Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich den Boden. Kurz war ich verwirrt, doch langsam kam die Erinnerung zurück und ich bemerkte, dass ich immer noch im Helikopter lag. Im nächsten Moment konnte ich auch die Geräusche wieder wahrnehmen. Stimmen, die sich unnötig laut unterhielten, und die typischen Geräusche eines Helikopter. Dann hörte ich plötzlich Shinohara sagen:"Sie ist wach. Gut, dass wir gleich da sind." "Wo bringt ihr mich hin?", krächzte ich, "Wollt ihr mich soweit wie möglich wegbringen und dann töten? Das hättet ihr auch Gemini machen lassen können. Oder wollt ihr selbst die Genugtuung haben, mich zu töten?" Ich sah Shinohara mit einem vernichtenden Blick an, der bloß ruhig erwiderte:"Nein. Wir werden dich nicht töten. Wir bringen dich nach Hause." Entsetzen breitete sich in mir aus und ich rief:"Nein! Das könnt ihr doch nicht machen!" Der Helikopter kippte leicht, weswegen ich weg rutschte. Die Tür schlug auf und ich sah meine Chance. Ich robbte so schnell wie möglich auf den Ausgang zu. Lieber sterbe ich, als wieder an diesen Ort zurückzukehren! Ich hing leicht über der Kante, und war kurz davor runter zufallen, als mich plötzlich jemand am kragen packte und aus der Tür raus hielt. Shinohara sah mich prüfend an und blickte dann kurz nach unten. Zufrieden sah er wieder mich an und ließ dann los. Kein laut kam über meine Lippen, als ich merkte, dass ich fiel. Wie in Zeitlupe entfernten sich Shinohara und der Helikopter, je weiter ich nach unten fiel. Und als ich merkte, dass ich eventuell eine Chance hatte zu überleben, ergriff ich diese sofort. Mein linkes Auge wurde rot und aus meinem Steißbein schoss eine leuchtend blaue Schwanzkralle. Sie zischte nach oben und griff nach dem Helikopter und... Verfehlte. Hilflos schlug die Kralle wieder und wieder nach dem Helikopter, suchte nach einer Möglichkeit, meinen Fall abzubremsen oder gar zu stoppen. Vergebens. Ich war bereits zu weit weg, als dass ich den Helikopter jetzt noch greifen könnte. Und ich fiel weiter in die tiefe. Die wunderschöne Stadt zog langsam an mir vorbei und der Abendhimmel färbte sich rosa. Die hellen Wolken strahlten in einem rosa-orange ton und standen unbeweglich am Himmel. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages beleuchteten mich und alles um mich herum wurde rosa und orange gefärbt. Und während die Sonne unaufhaltsam unterging fiel ich genauso unaufhaltsam weiter. Ich sah nach unten und weitete geschockt meine Augen. Doch bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, schlug ich schon auf dem Asphalt auf.
Alles war weiß und es fühlte sich an, als würde die Luft summen. Es war angenehm warm, aber irgendwann war mir das Licht zu hell und es fing an mich zu blenden. Die Luft fing an zu schwirren, was unangenehm in den Ohren weh tat. Und die Wärme verwandelte sich in eine unerträgliche Hitze, als ich die Augen aufschlug. Das nächste was ich wahrnahm war eine mir unbekannte Stimme:"0045 ist wach, ich wiederhole, 0045 ist aufgewacht." Ein erleichtertes seufzen war zu hören. "Shinohara, Sie hätten sich dieses mal zurückhalten müssen. 0045 ist zu wichtig, als dass sie sterben darf. Und dass wissen Sie. Und trotzdem scheinen Sie diese hier besonders zu hassen." Ich drehte mein Kopf ein wenig, um mir meine Umgebung anzuschauen, und mein Blick fiel sofort auf eine junge brünette, die mich sanft an lächelte:"Keine sorge, du bist ziemlich zäh. Du schaffst das schon. Obwohl die Verletzungen echt krass waren und das ja deine schwäche ist, stimmts?" Irgendetwas an ihren Worten klang falsch, aber ich konnte nicht zuordnen, was. Ich drehte mich einfach weg und sah mich weiter um. Ich lag auf einer Art Krankenhausbett, nur war ich mit Riemen gefesselt. Im Moment machte mir das wenig aus, ich konnte ja nicht klar denken. Also blendete ich die Riemen aus und drehte meinen Kopf weiter. Die brünette schob mich durch einen großen kreisförmigen Saal, aus dem kleine Zylinder raus schauten. In jedem der Zylinder war vorne ein quadratisches Glas eingelassen, durch das man in das innere des Zylinders kucken konnte. Ich sah betten, Waschbecken und Toiletten in jedem der Zylinder. Irgendwie kam mir dieser Ort bekannt vor, nur kam ich gerade