Chapter 8 ~ Hospital Stories

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Ich atmete tief durch. Warum musste ich auch immer so verdammt viel Unglück haben. Wenn ich Tim nicht besuchte, würde ich vermutlich vor Neugierde und Sorge sterben. Warum zur Hölle machte ich mir überhaupt Sorgen um diesen Volltrottel?! Ich konnte ihn doch eigentlich gar nicht leiden.

Wenn ich ihn allerdings besuchte, würde er mich vermutlich total dumm anstarren und mich fragen, warum ich Schwuchtel mir Gedanken um seinen Wohlstand machte.

Wie man es drehte und wendete. Alles lief darauf hinaus, dass ich mich entscheiden musste, was zu tun war. Es konnte entweder gut, oder total in die Hose gehen.

Ich schloss die Augen, seufzte und sagte: "Na gut. Lass uns gehen"

Auf dem Weg ins Krankenzimmer lächelte mich Freddie immer wieder aufmunternd an, was ich in diesem Moment wirklich gebrauchen konnte.

An der Krankenstation angekommen, fragten wir eine etwas pummeligere Krankenschwester, ob sie uns zu Tim führen konnte. Ihre Antwort ließ mich zusammenbrechen.
"Das geht leider Momentan nicht. Er ist noch Ohnmächtig. Es wird darüber beraten, ihn in ein Krankenhaus zu verlegen"

Während sie das aussprach, fühlte ich, wie meine Knie weich wurden. Mein Herz begann zu rasen und es bildeten sich schwarze Punkte in meinem Sichtfeld, bis alles schwarz wurde. Ich spürte nicht einmal mehr den Aufprall auf dem knallharten Fliesenboden des Krankenzimmers.


Wieso löste dieser Schwachkopf solche Gefühle in mir aus? Ich sollte es bald erfahren.

Ich öffnete meine Augen, um sie kurz danach wieder zu schließen. Ich keifte. Die strahlende Sonne schien mir direkt ins Gesicht. Leicht machte ich sie noch einmal auf, und wartete dann, bis sie sich an das grelle Licht gewöhnt hatten. Ich sah mich um. Fragte mich, wo ich war und wie ich hergekommen war.

Wie ein Pfeil durchzog mich die Erinnerung. Schnell und stechend. Als ich meinen Kopf zur Seite drehte erschrak ich etwas. Ein Junge saß neben mir und grinste mich verpeilt an "Na, Kurzer? Wieder da?", fragte Tim und lachte. Eine Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut. Er schien sich wirklich zu freuen. Seine Öhrchen standen ab und sein Schwanz wedelte hektisch hinter seinem Rücken.

"A..Aber d..du auch", stotterte ich, musste mich erst daran gewöhnen, wieder zu sprechen. "Ja.. Kurz nachdem du zusammengebrochen bist. Haha, als hätte ich es gespürt", meinte er und lachte. Man konnte ihm jedoch ansehen, dass sich eine gewisse Röte auf seine Backen schlich und ihm das unangenehmer war, als er vorgab.

"Wie.. wie lange war ich denn weg?" "Nicht lange. Nur ein paar Stunden. Alles gut. Freddie musste schon gehen. Irgendwas wegen Schule oder so"

Ich nickte.
Er war geblieben. War nicht einfach abgehauen, sondern hatte sich tatsächlich auch ein wenig um mich gesorgt.

Ich fragte mich, ob er sich auch den Kopf darüber zerbrochen hatte, zu bleiben oder zu gehen.
Wahrscheinlich eher nicht. Ich war so ein elendes Stück. Als würde er sich darum scheren, was ich von ihm dachte.

"Kommst du mit auf unser Zimmer?" "Darf ich denn einfach gehen?" "Jup. Ich hab Sopse gefragt" "Sopse?" "Die Krankenschwester"


Wieder nickte ich nur und folgte ihm dann. Auf dem Weg zum Zimmer sagte keiner von uns etwas. Die Spannung zwischen uns war angespannt, doch ich wusste nicht, wieso. Ich wollte es aber auch nicht hinterfragen.

Als wir schließlich beide auf unseren Betten saßen und an die Wand starrten, beschloss ich, die peinliche Stille zu brechen. "Wie.. Wie is' 'n das mit deinem Kopf eigentlich passiert?"

Er dachte kurz nach, räusperte sich dann und begann knapp zu erzählen. Ein anderer Spieler hatte ihm den Ball abnehmen wollen, ihn dabei dreist umgerannt und er hatte den Boden umarmt.

Auch wenn es mir nichts hätte ausmachen sollen, konnte ich mir gar nicht erst vorstellen, wie Tim da so wehrlos gegen den Sporthallenboden klatschte.

Ich gab nur ein murren von mir, um ihm zu Symbolisieren, dass ich zugehört hatte. Jetzt wartete ich darauf, dass er etwas sagte, doch von ihm kam nichts. Es war mir verdammt unangenehm. Ich hatte auch ein wenig Angst, dass ich zu aufdringlich wirken würde, wenn ich noch einmal das Wort ergriff. Also blieb es still.

Und es beruhigte mich. Es beruhigte mich, dass ich meinen Gedanken freien lauf lassen konnte und dennoch wusste, dass ich nicht allein war. Wusste, dass jemand da ist, der mich gegebenenfalls festhielt, wenn ich mal wieder in den Strudel der Gedankengänge fiel.



Kitten - StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt