, als mir klar wurde, was es für eine Bestie war.

„Die Bestie ist nicht irgendeine Bestie, hab ich recht?", stellte ich fest, „Sie ist besonders mordlustig, deswegen spüre ich jedes Mal, wenn sie auftritt. Weil sie kommt, um zu morden."

Stiles nickte.

„In der Geschichte, gibt es genau einen Mythos, der darauf passt. Ein Wesen oder vielleicht auch Mensch, den man nur unter dem Namen La Bête kennt...", murmelte ich und sah Stiles dann an, „Die Bestie von Gevaudan, oder?"

Wieder nickte er.

„Er ist auf dem Weg zur Schule.", sagte Scott aufgebracht, während er immer noch auf seinen Handybildschirm starrte und ich immer noch verarbeitete. Meine Vision damals im Unterricht ging mir weiter durch den Kopf.

„Warum will Parrish zur Schule?", fragte Liam und beugte sich etwas nach vorne, was jedoch nicht sonderlich einfach war, da wir zu dritt hinten saßen und man im Jeep nicht gerade viel Platz hatte.

„Es ist nicht Parrish. Zumindest jetzt gerade nicht", murmelte Scott und wies uns daraufhin, dass es sich hierbei gerade um den Höllenhund handelte.

„Ich will wieder nach Hause", grummelte mein Bruder lediglich.

„Kyle, beschwer dich bitte erst wieder, wenn du einen deiner besten Freunde aus dem Eichenhaus befreit hast, okay?", zischte ich meinen kleinen Bruder an und er nickte schnell, was Stiles etwas zum Schmunzeln brachte, soweit ich es durch den Rückspiegel erkennen konnte.

„Okay... Naja, aber wieso will der Höllenhund zur Schule?", fragte Liam und lehnte sich unsanft zurück, weswegen ich vor Schmerzen auf keuchte.

„Vielleicht, weil es ihm nach höherer Bildung gelüstet?", entgegnete ich ihm sarkastisch und immer noch etwas genervt. Stiles musste daraufhin breiter grinsen, blieb jedoch noch still.

„Liam, der Höllenhund will dorthin, also gehen wir auch dorthin", antwortete ihm Kyle schließlich und stellte seinen Kumpel somit ruhig. Kurz hatte ich Angst, dass er wieder ausrasten würde, aber er blieb ruhig. Er knetete seine Hände und atmete tief durch.

Es dauerte nicht lange, bis wir an der Schule ankamen und alle aus dem Jeep stiegen. Sofort bekam ich wieder dieses ungute Gefühl. Es fühlte sich an, als würde mehr als eine Person sterben. Liam war der letzte und schlug die Tür des Autos mit voller Wucht zu, weswegen wir zuerst zusammenzuckten und ihn dann alle genervt ansahen.

In diesem Moment war ich mir sicher gewesen, dass er in einem schlechten Horrorfilm der Erste gewesen wäre, der ein „Hallo? Ist da jemand?", von sich geben würde, wenn er einen dunklen Raum betreten würde.

„Sorry...", murmelte er lediglich und sah uns entschuldigend an.

Ich hatte noch nicht einmal Zeit die Augen zu verdrehen, da kam uns auch schon Chris entgegen und Scott fragte, wo Parrish sei, weswegen Chris ihm aufgebracht beichtete, dass er ihn verloren habe, bevor er unschlüssig zu mir und meinem Bruder sah.

„Bist du wieder soweit fit?", wollte Chris dann von mir wissen und auch wenn ich extrem übermüdet war und eigentlich nur noch in mein Bett wollte, nickte ich, da ich das Rudel gerade jetzt nicht im Stich lassen konnte.

Er sah dann zu meinem kleinen Bruder und musterte ihn von oben bis unten, bevor er ihm in die Augen sah und wissen wollte: „Du bist also Kyle?"

Kyle nickte lediglich eingeschüchtert und man konnte die Schweißperlen auf seiner Stirn deutlich erkennen. Er kämpfte mit sich selbst. Anscheinend war er doch nicht so ruhig, wie ich dachte und dennoch war er ruhiger, als ich es bis jetzt je gesehen hatte. Chris nickte, bevor er skeptisch zu Scott sah und diesen fragte: „Denkst du, dass es wirklich eine gute Idee ist mit den beiden?"

„Ja. Es ist eine gute Idee!", entgegnete ich Chris schnippisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Er kannte uns schließlich überhaupt nicht. Chris hob abwehrend die Hände und erklärte uns, dass er nur nicht wollte, dass irgendjemand verletzt wurde, weil andere zu unvorsichtig vorgingen. Ich nickte, schluckte meine aufkommende Wut hinunter und sah meinen Bruder an, welcher mich leicht anlächelte, auch wenn er noch immer etwas eingeschüchtert aussah.

Ich legte eine Hand auf seinen Arm und fragte ihn stumm, ob alles in Ordnung sei und er nickte. Augenblicklich beruhigte er sich, als ich ihn anlächelte. Doch lange hielt es nicht an, als sich Kyle auf etwas hinter mich fixierte und ihm die Gesichtszüge entgleisten.

„Er bewegst sich viel zu schnell.", meinte Chris dann zu uns allen, als ich bemerkte, wie der Kyles Herzschlag um einiges schneller wurde, bevor er geradeaus auf etwas zeigte.

„Scott", stotterte Kyle und schluckte einmal, bevor er weiterredete, „Der da bewegt sich gar nicht."

Wir alle schienen etwas geschockt, als wir gemeinsam auf eine Person zugingen, die ausgeweidet auf dem Boden lag. Das Grausame jedoch war, dass, desto weiter wir gingen, desto mehr Leichen entdeckten wir.

Schließlich wies Liam uns darauf hin, dass die Tür von einem der Schulbusse offenstand. Genau um diesen herum lag eine so große Menge an Leichen, dass ich mir sicher war, so etwas noch nie in meinem Leben gesehen zu haben. Mein Herz raste und mir wurde schwindelig. Ich erschrak fürchterlich, als plötzlich ein Junge den Arm in unsere Richtung streckte und nach unserer Hilfe krächzte.

Ich war gerade dabei auf ihn zu zugehen, um ihm zu helfen, als Parrish um die Ecke kam und uns in verwandelter Form mitteilte, dass es sich um eine Falle handelte und wir ihm nicht helfen könnten. Er hatte noch nicht einmal wirklich zu Ende gesprochen, da kam die Bestie hinter den Sitzen des Busses zum Vorschein und ich sah ihm direkt in die Augen. Es schien, als würde ich keine Luft mehr bekommen.

„Es ist ziemlich groß. Niemand sagte, dass es so groß sei!", brabbelte Stiles panisch und seine Stimme zitterte beinahe vor Angst.

„Ich schon.", antwortete Liam ihm gereizt.

Mit einem Mal schoss eine Energie durch mich, die mich zum Schlucken brachte. Ich kam mit jedem Mal, wo ich die Bestie zu Gesicht bekam, weniger damit klar, mein Verlangen zu Schreien zu unterdrücken. Ich atmete zitternd ein, was meinen Bruder dazu brachte, mir eine Hand auf die Schulter zu legen.

„Sicher, dass alles okay ist?", wollte Scott dann wissen und sah mich besorgt an. Ich nickte lediglich, doch leider hatte ich erneut ein ungutes Gefühl. Ich hatte das Gefühl, dass jemand aus unserer Runde sterben müsste und ich war mir ziemlich sicher, dass ich es sein würde.

Da begann Parrish zu brüllen und sich schließlich verwandelte. Die Bestie sprang deswegen vom Bus und rannte weg, dicht gefolgt von Parrish. Aus Schock rannten wir ein Stückchen nach vorne.

„Was zur Hölle passiert hier?", wollte Scott wissen.

„Es wird klüger", murmelte Chris nachdenklich, während mich immer mehr das Gefühl beschlich, den Teenager zu kennen, der hinter diesen grauenvollen Taten steckte.

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