nicht darauf, woher. Die brünette summte leise vor sich hin und schob weiter. Bei dem nächsten Zylinder konnte ich sogar jemanden erkennen. Dieser jemand hatte große rote Augen und ein breites grinsen im Gesicht. Außerdem hatte dieser jemand einen riss mitten im Gesicht. Ich nahm an, dass dieser jemand eine Frau war, da sie ein Kleid trug und lange zerzauste Haare hatte. Sie klebte förmlich an der Scheibe und beobachtete mich. Da ich nicht wusste, wer diese Person war, drehte ich mich wieder weg und bemerkte dann, dass die brünette mich in einen dieser Zylinder schob. Sie stellte das Bett in die Mitte und ging dann einmal darum herum. Sie summte weiter und hantierte ein wenig und ich spürte, dass sie mir irgendetwas anlegte. Dann stellte sie sich neben mich und sah mich traurig lächelnd an:"Es tut mir leid." Dann ging sie, und an ihre stelle trat Shinohara. Dieser betrachtete mich abfällig und nahm etwas in die Hand, das wie eine kleine Fernbedienung aussieht. "Wo.... Bin i-ch...?", krächzte ich heiser. Shinohara beachtete mich gar nicht. Doch mach einiger Zeit antwortete er mir. "Zuhause", sagte er, "du bist zuhause" Als er das sagte, erinnerte ich mich vage an den letzten Anblick den ich hatte bevor ich auf dem Boden aufschlug. "Aber... ", fing ich an, "Das Cochlea... Ist nicht mein zuhause... " Shinohara ging ein wenig um mich herum:"Das stimmt nicht ganz. Du bist zwar nicht hier geboren, aber dennoch war hier deine Geburtsstätte... " "Ich verstehe nicht ganz... ", sagte ich mit rauer Stimme. "Wie auch... ", seufzte Shinohara, "du warst noch nicht mal geboren, als deine Mutter mehr oder weniger freiwillig her kam. Du hättest eigentlich noch einen Eignungstest bestehen sollen, aber bevor wir den machen konnten, bist du von deiner Mutter geflohen, weswegen wir all die Jahre über versucht haben dich zu fangen. Wir haben dich immer beim kämpfen beobachtet, immer war jemand bei dir und bei deinem letzten Kampf hast du den Eignungstest letztendlich doch bestanden. Jetzt können wir dich auch endlich einsetzen. Mado hatte recht, du bist die letzte Hoffnung der Menschheit, obwohl du ein Ghoul bist." "Moment", krächzte ich, "ihr wusstet es schon die ganze Zeit?" Shinohara nickte:"Mado und ich wussten schließlich wer deine Mutter war." Das alles machte für mich keinen Sinn und da ich im Moment nicht in der Lage war, eine logische frage zu stellen, sah ich Shinohara einfach nur fragend an. Dieser seufzte:"Nagut, ich erklärs dir. Hast du dich je gefragt, woher du deine Stärke hast? Oder hast du schon mal darüber nachgedacht, wieso du jede einzelne Kralle kopierst, die du jemals in deinem leben gesehen hast? Oder woher deine hohe Verletzlichkeit kommt? Das alles waren wir, oder sagen wir es so, das alles hast du Mado zu verdanken. Er hat dieses Projekt ins leben gerufen. Er hat mir von allem erzählt, was sie mit dir gemacht haben, aber leider hat er nicht gesagt, wie man dich aktiviert. Das muss ich noch selbst herausfinden. Aber das krieg ich schon hin." "Was für ein Projekt?", wisperte ich. "Den Namen darf ich dir nicht sagen, aber dieses Projekt stellt Waffen gegen Ghoule her. Viele Experimente sind bereits gescheitert, aber du warst die erste, die sehr erfolgreich war. Durch deine hohe Verletzlichkeit bist du zwar nicht perfekt, aber immerhin. Du wirst die Menschheit retten, Mao." "Ich verstehe nicht", hauchte ich. Das alles macht doch keinen Sinn. "Nun gut,", sagte Shinohara,"dann drücke ich mich mal anders aus. Du bist ein Experiment. Wir haben dich geschaffen um die Ghoule auszulöschen. Aber du bist geflohen, bevor wir es zu Ende bringen konnten. Deswegen holen wir das jetzt nach." Ich hatte das Gefühl, irgendwas in mir bricht zusammen. Das konnte doch nicht wahr sein. Shinohara machte noch irgendwas und drückte dann auf die Fernbedienung. Als der erste Stromschlag meinen Körper zucken ließ, hatte ich bloß einen Gedanken: Wer bin ich?
DU LIEST GERADE
Survive, Exist or Live? GERMAN
FanfictionTOKYO GHOUL FANFICTION [BEENDET] Quinntessa ist eine erfolgreiche und grausame Ghoulermittlerin. Doch keiner weiß, was sie in Wirklichkeit ist. Und sie setzt alles daran, dass es niemand herausfindet. Wirklich alles. Sie opfert jeden und alles, nur...