Chapter 10 ~ Erkenntnis

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Als ich ein paar Minuten später fertig gemacht aus dem Bad kam, saß Tim mit seinem Rucksack geschultert, auf dem Bett und sah zu mir auf. "Endlich fertig, Kurzer?", fragte er mich neckisch. "Ich hätte nicht so lange gebraucht, wenn du das Bad nicht ewig vor mir blockiert hättest!" "Wir können ja in Zukunft zusammen duschen", meinte er und grinste.

Ich spürte, wie ich rot wurde und versuchte schnell das Thema zu wechseln, als er aber schon ein "Schon gut, war nur 'n Scherz" einwarf.

Gott! Der Junge bringt mich um den Verstand. Ich holte meine Tasche und folgte ihm dann stillschweigend auf den Flur und von dort aus zu dem Raum, in dem ich von nun an unterrichtet werden sollte. Ich ging hinein und sah Freddie relativ weit hinten am Fenster sitzen. Er strahlte mich an und deutete auf den Platz neben sich, der Gott sei Dank frei war. Jetzt musste auch ich grinsen.
Ich hatte ihn seit dem 'Vorfall' des letzten Tages nicht mehr gesehen.

Ich wollte gerade nach hinten durch marschieren, als mich der Lehrer am Pult abfing. "Leute. Bitte seit still. Das ist euer Mitschüler, Stephan"  (Kreativ huh xD"

Alle Augen richteten sich auf mich. Einige trugen Abschätzung in sich, andere waren ganz neutral und wieder andere strahlten nur so vor Neugierde.

"Stegi" Korrigierte ich ihn. "Bitte nennt mich Stegi" "Ok gut, Stegi. Erzählst du uns etwas über dich" 'Nein', ging es mir durch den Kopf, doch ich wollte nicht direkt am ersten Tag einen schlechten Eindruck beim Lehrer machen, also gehorchte ich. "Ähm ja. Mein Name ist Stegi, ich bin vor ein paar Tagen sechzehn geworden und komme aus Essen"

"Ok, du kannst dich hier vorne neben Annika setzen, die -"

"Nein danke, ich sitze lieber neben Freddie", unterbrach ich ihn und eilte dann nach hinten, wo ich hoffte, mich von den scannenden Blicken meiner neuen Mitschüler schützen zu können.

Ich hatte schon Veni und Tobi entdeckt. Tim saß mit ihnen und noch einem Jungen in einer Reihe. Hinter Tim hatte diese Tussi vom Frühstück von gestern ihren Platz gefunden. Erst jetzt erkannte ich, was für eine Art Mischwesen sie war. Wie hätte es auch anders sein sollen?

Denn als sie mit ihrer Nachbarin sprach, sah ich eindeutig die gespaltene Zunge. So eine, wie auch Veni sie hatte. "Miese Schlange", flüsterte ich. "Wortwörtlich", fügte Freddie hinzu, der mir mit seinem Blick gefolgt war.

Wir wurden Zeugen, wie diese arrogante Pute, 'tschuldigung, Schlange natürlich, einen Arm nach vorne streckte und Tims Muskeln entlangfuhr.

Wie gerne ich jetzt an ihrer Stelle gewesen und das selbe getan hätte.

"Hallo, Stegi? Bist du noch da?" Geistesabwesend drehte ich mich zu meinem Sitznachbarn um, der sofort ein wissendes Lächeln aufsetzte.

"Jetzt weiß ich, was hier abgeht. Oder lehne ich mich zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass du Tim nur deswegen 'nicht' magst, weil du dich dezent in ihn verliebt hast und Katja (Ähhh das is ne andere Katja! xD) ihn dir wegnimmt?", meinte er, immer noch grinsend. "Was?! Äh ja, tust du? Als hätte ich mich in den verliebt! Außerdem ist er ein Kerl! Lächerlich! Und wer ist Katja?" "Die 'Schlange'" 

Ich sah ihn verständnislos an, doch als ich seine Worte in meinem Kopf noch einmal abspielte, machte das ganz für mich doch um einiges mehr Sinn. Man bekam schließlich nicht einfach einen Ständer bei der Vorstellung von jedem X-Beliebigen Sixpack, oder? Vor allem nicht als  Hetero. Außerdem musste ich zugeben, dass ich mich in Tims Nähe ziemlich sicher und geborgen fühlte und ich seine Anwesenheit doch auf eine gewisse Weise begehrte.

Ich ließ den Kopf auf den Tisch sinken. Oh Gott. Jetzt bin ich auch noch schwul.
Das an sich, war nicht das, was mir in dem Moment die Seele und das Herz zerriss, sondern dass ich wusste, dass Tim diese Gefühle nie erwidern würde.

Ich spürte Freddies Hand über meinen Rücken streicheln. "Das ist wirklich cute", meinte er und lächelte mich Freundlich an. Ich rollte mit den Augen. Wie konnte das denn passieren? Och man. Ich war den Tränen nahe.

"Würde es den beiden Herren in der vorletzten Reihe 'was ausmachen, wenn sie dem Unterricht weiterhin Folge leisten würden?", bemerkte ich auf einmal die Stimme unseres Lehrers. Mit hochroten Köpfen begannen Freddie und ich, die Formeln, die Herr Bergmann an die Tafel gekritzelt hatte, abzuschreiben.



Kitten - StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt