Das letzte Hindernis

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Ich kämpfe mich durch ein dichtes Gestrüpp aus Lianen, welche mir den Eingang zur Höhle verwehren. Endlich hindurch, stehe ich nun vor einen riesigen, dunklen Raum. Etwas Licht an der Spitze meines Zauberstabes gewährt mir genauer hinzusehen. Mitten in den Fels geschlagen, eine Höhle durchzogen von Marmor. An der Wand zu meiner Rechten entdecke ich Handabdrücke, definitiv nicht aus diesem Zeitalter stammend. Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende zurück liegend. Schriftzüge wurden in den kalten Stein geritzt, doch was bedeuten sie? Ich werde es gleich herausfinden, immerhin bin ich mit ein paar der alten Sprachen bekannt. Meine Urgroßmutter lernte sie mir, bevor sie starb. Auf den ersten Blick erscheinen sie undeutlich, aber nach einer Zeit wird klar, es sind Warnungen. Warnungen vor einer in der Dunkelheit schlummernden Kreatur. Nicht klar, was sich da unten befindet. Die Abdrücke, welche sich mittlerweile als Blutspuren herausgestellt haben, ziehen sich bis weit ins Innere der Höhle zurück. Schritt für Schritt wage ich mich tiefer in die Finsternis, nicht weit von mir is ein schmaler Gand zu finden, der sich in kurvigen Bewegungen weiterzieht.

Stundenlang irre ich schon herum, ich, allein in der Finsternis. Ich werde noch verrückt, nimmt diese verfluchte Höhle denn kein Ende? Ich wünsche Terra wäre hier, sie wüsste bestimmt einen Ausweg. Ich vermisse sie so sehr, aber du verstehst das sicher. Niemand ist gerne ohne seinen Drachen unterwegs.
Im Inneren wird es immer kälterer und düsterer. Ein Schauer läuft mir über den Rücken, als mich ein eisiger Windstoß streift. Die Wände werden kühler, aber die Luft immer stickiger. Am Boden liegen vereinzelt ein paar Kieselsteine, und jedes mal wenn ich aus Versehen einen mit meinem Fuß weiter schieße, erschrecke ich mich aufs neue. Der Gang beginnt wieder breiter zu werden und endet in einer neuen Verzweigung. Soll ich jetzt links oder rechts gehen? Ich geh einfach mal nach rechts, denn von der linken Seite kommt mir gerade eine nicht sehr angenehme Duftwelle entgegen. Am Boden sind überall Wasserlacken, in die ich wohl oder übel hindurch muss.
Meine Socken beziehungsweise ich, sind klatschnass, als ich glaube das Ende der Höhle erreicht zu haben. An der Wand hängen einige Pilze, welche vermutlich auch den üblen Geruch ausmachen. Das Licht meines Zauberstabes ist nun aus, immerhin will ich nicht seine ganze Energie verbrauchen. Ich mache einen Schritt nach vorne und...KRACK! Worauf bin ich jetzt schon wieder getreten? Bitte lass es Steine sein! Ich gehe in die Hocke um meinen Untergrund zu ertasten. Es waren definitiv keine Steine, soviel ist sicher. AAAAAA! Ich stehe auf Skeletten, Totenköpfen und anderen ekelhaften Dingen. Mit meiner Hand taste ich mir meinen Weg entlang der Wand weiter. Au! Verdammt, ein spitzer Stein. Na toll jetzt blutet auch noch meine Hand. Heute ist echt nicht mein Tag. Schnell reiße ich ein Stück meines Umhangs herab und wickle ihn um die verwundete Stelle. Das dürfte fürs erste reichen.
Jetzt kann es aber echt nicht mehr weit sein. Ich spüre es, das für den Stein vorgesehene Versteck ist schon ganz nah. Die Wände beginnen zu beben und von der Decke fallen Gesteinsbrocken. Schnell in Deckung! Das war aber knapp. Etwa ein Dutzend Steine fallen genau hinter meinen Rücken zu Boden und versperren mir den Weg. Jetzt gibt es wirklich kein zurück mehr. Doch was oder besser gesagt wer hat dieses Beben verursacht?
Es passiert schon wieder. Die ganze Höhle wackelt und meine Knie beginnen zu zittern. Nichts desto trotz muss ich weiter. Ich werde mich jetzt einfach beeilen. Ich bringe die Kiste dort hin und dann bin ich nur noch eine Staubwolke. Auf und davon und weg bin ich auch schon wieder. "Also kein Grund zur Aufregung", sage ich etwas lauter zu dem möglicherweise nicht weit von mir entfernten Wesen. Ich schlängle mich weiter den Gang entlang bis ich schließlich an einer Art unterirdischen Wasserfall stoße. Das merkwürdige an dieser Sache ist allerdings, es gibt keinen See in den er mündet, er entspringt oben im Berg und endet hier am Boden. Allerdings ohne irgendwelche Überschwemmungen. Einige tropische Pflanzen biegen sich an den nassen Wänden entlang und schaffen es sogar diesem furchtbarem Ort etwas mehr Gemütlichkeit zu verleihen. Plötzlich höre ich erneut diesen enormen Krach. Ein Wind zieht auf. Ich stehe direkt vor dem von vorher gekommenen Gang. Zuerst nur eine leichte Prise, dann wird sie stärker. Mit der Geschwindigkeit eines Wirbelsturms rast diese in meine Richtung. Blätter wehen durch die Gegend und bei einigen Pflanzen beginnen sich die Wurzeln aufzubiegen. Mit einem Satz fährt der Wind an mir vorbei. Zack! Da lieg ich auch schon am Boden. Ich wusste gar nicht, dass es in einer Höhle so ziehen kann. Ein lautes Knurren ertönt aus einer Ecke. Aber ich kann nicht sehen woher es kommt. Da! Da war es nochmal. Ich zücke meinen Zauberstab und gehe ihm Kopf noch ein paar, möglicherweise nötige Zaubersprüche durch. Ich drehe mich kurz um, um sicher zu stellen, dass sich hinter meinem Rücken nichts böses abspielt. Huh! Da ist es. Ich habe es endlich gefunden! Eine aus diamanten geschlagen Schüssel, in den Fels geschlagen; und das genau vor meiner Nase. Ich suche nach der kleinen Kiste in der sich der Stein befindet. Ah, da ist sie. Mit Bedacht nehme ich den Stein aus ihr, natürlich erst nachdem ich ihr über den Rücken streichele, und strecke meine Hand aus, um ihn zu platzieren.
Ruckartig vernehme ich einen kräftigen Stoß von hinten und falle zu Boden. Meine Sicht wirkt ganz verschwommen und ich weiß nicht mehr wo ich bin. Da war es schon wieder, dieses schreckliche Knurren. Als sich meine Sicht dann schließlich bessert, erkenne ich eine dunkle Gestalt, welche mich aus der hintersten Ecke aus anstarrt. Zwei dunkle Augen schimmern in der Dunkelheit und funkeln mich böse an. Langsam tritt diese Gestalt ins Licht. Ich versuche nach hinten zu krabbeln und Deckung neben der Wand zu finden. Es ist so finster das ich kaum erkennen kann wo es sich befindet. Ich spüre einen leichten Atemzug an meinen Nacken, so als würde etwas an mir schnüffeln. Ich halte den Atem an und versuche mich nicht zu bewegen. Es scheint sich wieder entfernt zu haben. Auf einmal ertönt ein Jaulen nicht weit von mir. Stille. Totenstille. Unerwartet jaulen mehrere von diesen Wesen zurück. Sie umzingeln mich!
Ich zücke schnell meinen Zauberstab und schaffe einen grellen Lichtstrahl, welcher die Gestalten kurz aufheulen lassen. Das ist meine Gelegenheit, es scheint als würden sie sich zurück ziehen wollen. Mit einer Abwehrhaltung halte ich Ihnen meinen Zauberstab direkt vor die Nase, nur um sicher zu gehen, dass sie keinen Hinterhalt planen. Im Licht kann ich endlich erkennen um was es sich dabei handelt. Wölfe, oder besser gesagt Hunde. Riesige Hunde, fast so als wären sie aus der Hölle entstanden. Blutrote Augen und Zähne so spitz wie Speere. Schnell schnappe ich den Stein und lege ihn an seinen Platz. Jetzt heißt es nichts wie weg! Ich rase geradewegs in den schmalen Tunnel zurück, natürlich nicht ohne dessen Eingang zuerst mit einem Zauber zu versiegeln. Während ich den Gang entlang tapse blicke ich noch einmal kurz nach hinten. Es scheint als hätten sich diese Höllenwesen wieder gefangen. Doch nichts und niemand kommt durch meine magische Zauberwand!
Naja, anscheinend doch. Wie es aussieht sind die Hunde gerade einfach so durchgegangen als würde es kein Hindernis geben. Lauf! Das ist jetzt mein einziger Gedanke. Aus dieser Höhle finde ich nie wieder hinaus. Es ist ein einziges Chaos, nicht einmal Wegweiser gibt es hier. Die Hunde kommen immer näher. Mit gefälschten Zähnen, den Blick nur auf mich gerichtet. Ich fuchtele mit meinem Zauberstab und feuere ein paar Bombenkugeln auf sie ab, doch es scheint als wären sie auch ihnen problemlos ausgewichen. Jetzt weiß ich keinen Ausweg mehr, kein Zauber scheint mächtig genug zu sein. Aus dieser Situation werde ich wohl kaum wieder heil rauskommen. Sie sind schon ganz nah. Es würde nicht mehr lange dauern und sie würden mich einholen. Wozu eigentlich noch rennen? Ich habe sowieso keine Chance. Meine Entscheidung ist getroffen, ich ergebe mich. Abrupt bleibe ich stehen und warte bis mich mein Schicksal einholt. Doch es geschieht nichts. Nichts, außer einem lauten Knall. Mit einem Satz ist die ganze Höhle blau erleuchtet und die Wände beginnen in Gold zu glitzern, fast so als wären kleine Diamanten in den Stein gemeißelt. Das muss es sein. Das Zeichen. Also habe ich meine Aufgabe tatsächlich erfüllt, der Stein ist in Sicherheit und ich habe unseren Planeten gerettet. Vor lauter Freude habe ich gar nicht bemerkt, dass die Hunde nie weg waren, sondern sich einfach nur in eine Ecke verkrochen haben. Vielleicht haben sie jetzt eingesehen, das ich kein Feind bin. Nichts desto trotz hat mich einer von ihnen am Unterschenkel erwischt, aber aufgrund des lauten Knalls, nahm ich das gar nicht richtig wahr. Leicht hinkend mache ich mich jetzt auf den Weg, den Ausgang zu suchen.

Zwei Stunden später

Da ist ein Licht am Ende des Ganges zu entdecken. Nach etlichen Malen an denen ich im Kreis gelaufen bin, habe ich jetzt nun endlich mein Ziel erreicht.
Noch ein Schritt aus der Dunkelheit ins Freie.
Ich muss meine Augen zukneifen als mich das helle Sonnenlicht blendet.
Terra! "Das gibt es doch nicht! Wie kommst du den hier her"? Noch nie habe ich mich so gefreut jemanden zu sehen.
Ich setze mich auf ihren neu angefertigten Sattel, erzähle ihr ein paar meiner Erlebnisse und sinke letzen Endes in einen tiefen Schlaf während wir durch die Wolken fliegen.

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